Wodka und Brot (German Edition)
jagte die andere.
Am Abend kam Amos zu uns, um seine Sachen abzuholen, Nadav empfing ihn mit der Mitteilung: »Meinem Vater fehlt Emerotion, deshalb ist er im Krankenhaus.«
Amos sah, dass ich ihm zuzwinkerte. »Emerotion? Das ist ein sehr wichtiger Stoff«, sagte er, machte die Schachtel auf und nahm das blonde Kätzchen heraus, die Kleine krümmte sich in seiner Hand und stieß ein Miauen aus, das von einer Ecke des Hofs zur anderen drang und andere Katzen aufscheuchte und sie veranlasste, ebenfalls zu heulen undzu miauen. Verblüfft von diesem lauten Empfang, richtete sie sich auf ihren kurzen Pfoten auf, spitzte die Ohren und lauschte den Stimmen ihrer Artgenossen. Der Junge berührte vorsichtig ihr blondes Fell. »Mama, sag Madonna, sie soll uns auch so eine Katze bringen.«
»Bis sie dir eine bringt, möchtest du vielleicht auf diese aufpassen?« Amos sagte, die zwei Schäferhunde, die er zu Hause habe, könnten der Kleinen etwas antun. Es wäre gut, wenn sie erst noch ein bisschen wachsen und längere Krallen bekommen würde, bevor er sie mitnahm. Nadav wusste sich kaum zu halten vor Freude. Genau in diesem Moment roch Wodka, dass etwas Neues passiert war, er kam begeistert angerannt, mit dem Gebell des Herrn über alle Dinge. Der Junge beugte sich schützend über die Katze und schob das Bein vor, um den Hund wegzujagen. Der Weggejagte begriff, dass er in einer Situation drei gegen einen nicht gewinnen konnte, er bellte kurz und beließ es dabei.
»Also, willst du auf sie aufpassen? Versorge sie gut.«
Nadav nickte ernsthaft, der Sohn des Alten klopfte ihm auf die Schulter und verließ das Haus, und ich folgte ihm und begleitete ihn zu seinem Auto.
»Ich kann mir denken, dass du es demnächst nicht so leicht haben wirst«, sagte er.
»Was wird mit dem Alten? Wer wird für ihn sorgen?«
»Der, der für die ganze Menschheit sorgt.« Er stellte seinen Rucksack ins Auto und schaute zum Haus seines Vaters hinüber. »Ich werde vermutlich immer mal wieder bei ihm vorbeischauen.« Sein Blick mied den Hof, auf dem sein Reifen über seinen Sohn gefahren war und den er seither nicht mehr betreten hatte. Jetzt wuchs Dornengestrüpp dort. »Nun, da man sein Herz in Ordnung gebracht hat, lässt er sich vielleicht in der Sache mit den Schuhen erweichen undgibt sie mir.« Er schaute mich an. Ein horizontaler Strahl der Abendsonne blitzte in seinen Augen auf, es fiel mir schwer, dem Blick der schwarzen Augen standzuhalten. Na und. Hatte jemand versprochen, dass das Leben leicht war? Die Sonne ließ Funken in einer Pupille aufsprühen, die zweite blieb stumpf, sie beleuchtete eine Clint-Eastwood-Falte, die andere blieb im Schatten. Eine Hälfte von ihm war im Licht, die andere im Dunkel, ein zögerndes Lächeln bewegte sich in seinem erleuchteten Auge und wurde vom dunklen verschluckt.
»Einen Moment, dein Schlüssel.« Er nahm unseren Schlüssel von seinem Bund und hielt ihn mir hin. »Und sag dem Mädchen Danke für die Katze«, sagte er noch, bevor er ins Auto stieg.
»Sie hat gesagt, sie hat dir eine Blondine gebracht, damit sie im Winter deine Nächte erwärmt.«
Er lächelte knapp und gab nicht preis, ob er jemanden hatte, der ihm im Winter die Nächte erwärmte.
Er drehte den Zündschlüssel um, fuhr aber noch nicht los, er zögerte, ob er noch etwas wegen des Alten sagen sollte oder über das Leben im Allgemeinen, und da kam ein schrecklicher Aufschrei aus dem Haus und zerschnitt die Luft. Er sprang aus dem Auto, rannte als erster ins Haus und ich hinterher, der Junge war so blass, dass er grau aussah, die Katze lag auf dem Boden, auf dem Rücken, und schrie, Wodka stand über ihr mit glühenden Augen und gefletschten Zähnen, und sein Knurren ließ das Geschirr im Trockengestell erzittern.
»Er hat sie vom Tisch geworfen, er will sie umbringen«, rief Nadav mit bebender Stimme.
Der Blick, den Amos dem Hund zuwarf, ließ ihn erstarren und lähmte ihn. »Rühr dich nicht«, fauchte er und versetzteihm einen Schlag auf die Schnauze. Er hob die kleine Katze hoch, tastete über ihren blonden Rücken. »Es ist ihr nichts passiert, sie ist geschmeidiger als eine Eidechse«, sagte er. »Los, bring ihr Milch, Junge. Sie hat neun Leben.« Er massierte ihren Rücken noch stärker, und in kürzester Zeit hatte er ihre Zuversicht ins Leben wiederhergestellt. Ich ging zu Nadav, um seinen zitternden Händen zu helfen und Milch in ein Schälchen zu gießen. Der Hund legte sich mit hängenden Ohren hin, verbarg die
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