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Wodka und Brot (German Edition)

Wodka und Brot (German Edition)

Titel: Wodka und Brot (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mira Magén
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den Händen hielten und sehr beschäftigt und repräsentativ geworden waren. Hör auf mit den unbekannten Soldaten, Amiki, mit den Vögeln und den schwarzen Jeeps, was du auch tust, du wirst es nicht schaffen, den Kopf zu Hause zu lassen, auch wenn einer mit einem Messer kommt und droht, das mit dir zu machen, was der Alte mit dem Hahn getan hat.
    Ich gab mich geschlagen und rief an.
    »Schön, dass du mich Amiki genannt hast.«
    »So habe ich dich genannt? Das ist mir nicht aufgefallen. Wir haben viele Male versucht, dich zu erreichen, du warst nicht da, ist so viel los im Laden?«
    »Vorhin ja, jetzt ist es normal.« Eine weiße Lüge, keine schlimme, weiße Lügen verblassen schnell. Also erzählte ich nichts von meiner neuen Frisur und von dem Alten und dem Hahn und fragte nicht, wer Nadja war, nicht schlimm.Wodka bellte im Hintergrund, und der Junge sagte, Papa, los, ich möchte mit ihr sprechen.
    »Gut, sprich erst mit ihm.«
    »Mama, erlaubst du, dass ich noch zwei oder drei Tage bei Papa bleibe?«
    »So lange du willst.«
    Seine Jubelschreie verbreiterten die kleinen Löcher im Handy, sie brachen heraus und verstreuten sich in der Welt.
    »Darf Wodka auch bleiben?«
    »Klar«, rief Gideon dazwischen. Das Gewicht des Jungen reichte ihm nicht, er brauchte auch den Hund, um die Balance zu halten.
    Ich fuhr zum Strand von Tel Aviv, trank eine Flasche Mineralwasser und verkündete dem Mittelmeer: Etwas ist mit dem Mann passiert, den ich geheiratet habe. Er ist verschwunden und hat mir stattdessen einen anderen zurückgelassen. Zufällig kam eine Möwe vorbei, hörte mich, machte den Schnabel zu und unterdrückte ihren Schrei. Hätte sie einen Mund gehabt, hätte sie gesagt, was willst du, es ist sein gutes Recht, sich andere Gewohnheiten zuzulegen, es ist sein gutes Recht, sich zu ändern …
    »Es geht nicht um Gewohnheiten, Dummkopf, es geht um die Persönlichkeit«, sagte ich, aber die Möwe verlor das Interesse, ließ den Schrei los, den sie unterdrückt hatte, und flog davon. Es war sinnlos, am Ufer des wogenden Meeres zu stehen und die Bruchstücke des Lebens zu beklagen, eine endlose Masse von Wasser und Energie, was ging es sie an. Bevor wir ein Kind bekommen und bevor wir unsere Diplome in den Händen gehalten hatten, waren wir in den Semesterferien abends hierhergefahren, Gideon hattemich auf den Rücken genommen und war den Strand entlanggerannt und hatte laut gezählt, und wenn er die Zahl 69 erreicht hatte, hatte er mich ins Wasser geworfen und war hinterhergesprungen, war getaucht und hatte weitergezählt, bis er bei hundert war. Wir hatten uns im Wasser umarmt, und ich vergaß Gott, und manchmal erinnerte ich mich eine ganze Nacht lang nicht an ihn. Gideon trug damals Sportschuhe, made in Israel, die beim Gehen quietschten, und ihre Schnürsenkel klatschten. Dann wurde er Rechtsanwalt und trug schwarze Schuhe, made in Israel, und später trug er ausländische Schuhe, ihre Sohlen waren besser und ließen nur ein autoritäres, energisches Tack-Tack hören. Seine Robe, die zweimal im Monat zur Reinigung gebracht wurde, betonte seine geraden Schultern, und ihre Schöße bewegten sich wie die Flügel eines großen schwarzen Vogels, die mittelmäßigen Vögel beim Gericht wichen zurück, wenn er durch die Flure lief. Wenn er vor dem Richter stand und seine Verteidigungsrede hielt, brachte er mit seinen theatralischen Bewegungen die Ärmel zum Schwingen, elegant, düster, und verlieh seinem Klienten einen heiligen Ernst, auch wenn dieser nur ein einfacher Gauner war. Wenn er nach Hause kam, zog er kurze Hosen und Sandalen an, fuhr sich vor dem Spiegel durch die Haare und sagte, ich habe heute eine gute Show geliefert. Er gab an und verspottete sich zugleich. Er liebte und hasste und tat alles mit der gleichen Inbrunst.
    Ich hatte das Handy, diesen beißenden Schuldeneintreiber der Aufmerksamkeit, im Auto zurückgelassen. Falls im Laden Feuer ausbrach oder auf dem Roten Meer ein Tsunami erwartet wurde, ich würde es nicht wissen. Eine ältere Frau mit Zellulitisbeinen und einer Karotte in der Hand kammir entgegen, blieb stehen und sagte: »Sie sollten einen Hut aufsetzen, sonst bekommen Sie noch einen Sonnenstich.« Die kräftig orangefarbene Karotte in ihrer Hand schien zu brennen.
    »Ich bin nur für einen Moment hergekommen«, antwortete ich auf ihre mütterliche Fürsorge.
    »Warum nur für einen Moment? Das Meer ist ein hervorragender Ort, aber man braucht einen Hut.«
    Ich betrachtete ihre dicken

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