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Wodka und Brot (German Edition)

Wodka und Brot (German Edition)

Titel: Wodka und Brot (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mira Magén
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einem doppelköpfigen Wesen mit mehreren Beinen zusammengeflossen war. Er wollte nichts anderes als Mineralwasser, ein Zeichen der Askese, von der seine Magerkeit überdeutlich zeugte. Ich trank einen Kaffee mit Milch.
    »Was ist los?«, fragte ich in einem gleichgültigen Ton, um das Gespräch mit ihm zu beginnen. »Was bedeutet die Glatze? Hast du etwas mit Buddha zu tun, mit Hare Krishna?« Ich versuchte zu lachen, aber es hörte sich säuerlich an.
    Obwohl ihm neunundvierzig Stunden und fünfzehn Minuten zur Verfügung gestanden hatten, um sich die Erklärung zu überlegen, die er mir geben wollte, schwieg er und betrachtete konzentriert die bläuliche Flasche, zwischen seinen Augenbrauen hatte sich eine tiefe Falte gebildet, ich kannte ihn, er wollte genau und präzise sein, auf diese Art hatte er die Akte eines Verbrechers studiert, in den Geheimnissen gewühlt, die winzige Stelle in der Naht gesucht, von der aus sich der Faden aufziehen und die ganze Geschichte freilegen ließ, um einen Freispruch zu erreichen. Er war so versunken, dass ich ihn in aller Ruhe betrachten konnte. Was war von ihm übrig? Alles, die gleichen Kieferknochen, die gleiche Stirn, es waren auch die gleichen intelligenten Finger, wenn man so etwas über Finger sagen konnte, die sich um die Flasche schlossen, mit dem gleichen physischen Druck, mit dem sie sich früher um eine Flasche Chardonnay geschlossen hatten, um eine Flasche Merlot oder Whiskey. Die Schlüsselbeine, der Adamsapfel, alles war gleich, nur die Masse hatte sich verringert, war ausgetrocknet, die Haut spannte sich über den Knochen. Als habe er sich bemüht, sich aus sich herauszuschälen, alles loszuwerden, was der Originalgideon im Lauf der Jahre angesammelt hatte, zu einem Minimum zu gelangen, zum Knochengerüst. Ich kenne ihn, er ist gründlich und pedantisch, er wird sich nicht damit zufriedengeben, er wird sich bis zum Embryo zurückziehen, bis zum Samenfaden, und von dort bis zu Bezalel, seinem Vater, der ihn gezeugt hat, und dann? Wird er dann die Tatsache anerkennen, dass es kein wirkliches Original gibt, und sagen, wenn es so ist, warum existiere ich dann überhaupt. Vielleicht hat er das ja schon erkannt und Tabletten geschluckt, hat einen Selbstmordversuch unternommen und wird es weiter tun, bis es ihm gelingt.
    Er konzentrierte seine Versuche auf die durchsichtige Plastikflasche, und als er schließlich die Augen hob, sah ich, dass auch sie erloschen waren, seine braunen Augen hatten an Bräune verloren, die Augäpfel waren durchsichtig geworden, glasiger und heller. Er schaute mich mit großer Gelassenheit an, ließ die Flasche los, faltete die Hände auf dem Tisch und sagte: »Sie sind schon gewachsen. Das Kurzgeschorene hat dir gut gestanden.«
    »Danke, aber dafür sind wir nicht zusammengekommen.« Ich verdächtigte ihn nicht, dass er mich mit Worten kaufen wollte, ich kannte ihn, aber ich wurde ungeduldig. Unsere Leben lagen vor uns auf dem Tisch wie zappelnde Fische, er sollte sie packen, aufschneiden, zerlegen, damit wir sehen konnten, was übrig war und womit wir von hier weggehen konnten. Doch er hob langsam die Hand zu seinem geschorenen Schädel, passte sich dem Rhythmus eines Anglers an, ließ die Füße ins Wasser hängen und wartete auf den Fisch, der den Fehler seines Lebens machen würde. Warte, sagte ich mir, hast du nicht neunundvierzig Stunden ausgehalten? Nimm noch einen tiefen Atemzug, nur keinen Druck ausüben. Die Kellnerin kam und fragte: »Noch etwas?«, Dann wandte sie sich wieder von uns ab, und er wölbte die Schultern, beugte sich zu mir und sagte: »Mir ist etwas passiert, Amiki, mir ist das Gefühl herausgerissen worden. Das hört sich unwahr an, aber so ist es. Ich bin nicht traurig, ich bin nicht froh, ich bin nicht sehnsüchtig, ich bin nicht zornig, ich liebe nicht. Nichts.«
    »Was ist mit einem Psychiater, mit Untersuchungen? Mit einer Reha?«
    Mit der gleichen Langmut, mit der er mich fassungslos gemacht hatte, wartete er nun, dass ich mich beruhigte, und sagte, er sei nicht behindert, und von ihm aus sei es inOrdnung, so weiterzuleben. Es genüge ihm, seinen Körper und seinen Geist zu behalten, es fehle ihm an nichts. Er brauche keine Anerkennung und keine Liebe, es interessiere ihn nicht, was andere über ihn dachten. Er brauche keine Bindung an einen anderen, er müsse nichts fühlen. Es stimme, er sei nicht gerade das Modell, das Gott vorgehabt hatte, aber das sei Gottes Problem.
    »Du irrst dich, Gideon, das ist

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