Wölfe der ewigen Nacht (German Edition)
Mädchen das Kleid.
»Was meinst du?« Sie hätte sich die Frage getrost schenken können. In den Augen der jungen Frau stand Gier.
»Das ist traumhaft. Genau so etwas wollte ich.« Sie gab ihr das Kleid in die Hand und zeigte ihr, wo die Umkleide war. An den jungen Mann gerichtet sagte sie zuckersüß: »Keine Angst. Ich mache ihnen einen Sonderpreis.« Dieser lächelte charmant und winkte dann ab.
»Das brauchen sie nicht. Ich bin nur froh, dass sie endlich ein Kleid gefunden hat. Noch eine weitere Boutique hätte ich nicht überstanden. Sie zerrt mich seit Stunden durch alle möglichen Geschäfte.« Sie zuckte mit den Schultern und drehte sich dann zur Umkleidekabine.
»So sind Geschwister eben.« Die junge Frau lugte aus der Umkleide heraus.
»Könnten sie mir kurz helfen?« Katharina ging zu ihr in die Umkleide und schloss den Reißverschluss, der außerhalb der Reichweite der jungen Frau war.
»Wie ich schon dachte. Das müssen wir etwas enger machen.« Dann schmunzelte sie das Mädchen an.
»Oder du nimmst etwas zu. Unser Model war schon schlank, aber du bist sogar noch dünner.« Etwas Schmeichelei tat dem Geschäft immer gut. Aber in diesem Fall brauchte sie es gar nicht. Die Kleine war wirklich unheimlich schlank. Und hübsch. Was eindeutig in der Familie zu liegen schien. Sie zog den Vorhang beiseite und ließ die Kleine heraustreten. Und ihr Bruder machte große Augen.
»Sieht das Kleid gut an mir aus, Nici?« Nici? Sie musste ein Grinsen unterdrücken. Er hasste diesen Spitznamen bestimmt.
»Unglaublich. Wenn du das kaufst, werde ich dir eine Anstandsdame mit auf dem Ball geben müssen.« Die Kleine kicherte und Katharina deutete auf den hinteren Bereich, wo Johanna arbeitete.
»Johanna wird noch schnell die überschüssigen Zentimeter abstecken und dann kannst du es morgen abholen.« Die Kleine ging nach hinten und der junge Mann blieb vorne bei ihr im Laden.
»Wollen sie eine Rechnung oder bezahlen sie bar?« Er folgte ihr zum Tresen.
»Ich bezahle bar.« Sie tippte den Preis für das Kleid und die Näharbeiten ein und sagte dann: »Das wären dann 210 Dollar.« Als er die Augenbraue hob, dachte sie erst, er würde wegen dem Preis etwas meckern, aber er gab ihr anstandslos die schwarze American Express Karte.
»Ich hatte gedacht, es würde mehr kosten. Die Kleider in den anderen Läden sahen nicht halb so gut aus und waren drei Mal so teuer.« Katharina grinste.
»Wir machen alles selber. Bis auf den Lieferanten für unsere Stoffe haben wir keinen weiteren Zwischenhändler oder so.« Er runzelte die schöne Stirn.
»Und woher bekommt ihr die Designs?« Und plötzlich übermannte sie eine Welle des Stolzes.
»Ich entwerfe die Kleider und Johanna setzt die Ideen um. Wir haben viele Kundinnen, die ein Unikat möchten. Dann setzen wir uns zusammen und entwerfen das Passende.« Er sah sich nochmals im Laden um und schien die Kleider nun kritischer zu beäugen.
»Sie haben Talent, genau wie ihre Freundin.« Katharina hatte es sich schon vor Jahren abgewöhnt rot zu werden, doch das Kompliment aus seinem Mund ließ ihr eine leichte Röte in die Wangen steigen.
»Danke.« Sie reichte ihm die Karte und sah dann nach hinten, wo er das Kichern der jungen Frau hörte.
»Woher wusste sie, dass Melanie meine Schwester ist?«
»Sie sehen sich viel zu ähnlich, um irgendetwas anderes annehmen zu können. Für einen Freund sind sie zu alt und als Vater zu jung.« Er lächelte verschmitzt.
»Danke für das Kompliment.«
»Gern geschehen.« Sie löste sich von seinem Anblick und ging nach hinten, um nach den beiden Frauen zu sehen. Melanie war schon wieder angezogen und sah sich ein paar von Katharinas Entwürfen an.
»Haben sie die wirklich alle selbst gemacht?« Katharina nickte und erwiderte lächelnd: »Aber die Hauptarbeit hat Johanna, die meine Entwürfe umsetzen muss. Und das ist nicht immer so leicht, wie es aussieht.« Johanna erwiderte nichts, sondern lächelte nur. Sie konnte überhaupt nicht mit Lob umgehen. Ein Wesenszug, der sie sehr liebenswürdig machte. Sie begleitete die junge Frau nach vorn und verabschiedete dann die beiden.
Der Monat lief bisher ganz gut für Johanna und sie. Durch den Winterball und ihre normalen Stammkunden hatten sie ein sehr gutes Plus einfahren können. Sie hoffte, dass es für die nächsten Monate und das neue Jahr so weitergehen würde.
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2. Kapitel
Dominic saß am Frühstückstisch und hörte seiner kleinen Schwester zu, die immer noch von
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