Wölfe der ewigen Nacht (German Edition)
dahin totschlage.« Da würden wohl noch ein paar animierte Köpfe fallen, bis er wieder an den Rechner konnte. Er sah, wie das Licht der Kamera erlosch, und nahm sich vor, ab jetzt entweder die Kamera abzudecken oder seine kleinen Entspannungsübungen ins Badezimmer zu verlegen.
Als Erik den Speisesaal betrat, saß Sylvester schon an seinem angestammten Platz und spielte mit seinem Handy. Er war wirklich sehr erleichtert gewesen, als diese Snow ihn wieder zu Verstand gebracht hatte. Auch wenn er jetzt davon überzeugt war, dass sie seine ehemalige Menschenfreundin war. Er hatte seinen Bruder noch nie so haltlos und aufgebracht erlebt. Er hatte sogar Josh bedroht. Und das wollte etwas heißen. Sylvester liebte Josh mehr als alle anderen Geschwister. Apropos Geschwister. Hatte Josh schon ihrer Mutter Bescheid gesagt? Sie war bei der Hochzeit von Cass und Josh etwas durch den Wind gewesen, nachdem sie Sylvester im Keller gesehen hatte. Das musste er ihn später unbedingt noch fragen.
»Hey Bruder. Wie geht’s dir?« Er zuckte nur mit den Schultern.
»Ich gehe wieder auf zwei Beinen und kann reden.« Immerhin hatte er noch etwas Humor behalten. Nichts war schlimmer als ein viel zu ernster Sylvester.
»Konntest du das vorher auch schon?« Sylvester stieß ihn spielerisch an der Schulter und blickte dann wieder auf sein Handy. Als Erik einen Blick darauf warf, sah er verschiedene Fotos von der kleinen Blondine. Zusammen mit Sylvester. Also musste doch etwas an seiner Geschichte dran sein.
»Wie lange kanntest du Snow schon, bevor das in der Fabrik passierte?«
»Maya! Sie heißt Maya.« Er legte das Handy beiseite und sah dann zur Decke.
»Ich kannte sie zu lange, um über ihren Tod hinwegsehen zu können, als wäre sie nie da gewesen. Das klappt einfach nicht bei mir.«
»Wusste sie alles über dich?« Er nickte.
»Sie wusste, dass du ein Wolf bist?« Sylvester sah schuldbewusst zu Boden.
»Als wir das erste Mal miteinander geschlafen haben, hab ich wohl irgendwie die Beherrschung verloren und meine Aura kam zum Vorschein.« Das überraschte Erik. Sein Bruder war normalerweise ein besonnener und kontrollierter Mann. Wie das Mädchen wohl reagiert hatte?
»Und sie ist daraufhin nicht schreiend weggerannt?« Sylvester lachte.
»Nein. Sie war eher fasziniert und wollte alles über die Wölfe wissen.« In diesen Moment ging die Tür auf und Josh trat zusammen mit den anderen ein. Nach einem kurzen Blick zu Sylvester sagte er in die Runde: »Robert ist vor einer halben Stunde zum Flughafen gefahren.« Alle sahen zu Sylvester. Niemandem war die offene Rivalität der beiden entgangen. Obwohl Robert mehr an Snows Sicherheit interessiert gewesen war, als an ihr Selbst. Sylvester hingegen würde wahrscheinlich mit jedem um sie kämpfen und keiner im Rudel war so dumm, es auch nur bei ihr zu versuchen. Erik klopfte ihm brüderlich auf die Schulter und konzentrierte sich dann wieder auf Josh, der seinen Platz am Ende des langen Tisches einnahm.
----
11. Kapitel
Robert war weg! Er war wirklich ohne sie gegangen. Und das Schlimmste? Er hatte sich nicht von ihr verabschiedet. Oder hatte Sylvester etwas damit zu tun? Hatte er ihn raus geworfen? Sie sah sich in dem Gästezimmer um, wo sie ihn eigentlich hatte überreden wollen, dass er sie doch wieder mitnimmt. Panik erfasste sie. Ohne großartig darüber nachzudenken, lief sie aus dem Herrenhaus und hielt sich ein Taxi an.
»Zum Flughafen. Ich hab es eilig.« Der Fahrer nickte und raste förmlich davon.
Wie würde Robert reagieren? Würde er sich freuen oder würde er verärgert sein? Nein, er würde sie nicht ausschimpfen. Er mochte sie, das wusste sie. Es musste einfach so sein. Er wollte Vivien nur nicht verletzen. Und sein Rudel bedeutete ihm auch zu viel.
Eine neue Idee formte sich in ihrem Kopf. Sie könnte sich doch in der Nähe des Rudels eine Wohnung mieten und sich am Wochenende oder sogar unter der Woche mit ihm treffen. Für ihn würde sie alles tun. Ihre Gedanken schweiften ab und sie konnte es kaum noch erwarten, Robert ihre Idee zu offenbaren.
Noch während sie zum Flughafen fuhr, schossen ihr plötzlich andere, unwirkliche Gedanken durch den Kopf. Und immer wieder kam ihr ein Name in den Sinn. Sylvester.
In der Kerkerzelle hatte sie furchtbare Angst vor ihm gehabt und trotzdem hatte seine Gegenwart tröstend gewirkt. Vertraut. Aber sie liebte ihn nicht und genau deswegen ging sie Robert hinterher. Das Taxi hielt vor dem Flughafen, und
Weitere Kostenlose Bücher