Wodka und Brot (German Edition)
geschlagene Schnauze am Boden und machte sich klein.
»Wenn du eine Idee hast, welchen Namen sie bekommen soll, dann ruf mich an, damit ich zustimme.« Er legte seinen Arm um Nadavs schmale Schultern. »Er wird sie nicht noch einmal anrühren.« Er streckte drohend einen Fuß nach dem Hund aus, um ihn daran zu erinnern, dass es ein Gesetz und einen Richter gab. Dann verließ er das Haus, stieg ins Auto und fuhr los.
Ganz ohne Absicht und ohne Ehemann waren wir eine vierköpfige Familie geworden, mit einem Dutzend Beinen und zwei Schwänzen. Der Alte wird nach Hause kommen, er wird den Bevölkerungszuwachs sehen und mich anklagen, den Mietvertrag gebrochen zu haben. Aber warum schwarzsehen? Vielleicht wird der Alte mit einem reparierten Herzen zurückkommen und großzügig und milde gegen alle Mitgeschöpfe sein.
Dank dem Aufpasser dort oben, der gewusst hatte, wann er diese Katze in unser Leben schicken sollte, die Katze, die das Herz des Jungen eroberte, als wäre ihm eine Schwester geboren worden. Danke für das Gleichgewicht, er hat uns an einer Stelle etwas genommen und an einer anderen etwas gegeben. Einen ganzen Abend lang fiel kein Wortüber seinen Vater, es ging nur darum, wo sie schlafen sollte, wie sie Pipi macht und was ist, wenn sie nachts jammert, oder wenn sie friert und zu ihrer Mutter möchte … Er legte sie vor der Badewanne ab, als er sich wusch, sie wich vor dem Wasser zurück, das auf sie spritzte, und er war glücklich.
»Ich weiß es, Mama! Emotion!«
»Was für eine Emotion?«
»Der Name für die Katze, Emotion.«
»Du musst Herrn Levis Sohn fragen, ob er einverstanden ist.«
Nackt, nur in ein Handtuch gewickelt, wartete er, bis ich auf dem Handy seine Nummer gewählt hatte.
»Ich habe einen Namen für sie, Emotion«, schrie er ins Handy.
»Emotion? Gib mir einen Tag zum Nachdenken«, antwortete das Herrchen.
»In Ordnung«, sagte der Vormund und gab mir das Handy zurück.
Wieder wurde uns bewiesen, dass die Schöpfung im Gleichgewicht war, eine Emotion ging verloren, und wir hatten eine andere dafür bekommen.
Wodka schlief neben der Tür ein, armselig und besiegt, das blonde Kätzchen schlief in einer Waschschüssel, die wir für sie ausgepolstert hatten, neben dem Bett des Jungen, der Junge schlief ein, mit dem Gesicht zur Waschschüssel. Ich ging hinaus, setzte mich auf die Schaukel, betrachtete das Leben und sagte, warte ein bisschen, Leben, schaukle auch du ein wenig, was hast du es so eilig? Hole tief Luft, zieh diese Nacht in dich ein, lass dich vom Hier und Jetzt berauschen, da ist der magere Mond, der über dem Wald hängt,die Grille, die irgendwo im Gras zirpt, ein trockenes Blatt, das vom Zitronenbaum fällt, ein Junge, der in seinem Bett schläft, eine Katze in ihrer Waschschüssel, ein gekränkter Hund. Nur keinen Millimeter weiter denken.
Halte dich ruhig, Leben. Hör auf mit »was wird mit dem Laden sein, was wird mit der Bank sein«, du wirst es nicht schaffen, du wirst mich nicht dazu bringen, Selbstmitleid zu haben, weil ich nicht den Mann habe, den ich hatte, du wirst mich nicht dazu bringen, dass ich in dem wühle, was ich hatte, und mir einen folkloristischen Abend mache mit »warum ist mir das passiert und wie«.
Mag sein, dass auf irgendeinem Berg oder in irgendeiner Bar ein magerer, kahl geschorener Mann mit einer verbundenen Hand sitzt, den letzten Schimmer des Lichts betrachtet, den der Steinball über uns zurückwirft, und am Rand der Atmosphäre kreuzt sich die Bahn seines Blickes mit meinem. Nun, und wenn? Nichts. Es ist Zeit für weniger Romantik, es ist Zeit, die beiden Vögel auf dem Baum in Ruhe zu lassen und den festzuhalten, den man in der Hand hat. Ich bin gesund, ich habe einen wunderbaren Sohn, einen hinkenden Laden, einen Beruf, einen Hund und eine Katze, wie viele Menschen auf der Welt können eine solche Vermögenserklärung vorweisen? Unter uns, ich habe keine schlechten Karten für dieses Spiel, das man Leben nennt, und ich habe genug Geschicklichkeit und den Wunsch, es richtig zu spielen.
Die Schaukel schaukelte mich und ließ das Leben eindösen, das sich neben mich setzte, bis es bequem und entspannt wurde. Der Duft der feuchten Kiefern erfüllte den Garten, ein Stück wunderbare Gegenwart umfing mich. Derselbe Gott, der mir am Mittag den Himmel über dem Russischen Platz zerschmettert hatte, hatte ihn bis zumAbend repariert, er hatte ihn gespannt und Sterne darübergestreut.
Das Telefon klingelte. Hoffentlich der Mann vom Berg
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