Woelfe der Macht
von ihrer Milch wieder aus, oder?« Sie klang regelrecht angeekelt. Doch statt sich darüber zu ärgern, was Cass amüsiert. Ann würde eine wunderbare Mutter abgeben, auch wenn sie es nicht wahr haben wollte.
»Ich hab dich übrigens zur Patentante bestimmt.« Als ob Ann diese Aussage nicht schon genug geschockt hätte, erbrach Carmen zeitgleich etwas Milch, die Ann nun den Rücken herunter lief.
»Das ist doch nur ein Scherz, oder? Ich bin in sowas nicht gut!«
»Das schaffst du schon. Keine Angst.« Ann wurde etwas blass und reichte Carmen wieder an Cass weiter.
»Ich bin wirklich geschmeichelt. Aber das geht nicht. Wie stellst du dir das vor? Ich wäre furchtbare Mutter.« Cass sah schmunzelnd zu Carmen, die schon wieder kurz vorm Einschlafen war.
»Nein. Du wärst eine tolle Mutter und das weißt du auch.« Sie würde nie die gleichen Fehler wie ihre eigene Mutter machen. Cass hatte sich früher immer wieder gefragt, wie eine Mutter so gefühlskalt gegenüber der eigenen Tochter sein konnte. Sie hatte es ein paar Mal selbst mitbekommen, obwohl es Ann sichtlich peinlich gewesen war, dass ihre Mutter sie kaum beachtete. Sie hatte weder bei guten noch bei schlechten Noten reagiert. Ihr waren alle Schulauftritte egal gewesen und sie hatte Ann nie bei irgendwelchen Projekten geholfen.
Cassandras Adoptiveltern waren das genaue Gegenteil gewesen. Sie hatten Cass und ihre Zwillingsschwester Carmen nie ignoriert oder vernachlässigt. Bei jedem kleinen Problem wussten sie einen Rat und halfen, wo sie nur konnten. Auch Ann, die fast jeden Tag bei den Weedmans zugegen war, hatte die ungewohnte Aufmerksamkeit förmlich aufgesogen.
Mit der Zeit würde Cass sich mit allen aus dem Rudel so weit verstehen, dass sie sich gegenseitig vertrauen konnten. Aber an diese innige Freundschaft zwischen Cass und Ann würde niemand herankommen.
Plötzlich kam Cass ein furchtbarer Gedanke. Annika würde irgendwann alt und dann sterben. Ihre beste Freundin würde irgendwann einfach nicht mehr da sein. Tiefe Traurigkeit erfasste Cassandra und sie betrachtete die Liste mit den Namen vor sich. Sie verschwamm vor ihren Augen, als sich Tränen darin sammelten.
So war der Kreislauf der Welt. Nur weil Cass das Glück hatte, unsterblich zu sein, hieß das nicht, dass immer alles gleich bleiben würde. Sie hatte von Emily gehört, dass Sylvester schon mehrere Geliebte zu Grabe getragen hatte, bevor Maya unsterblich geworden war. Es hatte ihm jedes Mal das Herz gebrochen und trotzdem hatte er sich immer wieder in menschliche Frauen verliebt. Er hatte gewusst, dass die Beziehung irgendwann durch den Tod getrennt wurde.
Cass seufzte. Ann war wie eine zweite Schwester für sie. Und da ihre Zwillingsschwester Tod war, rutschte Ann automatisch an erste Stelle. Sie musste unbedingt mit Josh darüber reden. Vielleicht gab es ja einen Weg, Ann auch unsterblich zu machen. Wenn Maya das geschafft hatte, dann konnte es nicht unmöglich sein.
Nachdem sie mit den Namensschildern fertig war, sah sie noch kurz den beiden Frauen zu, die die Lichterkette im Raum verteilt hatten und nun die Lämpchen einzeln nachdrehten.
Cassandras Blick fiel auf einen Karton, indem ein paar der alten Dekorationsartikel waren, die vorher im Salon gestanden hatten. Den konnte sie wegräumen. Immerhin eine bessere Tätigkeit, als weiter Listen abzuschreiben oder für noch dümmere Arbeiten herangezogen zu werden. Sie stand auf und ging unter dem prüfenden Blick von Lydia und Maya zu dem Karton.
»Lass den stehen. Ich nehm ihn dann gleich mit in den Keller, wenn ich in den Fitnessraum gehe.« Cass sah Lydia mit hochgezogenen Brauen an. Wollte sie nun auch noch in die Liga der Überfürsorglichen eintreten?
»Ach bitte. Mir geht es bestens.« Cass wollte eben den Karton anheben, als Lydia dazwischen ging und ihn ihr aus der Hand nahm.
»Ich hab dir in der Bücherei die aktuellen Rechnungsbücher hingelegt. Da du wieder da bist, kannst du dich auch gern wieder darum kümmern.« Josh hatte ihr erzählt, dass sich Lydia dieser Aufgabe angenommen und es auch recht gut erledigt hatte. Und es zog sie auch wirklich in die Bibliothek, aber sie wollte auch die Taufe mit vorbereiten. »Cassandra. Jetzt geh schon und lass uns das alleine fertigmachen.« Widerwillig drehte sie sich zur Tür und ließ Maya und Lydia das Zimmer schmücken.
In das Kinderzimmer brauchte sie auch nicht gehen. Dort herrschte das Kindermädchen und sorgte für Ordnung. Obwohl sie einen schlechten Start
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