Wölfe der ewigen Nacht (German Edition)
Hilfsprojekte sie in der Stadt unterstützen könnte.« Er schüttelte amüsiert den Kopf.
»Sie ist unglaublich.« Susan hatte ihr nach Dereks Flucht schon über Carlas Kunstliebhaberei erzählt. Und das Kloster hatte diese Liebhaberei wohl in Nächstenliebe umgewandelt. Besser, als wenn sie sich jetzt in ein hochnäsiges Modepüppchen verwandeln würde.
»Geh ruhig hoch. Sie war schon den ganzen Morgen völlig aus dem Häuschen, dass du mit ihr zusammen das Brautkleid aussuchst.« Er nahm ihr Charlott ab, die sich sofort an ihn schmiegte und ein zufriedenes Gurren von sich gab. Das war neu. Aber so, wie sich Richard und Carla um die Kleine bemühten, war es kein Wunder, dass Charlott sie als ihre Eltern adoptiert hatte. Sie legte ihre Hand auf ihren Bauch, eine Geste, die sie in letzter Zeit immer unbewusster machte, und freute sich insgeheim, dass sie bald ihr eigenes Kind im Arm halten konnte.
»Also gut. Dann schau ich mal, wo sie bleibt.« »Nimm ihr am besten das Telefon weg, wenn sie immer noch telefoniert.« Carla war eine richtige Quasseltante. Immerhin hatte sie über dreißig Jahre stilles Klosterleben abzuarbeiten.
William hatte ihr vor ein paar Monaten gesagt, dass Carla früher sehr quirlig und sehr neugierig gewesen war. Seit ihrer Hochzeit mit Derek hatte sie sich in eine stille und zurückhaltende Person verwandelt.
Aber jetzt schien sie sich mit Richard sehr wohl zu fühlen. Das spürte sie schon bei den ersten Telefonaten. Er tat ihr gut. Er liebte sie über alles und würde für sie den Mond vom Himmel holen.
Als Cass das Schlafzimmer von Carla und Richard betrat, hörte sie Carla im Bad. Und ja, sie telefonierte immer noch.
»Auf jeden Fall. Die Gartenanlage in dem Kloster wäre perfekt für das Titelbild. Und die Oberin ist eine sehr nette Frau. Sie unterstützen das Obdachlosenheim und helfen, wo sie können.« In einem roten Rollkragenpullover und mit schwarzen Jeans kam Carla heraus und lächelte strahlend, als sie Cass sah. Sie hob den Zeigefinger, um ihr zu signalisieren, dass es noch eine Minute dauern würde.
Cass sah sich in der Zwischenzeit um. Auch hier lagen überall Spielzeuge und Plüschtiere herum. Neben dem Bett war ein Stapel mit Bilderbüchern und Cass konnte sich richtig vorstellen, wie die Drei abends auf dem großen Bett saßen und gemeinsam Bücher ansahen. Ein hübsches, kleines Familienidyll.
Bei ihren Adoptiveltern war es auch so gewesen. Selbst im Teenager alter waren Carmen und sie mit jedem Problem zu ihren Eltern gegangen. Sie wusste noch genau, wie ihre Mutter in die Luft gegangen war, als Cass von dem Gerücht in der Schule erzählt hatte. Zwar konnten sie es nicht aus der Welt schaffen, aber es hatte sie unheimlich aufgebaut, dass sie ihr geglaubt hatte.
Sogar bei ihrer Einschätzung gegenüber Rick hatte sie recht behalten. Er hatte sie in ihrer schweren Zeit einfach verlassen. Als sie ihn vor ein paar Monaten getroffen hatte, schien er zwar wieder an ihr interessiert zu sein, aber damals hatte sie schon ihren Josh. Sie hatte einen netten kleinen Plausch mit ihm gemacht und war dann wieder zu Annika gegangen.
Auch was Annika anging, hatte ihre Mutter recht behalten. Schon im Kindergarten hatte sie gesagt, dass die hübsche Blondine eine sehr gute Freundin war, auf die man sich verlassen konnte. Auch wenn sie etwas aufgekratzt und laut war. In jeder Lebenslage hatte sie bis jetzt zu Cass gehalten, egal worum es ging.
»Hallo Schatz. Wir können los.« Carla riss sie damit aus ihren Gedanken.
Seit der Schwangerschaft war ihre Beziehung von etwas befremdlich zu freundschaftlich geworden. Cassandra sah in ihr nicht unbedingt die Mutter, sondern viel mehr eine Freundin oder Schwester. Das entspannte die Situation um einiges. Auch Carlas Jugend bzw. ihr jugendliches Aussehen trugen viel dazu bei, dass Cass sich mit ihr zusammen wohl fühlte. Carla und Cass telefonierten mindestens zweimal in der Woche miteinander und trafen sich am Wochenende oft zum Shoppen.
Da Derek immer noch auf freiem Fuß war und beide Rudel bedroht waren, wurden die Frauen immer von mindestens einem Wachmann begleitet, was manchmal ziemlich nervtötend sein konnte, vor allem, wenn man mal etwas expliziter in den Ausführungen über einen Mann oder ein Erlebnis werden wollte.
Cass hörte das Rascheln des Stoffes und sah wieder auf. Carla sah wirklich bezaubernd aus. Und jedes Mal war es, als würde sie in einen Spiegel schauen, wenn sie sich mit ihrer Mutter traf. Wie heute zur
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