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Wölfe und Kojoten

Wölfe und Kojoten

Titel: Wölfe und Kojoten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marcia Muller
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ausgerissen und sein Oberarm verbunden war.
    »Du bist verletzt!«
    »Pst! Nur eine Fleischwunde. Habe ich
Salazar zu verdanken.«
    Als er sich schließlich von der Kamera
abwandte, sah ich in ein braungebranntes Gesicht mit kurzem Stoppelbart. Sein
wild gelocktes Haar stand ihm ebenso wirr vom Kopf wie bei Timothy Mourning.
    »Was ist passiert?«
    »Erzähle ich dir später. Wir
verschwinden hier besser.«
    »Das können wir nicht, solange sie...«
    »Sie gehen gerade alle hinein.« Er
sprang auf, zog die Kamera aus der Vertiefung und hob sie auf. »Komm, es könnte
uns jemand gesehen haben. Du hast ganz schön was riskiert, McCone.«
    »Und du, Ripinsky? Was, zum Teufel,
hast du...«
    »Heb das für später auf.« Er hielt mir
meine Tasche hin. »Gehen wir.«
    Er gab die Anweisungen. Fast eine Woche
lang hatte ich seine Spur verfolgt. Ich war langsam vorangekommen, aber immer
nur wenige Schritte hinter ihm, dann hatte ich aufgeholt und ihn vielleicht
sogar überholt. Und nun hatte er den Nerv, mir Anweisungen zu geben! Ich
schluckte eine passende sarkastische Antwort hinunter, denn der gute
Menschenverstand sagte mir, wir sollten ihnen folgen. »Duck dich«, flüsterte
ich, um klarzustellen, wer hier Weisungen erteilte, und marschierte in Richtung
Strandzugang.
    »Wohin willst du?«
    »Mein Wagen steht oben auf dem
Parkplatz. Wir beobachten das Haus für den Fall, daß jemand fortfährt.
Währenddessen kannst du mir ein paar Dinge erklären.«
    »Vergiß es, McCone. Da oben fahren die
Cops aus dem Ort und ein privater Sicherheitsdienst Streife. Ganz abgesehen von
Salazar und seinen Leuten. Was glaubst du denn, was ich getan habe, als ich mir
das hier« — er tippte auf seinen Verband — »heute früh gegen vier Uhr
eingefangen habe?«
    Ich zögerte. »Ich kann den Wagen da
aber nicht stehenlassen. Wenn sie ihn finden, sagt ihnen der Leihvertrag alles,
was sie wissen wollen.«
    »Wieso wissen sie von dir...«
    »Heb das für später auf, Ripinsky«,
parodierte ich ihn perfekt.
    Er blieb in der Hocke, und seine Lippen
verzogen sich zu einem dünnen Lächeln. In seinen Augen spiegelten sich die
Lichter der Villen. »Okay, du hast recht. Den Wagen müssen wir holen. Außerdem
brauchen wir ihn später.«
    Wir! Er durfte also die ganze Zeit einfach verschwinden, ohne
mir auch nur einmal ein Lebenszeichen zu geben. Er durfte mich in eine
Situation bringen, die durch alles, was ich nicht wußte, dreifach gefährlich
wurde. Er durfte sich an einem einsamen Strand in einem fremden Land an mich
heranschleichen und so tun, als wäre es ganz selbstverständlich, mich dort
anzutreffen. Und dann durfte er schließlich auch noch frohgemut unterstellen,
daß wir als Partner agierten. Und alles ohne jede Erklärung!
    Ich hatte nicht übel Lust, auch wenn
das eigentlich nicht meine Art war, ihm voll eins auf die Hakennase zu geben.
Aber ich hielt mich zurück. Schließlich wußte ich, daß die Erleichterung, ihn
lebendig und relativ wohlbehalten wiedergefunden zu haben — oder besser: von
ihm gefunden worden zu sein —, Auslöser für meinen Ärger war. Jetzt durfte ich
zugeben und auch zulassen, daß ich seit Beginn dieser ganzen Geschichte eine
schreckliche Wut auf ihn hatte.
    Doch auch nach dieser Erkenntnis fühlte
ich mich nicht besser. Ich wollte etwas sagen, rang nach Worten und fing dann
einfach an, zum Strandausgang zu stapfen.
    Oben verharrte ich einen Augenblick,
legte die Hand an die Pistole meines Vaters und suchte mit den Augen den
Parkplatz ab. Ein paar von den älteren Wagen standen noch da und der Tercel
brav zwischen ihnen. Hy kam hinter mir her. Die Art der Bewegung seiner Hand
sagte mir, daß unter dem T-Shirt eine Waffe im Gürtel seiner Jeans steckte. Im
Gleichklang wurde unsere Atmung ruhiger, als wir den Platz beobachteten und
horchten. Als ich zufrieden festgestellt hatte, daß uns niemand auflauerte,
stieß ich ihn an, und wir gingen zum Auto.
    Drinnen fragte ich: »Irgendeine
Vorstellung, wohin es jetzt gehen soll?«
    »Ja. Nach rechts, am Haus von Fontes
vorbei und weiter geradeaus. Am Flußbett kommt dann ein Schotterweg zum Strand.
Den nehmen wir.«
    Ich ließ den Motor an. »Wir fahren also
zu den Hütten hinunter?«
    »Hm. Man hat mir dort gestern abend
eine verlassene Hütte zur Verfügung gestellt.«
    »Und von dort aus hast du mich
entdeckt?«
    »Genau.«
    Ich bog auf die Straße hinaus. »Wie
lange bist du schon in Baja?«
    »Viel zu lange, verdammt noch mal. Und
ich würde viel lieber

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