Woelfe der Macht
nickte nur und ging dann weiter nach oben. Cass wurde den Verdacht einfach nicht los, dass Josh allen verboten hatte, sie irgendetwas tragen oder machen zu lassen. Und das ärgerte sie unheimlich.
Als sie schließlich den Salon betrat, wurde ihr gleich klar, warum Lydia auf den Dachboden geflüchtet war. Sylvester hatte Maya gegen eine Wand gedrängt und küsste der kichernden Frau den Hals. Beiden hatten offensichtlich gehört, dass sich die Tür geöffnet hatte, denn sie waren kurz zusammengezuckt.
Cass hingegen hatte noch nicht sonderlich viel gelernt, was es bedeutete, ein Wolf zu sein. Bisher hatte sie nur Negatives damit verbinden können: Als Teenie hatte sie zum Himmel gestunken und wie ein Tier geschwitzt, Derek hatte es auf sie abgesehen und die Wolfsaura konnte den Körper komplett übernehmen. Wie bei Sylvester geschehen.
Positiv war ihre Sportlichkeit. Und die Fastunsterblichkeit . Sie hatte gelernt, dass es in fast jeden Bundesstaat mindestens ein Rudel gab, manchmal sogar fünf! Natürlich alle verteilt, da Wölfe sehr biestig werden konnten, wenn es um ihr Revier ging. Außerdem konnten Wölfe besonders gut riechen, hören und schmecken.
Normalerweise lernten Wölfe so etwas schon von frühester Kindheit an, aber Cass hatte bis vor einem knappen Jahr überhaupt nichts von ihrer ... Kraft gewusst. Erst als Derek ihr nach dem Leben trachtete, war es schließlich ans Licht gekommen. Und sie hatte ihre Familie wieder gefunden. Ihre Richtige, Leibliche. Charlott, Cassandras Nichte, lebte nun bei Carla und Richard. Die Eltern der Kleinen waren beide von Derek getötet worden. Manchmal wachte Cass nachts auf und hatte wieder Charlys Anblick vor Augen, als sie ihn gefunden hatte.
»Sylvester! Hör auf.« Mayas Protest gegen seine Zärtlichkeiten klangen eher halbherzig, aber er ließ trotzdem von ihr ab. Genau. Verlegt das auf später.
»Bis heut Abend, Süße.« Als er grinsend an Cass vorbei ging, zwinkerte er ihr kurz zu und verschwand dann aus dem Salon. Maya richtete ihre Klamotten und räusperte sich kurz, bevor sie auf Cass zukam und sie mit knallroten Wangen anlächelte.
»Du willst uns wohl mithelfen?«
»Jupp. Aber wenn ich mich so umsehe, gibt es gar nicht mehr so viel zu tun, oder?« Maya drehte sich ebenfalls um und überblickte den Raum. Die Möbel waren anders arrangiert, es waren mehrere Stuhlreihen aufgebaut und an den Fenstern stand einer der großen Tische aus der Bibliothek, der wahrscheinlich der Priesterin als Ablage dienen würde. Die Blumenvasen waren alle noch leer, die Vorhänge waren neu und es roch nicht mehr nach altem Herrenhaus.
»Richtig. Lydia steckt viel Zeit in die Vorbereitungen.« Als hätte sie einen Fauxpas begangen, sah sie entschuldigend zu Cass.
»Ja, ich weiß. Lydia ist sehr angagiert, was die Taufe angeht. Du scheinst dich gut mit ihr zu vertragen.« Maya lächelte, wirkte aber schuldbewusst. Als ob Cass es ihr übel nehmen würde, dass sie sich mit Lydia angefreundet hatte. Wäre Cassandra als normaler Wolf zum Rudel gekommen, hätte sie mit Lydia wahrscheinlich auch kein Problem gehabt.
Aber wie es das Schicksal eben wollte, hatte Josh die rothaarige Wölfin als seine Geliebte mitgebracht, was Lydia nicht sonderlich gefiel. Und das hatte sie Cass auch deutlich gezeigt und gesagt, was im Endeffekt in einer kleinen Schlägerei geendet hatte. Seither waren sie sich eigentlich größtenteils aus dem Weg gegangen. Erst seit der Geburt war das Verhältnis wieder etwas entspannter. Eigentlich schon während der Schwangerschaft, aber da hatte Cass anderes im Kopf gehabt, als Lydia.
»Ich weiß schon, dass sie dir ein Dorn im Auge ist, aber sie war bis jetzt immer nett zu mir.« Cass seufzte. Sie wollte es richtigstellen und Maya das schlechte Gewissen nehmen, weil sie sich so gut mit Lydia verstand.
»Sie ist mir kein Dorn im Auge. Mittlerweile weiß ich ja, dass Josh nie an einer Beziehung mit ihr interessiert war. Und sie ist ja auch ganz nett. Manchmal.« Maya nickte verständnisvoll.
»Das ist so ähnlich wie bei Robert und mir. Vivien weiß auch, dass ich keine Gefahr mehr bin und wir telefonieren jetzt wieder fast jeden Abend.« Sie erinnerte sich noch ganz genau an das kurze Gespräch während ihrer Gefangenschaft bei Derek. Vivien hatte erst geschrien und dann einfach aufgelegt. Und trotzdem waren nach ein paar Stunden Robert und seine Männer bei Derek aufgetaucht und hatten ihnen geholfen. Die Frau musste Maya wirklich sehr mögen, dass sie nach
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