Wölfe der ewigen Nacht (German Edition)
Blut getrunken. Kurz bevor mich mein Stiefvater rettete, hätte mich dieser Mistkerl fast verbluten lassen. Alexej hat mich wieder gesund gepflegt.« Die ganze Zeit, während ihr die Worte nur so aus dem Mund sprudelten, sah sie ihn nicht einmal an.
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27. Kapitel
Eine Schwester kam ins Wartezimmer und Josh sprang sofort auf.
»Ihre Frau ist wach und verlangt, sie zu sehen.« Er folgte der Schwester und betrat das Zimmer, auf das sie deutete. Ein Arzt stand am Fußende des Bettes und sah sich ihre Akte an, während er auf verschiedenen Blättern Einträge notierte. Josh kannte ihn. Er war auch ein Wolf und kam aller fünfzig Jahre nach Alexandria, um hier als Arzt zu praktizieren.
Für Wölfe, die in der Öffentlichkeit standen, war es nicht immer einfach. Waren sie zu lange an einem Ort, kamen irgendwann Fragen auf, warum man nicht alterte. Aus diesem Grund wechselten sie aller paar Jahre den Namen und den Wohnort.
»Es wird noch etwas dauern, aber sie sind bald wieder auf den Beinen.« Als er ihr Gesicht erblickte, blieb er kurz stehen. Ihre Haut war wächsern und durchschimmernd, aber nicht mehr so aschfahl wie bei dem Abtransport ins Krankenhaus. Als sie ihn ansah, gelang ihr ein schiefes Grinsen.
»Seh ich so schlimm aus?« Ihre Stimme war kratzig und tiefer als sonst. In jeder anderen Situation hätte er mit Erregung darauf reagiert, aber sie jetzt so schwach und zerbrechlich im Bett liegen zu sehen, zerstörte jede erotische Empfindung in ihm.
»Du bist wunderschön, wie immer.« Sie hob ihre kleine Hand und winkte schwach ab.
»Du Lügner. Ich seh auf jeden Fall scheiße aus, weil ich mich auch so fühle.« Er ging zu ihr ans Bett und küsste sie zärtlich auf den Mund.
»Wie geht es meinem Baby?« Diese Frage zauberte ein kleines Lächeln auf sein Gesicht.
»Ihr geht es prächtig. Deine Mutter kümmert sich gerade um sie.« Cassandras Augen funkelten aufgeregt.
»Kann ich sie sehen?« Der Arzt verhinderte Joshs Antwort.
»Das geht leider nicht. Hier auf der Intensivstation sind Säuglinge nicht erlaubt. Wegen der Ansteckungsgefahr.« Josh bemerkte sofort, wie sie zusammenzuckte und schließlich ihre Schultern hängen ließ. Eine Träne stahl sich aus ihrem Augenwinkel und rann über ihre Wange.
»Ach Süße.« Er nahm sie vorsichtig in den Arm. »Du bleibst doch nicht ewig hier. Und dann haben wir mindestens zwölf Jahre, bevor sie in die Pubertät kommt und es ihr peinlich wird, mit uns zu kuscheln.« Sie musste schmunzeln, was allerdings nicht sehr lange anhielt. Wieder meldete sich der Arzt zu Wort.
»Sie sollten sich jetzt ausruhen und etwas schlafen.« Der Arzt bat Josh durch eine auffordernde Geste seiner Hand vor die Tür.
»Ich wollte zuerst mit ihnen reden, weil ihre Frau noch nicht wieder ganz auf dem Damm ist. Die Wolfsaura zeigt sich normalerweise nur in Gefahrensituationen oder wenn sie absichtlich heraufbeschworen wird.« Worauf wollte er hinaus? Josh wusste doch schon, dass die Geburt schwer gewesen war. Der Arzt räusperte sich.
»Wäre sie kein Wolf, hätte sie diese Geburt nicht überstanden.« Hatte er ihn eben richtig verstanden? Er spürte, wie alles Blut aus seinem Gesicht wich und für einen kurzen Moment schwankte seine Welt. Der Arzt räusperte sich ein weiteres Mal, um seine Aufmerksamkeit zu erhalten.
»Sie darf keine Kinder mehr bekommen. Das nächste Mal wird sie nicht mehr so viel Glück haben.« Das war ein noch größerer Schlag für ihn. Wie sollte er das Cassandra beibringen? Sie hatte so oft erwähnt, dass sie viele Kinder haben wollte. Dass ihr eines auf keinen Fall reichen würde und das Josh wohl irgendwann anbauen musste. Und sie hatte es Ernst gemeint.
Josh nickte dem Arzt stumm zu und sah durch das Fenster des Privatzimmers zu Cass, die schlafend im Bett lag. Sie war so blass und in seinen Augen schon wieder viel zu dünn. Der Babybauch fehlte. Und er würde sie wohl nie wieder in einem schwangeren Zustand sehen können.
Er spürte, wie sich seine Augen mit Tränen füllten, und verschwand in das Treppenhaus, das wenige Meter von Cassandras Zimmer entfernt war. Als sich die Tür hinter ihm schloss, ließ er sich zu Boden gleiten und ließ seiner Trauer freien Lauf.
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Epilog
Eine in einen knielangen Mantel gehüllte Gestalt sah sich unruhig um. Das Einzige, was von ihm sichtbar war, waren seine Augen. Der Rest war mit einem Schal, einer Kapuze und Handschuhen bedeckt.
»Joel?« Der Mann neben ihm drehte sich um.
»Ja? Was
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