Wölfe der ewigen Nacht (German Edition)
Geschäft mit dreiundzwanzig eröffnet und selbst designte und, von ihrer besten Freundin, genähte Kleidung verkauft. Jetzt, vier Jahre später, hatte sie sich in der Modewelt einen guten Namen geschaffen und auch etwas Geld zur Seite legen können. Ein kleines Polster, für schlechtere Zeiten.
Sie lächelte, als sie an die Anfangszeit zurückdachte. Johanna, ihre beste Freundin und Näherin der Designerkleider, hatte sie immer wieder darin bestärkt, ihre Entwürfe an Modezeitungen und Designer zu schicken. Leider ohne Erfolg.
Zu ihrem dreiundzwanzigsten Geburtstag hatte Johanna ihr zwei ihrer selbst entworfenen Kleider genäht, und als sie damit zu einer Party gingen, wollten alle Frauen sofort wissen, wo man diese Kleider kaufen konnte. Und schon konnten sie sich vor Aufträgen kaum retten.
Ein halbes Jahr später hatten sie ein solides Einkommen durch den Verkauf und entschieden sich, gemeinsam diese Boutique zu eröffnen. Im hinteren Bereich nähte Johanna und im vorderen Bereich wurde verkauft. Katharina durfte die farbliche Gestaltung und die Dekoration übernehmen, Johanna wollte nur über den »Fertigungsbereich« bestimmen. Zum Glück kamen sie zwei Frauen so gut miteinander aus. Was wohl mehr Johannas lieben und zurückhaltenden Gemüt zu Schulden war. Jede andere hätte Katharina wohl schon längst umgebracht.
Die Klingel der Eingangstür riss sie aus den Erinnerungen. Doch dort stand keine Kundin, sondern Johanna.
Am ganzen Leib zitternd und mit einer großen Sonnenbrille, stand sie mitten im Eingang mit einer Reisetasche in der Hand. Katharina ging ohne ein Wort auf sie zu und nahm ihrer Freundin die Sonnenbrille ab.
»Ich bringe diesen Scheißkerl um.« Johannas linkes Auge war violett und völlig geschwollen.
»Kann ich vorübergehend bei dir schlafen?« Katharina nickte eifrig und nahm Johanna tröstend in den Arm.
----
1. Kapitel
Katharina war gerade über der Bezahlung von Rechnungen, als die Türklingel betätigt wurde.
»Ach komm schon. Ich hab bis jetzt nur Gutes von der Boutique gehört. Alle meine Freundinnen kaufen hier ihre Kleider für den Ball.« Oh je. Noch so eine reiche, verwöhnte Göre. Sie atmete tief durch und sah zur Tür.
Ein großer schwarz haariger Mann im edlen Anzug wurde von einer kleineren Ausgabe von ihm in den Laden gezerrt. Und es war wirklich ein Zerren. Für ihren Vater war er eindeutig noch zu jung, also musste es ihr Bruder sein. Sie stand von ihrem Hocker auf und trat hinter dem Tresen hervor.
»Schönen guten Tag. Wie kann ich ihnen helfen?« Das junge Mädchen sah mit großen, glänzenden Augen auf die vielen Kleider und wandte sich dann an Katharina.
»Hallo. Ich brauche ein Kleid für den Winterball an der Highschool. Am liebsten etwas in Rosa.« Der junge Mann stöhnte gequält auf. Sie musterte das Mädchen eindringlich und erwiderte dann: »Ich an deiner Stelle würde ein blasses blau nehmen. Das bringt deine wunderschönen Haare zur Geltung und mit dem richtigen Schnitt können wir dir auch noch ein paar Kurven hinzu mogeln.« Das Glänzen in den Augen des Mädchens nahm immer mehr zu und der Mann hob belustigt seine Augenbrauen.
»Als ich das Gleiche gesagt habe, wurde mir schlechter Geschmack vorgeworfen.« Katharina zuckte mit den Schultern und erwiderte gleichzeitig mit dem Mädchen: »Typisch Mann.« Sie wandte sich wieder dem Mädchen zu.
»Zieh mal bitte deinen Mantel aus.« Nachdem das erledigt war, umkreiste sie das Mädchen und nickte dann.
»Johanna?« Aus dem hinteren Teil des Ladens ertönten Schritte und ihre Freundin erschien. Ihre blonden Haare waren mit einem Haarreifen nach hinten frisiert und sie trug einen unförmigen gelben Pullover und eine noch schlimmere, braune Hose.
»Haben wir noch das blaue Kleid von dem Fotoshooting mit der Modezeitung?« Johanna sah das schwarz haarige Mädchen an und lächelte verstehend.
»Ja. Ich hol es gleich.« Und damit verschwand sie wieder. Sie war schon immer furchtbar schüchtern gewesen und hatte Katharina den ganzen Kundenkontakt überlassen. Natürlich übernahm sie selbst die Maßabnahme und die verschiedenen Anproben, hatte aber sonst keinen Kontakt mit anderen. Sie war glücklich in ihrem kleinen Schneckenhaus. Nur ein paar Momente später kam sie mit dem gewünschten Kleid wieder und reichte es Katharina.
»Das damalige Model war aber etwas kräftiger als die junge Dame hier. Wir werden auf jeden Fall etwas abnähen müssen.« Katharina nickte und zeigte dem jungen
Weitere Kostenlose Bücher