Woelfe der Traeume
nur auf Sex und Geld? »Das will ich ihm auch geraten haben.« Dann ließ sie sich wieder auf dem Barhocker nieder. »Ruf mich an, wenn es was Neues gibt.« Damit legte sie das Handy auf den Tresen und sah es böse an.
»Will ich wissen, wer das war?« Ann drehte sich zu ihm um.
»Eine meiner Freundinnen ist schwanger geworden. Mit zweieiigen Zwillingen. Mädchen und Junge. Ist das zu fassen?« Er zog die Augenbrauen hoch.
»Freundin? Das klang aber nicht unbedingt sehr freundschaftlich.«
»Wir hatten eine Abmachung. Nur wir zwei. Keine Bälger und keine Ehemänner.« Sie sah ihr Handy wieder böse an. »Dann trifft sie diesen Paul und zap schwanger, verlobt, er hat ihr ein Haus und ein Auto geschenkt ...«
»Bist du eifersüchtig?« Nun sah sie nicht mehr das Handy böse an, sondern ihn.
»Ich brauch keinen Mann, der mir wegen seines schlechten Gewissens teure Sachen schenkt.«
»Vielleicht liebt er sie ja.« Sie fiel vor Lachen fast vom Stuhl.
»Die beiden kennen sich jetzt vier Monate, einen davon weiß sie, dass sie im dritten oder vierten Monat schwanger ist. Außerdem bezweifle ich, dass Männer und Frauen ein und demselben Partner lange treu sein können. Schau dir Cass und Josh an.« Auch wenn er Josh nicht gern in Schutz nahm, sagte er: »Ich glaube, das war etwas anders. Da hing viel mit der Geburt und allem zusammen.«
»Ach bitte. Ihr findet doch immer Ausreden. Ich werde nie heiraten und auch keine Kinder bekommen.« Damit stand sie auf und ging aus der Küche.
Wenig später erschien Iwan in der Tür und erklärte ihm, dass mehrere Kisten mit seinen Büchern aus Russland eingetroffen wären.
»Ich hab dafür jetzt leider keine Zeit. Stell sie einfach in die Bibliothek. Ich räum sie bei Gelegenheit ein.« Iwan nickte und brachte alle Kisten in den gewünschten Raum.
Am frühen Mittag, Alex war zu einem Geschäftsessen aufgebrochen, stromerte Ann vor Langeweile durch das Haus und entdeckte Iwan, der mehrere Kisten geöffnet hatte und die darin enthaltenen Bücher in die Regale der Bibliothek einsortierte. Es fiel ihm sichtlich schwer.
»Hallo Iwan. Kann ich dir helfen?« Er lächelte sie freundlich an und nickte erleichtert.
»Master Alexej hat zwar gesagt, dass er die Bücher selbst einräumt, aber er hat zurzeit so viel zu tun, dass er es wohl kaum schaffen wird. Also wollte ich einfach schon mal anfangen.«
Ann sah Iwan über die Schulter und begann automatisch, während sie über alles Mögliche schwatzten, die Bücher ins Regal zu räumen. Als sie schließlich fertig waren, legte Ann den Kopf schief und musterte die noch leeren Regale.
»Keine Sorge, Miss Annika. In den nächsten Tagen werden noch ein paar davon kommen. Der Herr hat eine große Bibliothek in Russland. Dort stehen sogar die Böden voller Bücher.« Iwan verdrehte die Augen. »Er hat der Putzfrau verboten, etwas umzuräumen oder anzufassen. Also musste sie um die Bücher herum putzen.« Unverständnis zeichnete sich auf seinem Gesicht ab. Aber Ann verstand Alex.
Als sie früher noch bei ihren Eltern gewohnt hatte, gab es für ihre Bücher keinen festen Platz, da Anna es für nutzlos hielt. Also hatte Ann neben dem Bett zwei Stapel. Einen mit neuen Büchern und einen mit bereits gelesenen, die aber noch einmal durchgelesen werden konnten. Das Dienstmädchen hatte sich immer einen Spaß daraus gemacht, beim Putzen versehentlich die Stapel umzuschmeißen und falsch wieder aufzustapeln.
»Ich bleibe noch etwas hier und schau mir seine Sammlung mal etwas genauer an.« Iwan nickte und räumte die leeren Kartons weg. Ann schlenderte zu den gefüllten Regalen und überblickte alle Titel. Zum größten Teil waren sie in Russisch, aber viele auch in Englisch, dass sie lieber las. Sie sprach zwar fließend russisch, aber lesen und schreiben konnte sie es nur begrenzt.
Als sie eine alte Ausgabe von Krieg und Frieden fand, machte sie es sich damit auf dem Sessel bequem und las es. Dabei verging die Zeit viel schneller, als sie gedacht hatte. Denn schon zwei Stunden später stand Alex in der Tür und sah sie verwundert an.
»Du liest?« Jetzt war Ann aber wirklich beleidigt. Hielt er sie für eine dumme, oberflächliche Blondine, die sich nur für Mode und Klatsch interessierte?
»Ja, ich lese. Und zufälligerweise lese ich sehr viel und auch gern.« Entschuldigend hob er die Hände und deutete auf die Bücher.
»Wenn du welche in deinem Zimmer hast, kannst du sie gern in meine Bibliothek stellen. Dort ist noch genügend
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