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Wölfe und Kojoten

Wölfe und Kojoten

Titel: Wölfe und Kojoten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marcia Muller
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Schweigen
nebeneinander her. Luis drang nicht wegen weiterer Informationen in mich, und
dafür war ich ihm dankbar. Als wir den Tercel erreicht hatten, der im Schatten
eines alten Pfefferbaums stand, gab ich ihm die Hand. Dann schloß ich auf und
stieg ein. Ich sah zu ihm hoch und bemerkte seinen verblüfften Blick auf die
Esels-Piñata und dann auf den Rücksitz. Er runzelte die Stirn.
    »Was bedeutet das?«
    »Ich habe die Sachen gekauft, um an der
Grenze wie eine Touristin auszusehen. Kennen Sie jemanden, der Spaß daran
hätte?«
    »...Ähm, sicher, aber...«
    »Dann nehmen Sie es bitte an. Ich habe
keine Verwendung dafür.«
    »Okay, ich kenne ein paar Leute, die
haben richtig Heimweh. Vielleicht muntert sie das Zeug etwas auf,«
    Er nahm Esel, Sombrero, Umhang,
Holzschnitzereien und Puppen vorsichtig, fast ehrfürchtig aus dem Wagen. Für
den einen war es Touristenkram, für den anderen ein Stück Heimat. Er legte die
Sachen auf die Stufen zu seinem Apartment, kam dann zurück, beugte sich zu
meinem Fenster hinunter. Dann nahm er meine Rechte in seine beiden Hände.
    »Passen Sie gut auf sich auf«, sagte
er, »und rufen Sie mich hinterher an, um mir zu erzählen, wie es gegangen ist.«
    »Das tue ich.«
    Dann sagte er sanft etwas in Spanisch.
    »Wie bitte?«
    Er zuckte mit den Schultern und sah ein
wenig verlegen aus. »Nur etwas, das ich den Leuten, die ich gefahren habe, beim
Aussteigen sage.«
    »Und es bedeutet?«
    »Trau niemandem außer dir selbst und
Gott.«
     
     
     
     
     

25
    Ich kam zehn Minuten vor dem
verabredeten Termin mit Gage Renshaw am Hotel Del an. Auf dem Weg durch eine
prunkvolle Lobby mit dunkler Holztäfelung sah ich mich nach Leuten um, die
möglicherweise hinter Topfpalmen für RKI auf der Lauer lagen. Aber ich sah nur
gutbetuchte Gäste und neben ihren Koffertürmen eine Gruppe japanischer
Touristen mit glasigen Blicken wegen der Zeitverschiebung. Eine Treppe tiefer
fand ich neben der Damentoilette ein Münztelefon und rief Gary Viner an.
    »Du hast Stanley Brockowitz’ Witwe wohl
noch nicht erreicht, oder?« fragte ich.
    »Nein. Wir haben die Kollegen in Orange
County gebeten, jemanden zu ihrem Haus in Blossom Hill zu schicken. Es war
niemand da, aber weißt du was? Es war eingebrochen worden.«
    »Raub?«
    »Auf den ersten Blick fehlte nichts. Es
war auch kein Vandalismus.«
    Salazars Mann, der Tim Mourning geholt
hat.
    »Und noch etwas Seltsames«, fügte Viner
hinzu. »Es hat den Anschein, als wäre in einem der Zimmer jemand
gefangengehalten worden. Weißt du etwas darüber, McCone?«
    »Wie sollte ich?« Um seine Gedanken
gleich in eine andere Richtung zu lenken, sagte ich: »Aber ich weiß, wo
Brockowitz’ Frau sich aufhält. Ich bin heute am späteren Abend noch mit ihr
verabredet. Wenn du willst, kann ich ihr sagen, was mit ihrem Mann passiert
ist. Sie kann dich dann anrufen, um es sich bestätigen zu lassen.«
    »Sag mir doch einfach, wo sie ist, dann
kümmern wir uns darum.«
    »Ich bin mit ihr an einem neutralen Ort
verabredet. Ich weiß nicht einmal, wo sie sich in diesem Augenblick aufhält.
Aber ich versichere dir, daß sie dich sofort anrufen wird.«
    »Um wieviel Uhr?«
    »Das weiß ich nicht genau. Es kann spät
werden.«
    »Ich habe in dieser Woche Nachtdienst,
von zehn Uhr abends bis sechs Uhr morgens. Ruf mich also auf dem Revier an.
McCone, hat seine Frau ihn getötet?«
    »Ich weiß mit Sicherheit, daß nicht sie
es war.«
    »Warum dann diese ganze...? Weißt du,
ich bin es langsam leid.«
    »Ich muß gehen, Gary.« Ich hängte ein
und ging zum Ausgang.
    Die Terrasse des Hotels Del erstreckt
sich vom Swimmingpool im Freien bis zum weiten Sandstrand. Die Bar der Terrasse
ist in einem mit Türmchen bewehrten Pavillon untergebracht, dessen Architektur
der des viktorianischen Hauptgebäudes angeglichen ist. Diese Terrasse mit ihren
weißen Tischen unter Sonnenschirmen bietet einen prachtvollen Ausblick aufs
Meer. Die meisten Tische waren an diesem Nachmittag besetzt, und am Strand
genossen ein paar Sonnenanbeter noch die letzten Strahlen. Ich schob mich durch
die Menge, die ich durch meine Sonnenbrille absuchte. An der Bar blieb ich
stehen und bestellte mir ein Glas frisch gepreßten Zitronensaft. Dann ging ich
weiter auf das Südende der Terrasse zu, wo ich Gage Renshaw an einem Tisch
entdeckt hatte, der zwischen der Begrenzungsmauer zum Strand und einem
Pflanzkübel mit immergrünem Gesträuch eingeklemmt schien.
    Renshaw hing schlaff in einem Sessel
aus

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