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Wodka und Brot (German Edition)

Wodka und Brot (German Edition)

Titel: Wodka und Brot (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mira Magén
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Leben eingezogen. Nur der Tod befreit von derPflicht.« Bergab stellte ich meinen nackten Fuß auf die Bremse und die Bäume flogen an mir vorbei. »Unbekannte Soldaten …«, sang ich, und der Fahrtwind aus dem offenen Fenster strich über meinen geschorenen Kopf, nahm mir die Worte vom Mund, zerriss sie zu Silben und verstreute sie in der Luft. Das Handy klingelte, ich nahm nicht ab, Gideon, der Junge, der Laden, der Hund, mein Bruder Jonathan – alle konnten warten. »Von der Pflicht befreit nur der Tod.« Ich sang es sechs, sieben, acht Mal, wie eine CD, die stecken geblieben ist. Doch wer mich von mir selbst befreite, war nicht der Tod, sondern die Polizei. Ein Laserstrahl hatte gemessen, ein Streifenwagen verfolgte mich, eine Lautsprecherstimme befahl, ich fuhr zum Straßenrand und blieb stehen. »Wollen Sie sich umbringen? Dann nehmen Sie lieber Tabletten oder trinken Sie Reinigungsmittel«, sagte der Polizist, »dann sterben Sie wenigstens allein und nehmen nicht noch andere mit.« Er hatte gute Gründe für seinen Verdacht, ich könnte aus einer Anstalt geflohen sein und den Mazda gestohlen haben, barfuß, mit geschorenem Kopf, ohne Handtasche, ohne Uhr, ohne Ring. Er stellte Fragen, er prüfte meinen Führerschein, er kontrollierte die Angaben im Polizeicomputer und fand, dass ich wirklich ich war, dass ich nicht irgendwo entlaufen war oder etwas gestohlen hatte, und der Haifisch, den er gejagt hatte, wurde zu einer Sardine, die dreißig Kilometer schneller als erlaubt gefahren war. Er füllte ein Formular aus, wieder klingelte mein Handy, und ich ließ es klingeln. Früher gab es keine Telefone und die Katastrophen warteten auf die Brieftauben oder Kuriere, die sie meldeten, also konnten Katastrophen warten. Der Polizist war fertig, aber noch nicht beruhigt. Das, was er mit eigenen Augen gesehen hatte, passte nicht zu den Details in meinen Papieren.
    »Warum sind Sie barfuß? Hat man Sie von zu Hause weggejagt?«
    »Ich habe ein Problem mit Schuhen«, sagte ich, das Handy klingelte wieder, und ich rührte es nicht an.
    Er schaute mich an, versuchte, die Ursache für den Fehler zu finden, gab mir den Strafzettel und sagte: »Ich hätte Ihnen den Führerschein auf der Stelle abgenommen, aber wie sollten Sie zu Fuß gehen? Die Straße ist glühend heiß, Sie würden Verbrennungen dritten Grades bekommen.«
    »Sie sind ein guter Mensch«, sagte ich und ließ das Auto an. Ich blieb auf der rechten Spur und fuhr mit der Geschwindigkeit eines Traktors. Es ist nicht diese Straße, Herr Polizist, es ist die Erde, die brennt, sie klopft an die Erdkugel und bittet, eingelassen zu werden. Ja, auch die Erde. Zeigen Sie mir etwas auf der Welt, das nicht irgendwo hineingeht, das nicht gefangen ist, nicht eingesperrt, das nicht versucht, zu zerschneiden, zu zerreißen, zu zerbrechen. Zeigen Sie mir einen Menschen, der nach oben fällt oder einen Totenschädel, an dem Fleisch wächst. Was ich damit sagen möchte, Herr Polizist? Dass es das ist, was mir den Kopf voll macht, wenn ich versuche, meine Lieben herauszubekommen. Unter uns, Herr Polizist, wirre Gedanken sind doch Alkohol und Drogen vorzuziehen, nicht wahr? Wieder klingelte mein Handy. Sollte es doch klingeln. Wenn du ihm dein Ohr leihst, werden deine Lieben in deinen Gehörgang eindringen und dein Gehirn überfallen. Führe Selbstgespräche über Dinge, die nichts mit deinem Leben zu tun haben, zum Beispiel: Vögel laufen nicht über glühende Straßen, hohe Absätze drücken die Gaspedale von schwarzen Jeeps, irgendwo auf der Welt, in irgendeinem Loch drückt das Leben auf einen Mann, und er sagt, wenn es so ist, warum ich, und noch andere zerrissene Sätze.
    Heute Abend werden der Polizist und seine Frau Suppe essen, er wird Salz streuen und sagen, was für eine Irre ich  heute angehalten habe, das kannst du dir nicht vorstellen.
    Ich fuhr an den Straßenrand, denn das Telefon klingelte schon wieder, ich wartete, bis es aufhörte, dann nahm ich es in die Hand. Drei Nachrichten waren aufgenommen.
    »Mama, erlaubst du, dass ich … Mama?«
    »Mama, Mama … Es geht niemand dran, Papa.«
    »Amiki, lass was von dir hören.«
    Der Junge wollte meine Zustimmung zu etwas. Sein Vater benutzte den Kosenamen aus unserer alten Welt. Amiki. Aber es war nicht das laute, lebendige Amiki-Rufen von früher. In der gleichen Recyclingtonne befand sich auch das »Gidi«, so hatte ich ihn früher genannt. Kosenamen, auf die wir verzichtet hatten, nachdem wir unsere Diplome in

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