Woelfe der Macht
Erscheinen nicht sonderlich gewürdigt werden musste. Als sie sicher war, dass das Kindermädchen nicht im Raum war, betrat sie das Kinderzimmer.
Die glucksenden und schmatzenden Geräusche kamen von der Wiege und Ann atmete erleichtert auf. Carmen war wach. Das war gut. Sonst hätte sie sie wecken müssen und sie konnte schlecht abschätzen, wie Carmen dann reagiert hätte.
Annika lehnte sich vorsichtig über die Wiege, damit sie die Kleine nicht erschreckte, und sah sich das kleine Baby an. Rote Löckchen, pummeliges Gesicht und sehr intelligente grüne Augen. Sie hatte alle Vorzüge von Cassy geerbt. Ann lächelte.
»So meine Kleine.« Sie nahm das kleine Pummelhändchen bzw. packte das Pummelhändchen ihren Zeigefinger. Dann begann sie einen leisen Singsang: »Gesundheit, Glück und langes Leben. Schönheit, Reichtum, viele Freuden. Alle Liebe dieser Welt sollen dich auf Ewigkeit begleiten.« Dann gab sie dem glucksenden Mädchen einen Kuss auf die Stirn und streichelte ihr übers Haar. Vor der Tür hörte sie auf einmal Cass ungehalten mit Josh reden. Wobei reden ein sehr harmloses Wort war, für das, was Cass sagte.
»Warum zum Teufel erklärt mir niemand, was das für eine Zeremonie ist?« Als sie die Tür öffnete, sah sie verwundert zu Annika. »Was machst du denn hier?«
»Ich dachte, ich hätte sie schreien gehört.« Josh verdrehte die Augen und musterte sie grimmig. Er war nicht sonderlich erfreut gewesen, als Cass ihre beste Freundin zur Patentante seiner Tochter auserkoren hatte. Annika war im ersten Moment auch nicht unbedingt begeistert gewesen, aber dann, nachdem sie die Kleine ein paar Mal auf dem Arm gehabt hatte, war sie einverstanden gewesen.
Außerdem war es sehr unwahrscheinlich, dass Cass und Josh starben. Sie waren unsterblich, was bedeutete: nicht so schnell umzubringen. Was wiederum bedeutete, dass sie wahrscheinlich nie in die Pflicht genommen wurde, sich um die Kleine zu kümmern.
»Als ich vor zehn Minuten hier war, hat sie geschlafen. Ich mach sie für die Taufe fertig.« Das war schon ein halber Rausschmiss. Josh ging ebenfalls und ließ Cass mit ihrer Tochter allein. Vor der Tür wandte er sich an sie.
»Du hast ihr noch nichts gesagt, oder?«
»Ich hatte keine Gelegenheit.« Josh grinste selbstgefällig. Warum hatte sie Cass eigentlich darin bestärkt, diesen Trottel zu heiraten?
»Sie wird stinksauer sein.« Als ob ich das nicht selber wüsste. Aber Josh hatte ihr auch etwas wichtiges Vorenthalten.
»Aber nicht mal annähernd so sauer, wie wenn sie erfährt, was das Ritual beinhaltet.« Josh verkrampfte sich und sie konnte das leise grollen in seiner Brust hören. Ja, sie lebte gefährlich, wenn sie den Wolf reizte. Aber das mochte sie irgendwie. Immerhin war sie unsterblich. Und im Notfall würde ihr Cass sicher zu Hilfe kommen.
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9. Kapitel
Cass hatte für Carmen ein hübsches Taufkleidchen gekauft, weil sie keinen blassen Schimmer gehabt hatte, was sie der Kleinen anziehen sollte. Und ein Taufkleidchen kam der Sache hoffentlich nahe. Sie selbst hatte sich für eine langärmlige weiße Bluse und einen dunkelblauen Bleistiftrock entschieden, der ihre schlanke Figur betonte. Sie hatte schon kurz nach der Entbindung wieder ihr Ausgangsgewicht und auch die Haut am Bauch hatte sich sehr schnell zurückentwickelt. Keiner konnte ihr sagen, ob das normal war oder eine weitere Begleiterscheinung des Wolf-Daseins.
Auch Emily, die von Natur aus sehr schlank war, hatte wenige Wochen nach der Geburt ihres Sohnes wieder ihr altes Gewicht gehabt. Und ihre Zwillingsschwester Carmen hatte nach Charlotts Geburt auch recht schnell wieder abgenommen, wobei sie in der Schwangerschaft fast nichts zugenommen hatte. Vielleicht hatte es doch sein Gutes, ein Wolf zu sein.
Sie hob Carmen hoch und legte sie an ihre Schulter, bevor sie den Raum verließ und in den Salon ging. Sie hatten für die Taufe nur die engsten Familienmitglieder eingeladen, nicht wie bei der Hochzeit, wo alle möglichen Bekannten anwesend gewesen waren.
Als Cass den Salon betrat, hielt sie nach Josh ausschau, und nachdem sie ihn erspäht hatte, lief sie rasch zu ihm. Ihr lief förmlich das Wasser im Mund zusammen, als sie ihn erblickte. Sein dunkelblaues Sakko war perfekt mit ihrem Rock abgestimmt und sie hätte schwören können, dass er eben geschmunzelt hatte. Vielleicht würden sie heute mal wieder das Bett für etwas anderes als zum Schlafen benutzen.
Noch während wie unterwegs war, lief eine junge
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