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Wölfe und Kojoten

Wölfe und Kojoten

Titel: Wölfe und Kojoten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marcia Muller
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gegossenem Kunststoff, der unter seinem langen Körper fast verschwand. Den
rechten Fuß hatte er auf den Sessel gegenüber gelegt. So wie er gekleidet war,
schien es, als habe mein Anruf ihn vorhin vom Golfplatz geholt — wenngleich ich
mir nicht vorstellen konnte, welcher Golfplatz, der etwas auf sich hielt, jemanden
in so schäbigem Outfit zulassen konnte. Allerdings fand sich in seinem
ausgebleichten gelben Strickhemd oder der schäbigen karierten Baumwollhose kein
Versteck für eine Waffe. Ich sah mir prüfend die Leute in der Nähe an und
entdeckte nur ein paar Familien und ein händchenhaltendes Paar, das nach
Flitterwochen aussah. Sofern die RKI-Leute nicht geübt waren in erstklassiger
Verkleidung, war Renshaw allein gekommen.
    Als ich mich seinem Tisch näherte, sah
er mich und stand auf. Er machte eine übertriebene Verbeugung und rückte mir
einen Stuhl zurecht. »Wie nett von Ihnen, mir die Freude Ihrer Gesellschaft zu
machen«, sagte er.
    Ich stellte meinen Saft auf den Tisch
und setzte meine Sonnenbrille ab. »Wie geht es Ihnen, Mr. Renshaw?«
    »Dank Ihnen nicht so gut, wie es sein
könnte. Befriedigen Sie meine Neugier: Waren Sie es, die gestern beim La
Encantadora plötzlich eine andere Richtung eingeschlagen hat?«
    »Stimmt.«
    »Ihre Frisur hat mich getäuscht. Und
das war sicherlich beabsichtigt. Sie entziehen sich sehr geschickt einer
Überwachung.«
    »Wir sollten unsere Schwierigkeiten aus
der Vergangenheit beiseite lassen. Ich habe um diese Unterredung gebeten, um
Ihnen mitzuteilen, daß bis gestern abend Tim Mourning am Leben und in relativ
ordentlicher Verfassung war. Auch Ripinsky ist am Leben und in relativ
ordentlicher Verfassung und unschuldig an allem, außer der falschen
Einschätzung seiner Person vielleicht. Er hat vor, Ihnen morgen bei
Tagesanbruch Mourning zu übergeben und möglicherweise auch das Akkreditiv von Phoenix
Labs.«
    Renshaw schüttelte den Kopf. »Das
glaube ich Ihnen nicht.«
    Ich griff in meine Tasche und holte den
Stapel Fotos heraus, die ich bei Gooden’s abgeholt hatte. Ich nahm das Bild,
auf dem Mourning zu sehen war, wie er auf Fontes’ Terrasse gewankt kam, und
reichte es ihm.
    Er betrachtete es einen Augenblick lang
und ließ es dann achtlos auf den Tisch fallen. »Das kann genausogut ein altes
Bild sein.«
    »Sehen Sie sich das Datum auf der
Rückseite an.«
    Er drehte es um. »Das beweist doch nur,
daß Sie heute den Abzug haben machen lassen.«
    »Und wie soll ich an einen alten Film
gekommen sein, der ausgerechnet ein Foto von Mourning enthält? Ich habe die
Aufnahme gestern abend in Baja gemacht. Mourning war gerade von dem Versteck im
östlichen Orange County, wo die Kidnapper ihn gefangengehalten hatten, dorthin
gebracht worden. Wie Sie sehen, geht es ihm nicht allzu gut.«
    Renshaw drehte die Aufnahme wieder um
und betrachtete seinen Klienten nun aufmerksam.
    Ich zog das zweite Bild aus dem
Umschlag und schob es ihm hin. »Diese Aufnahme habe ich wenige Sekunden später
gemacht.« Auf dieser stolperte Tim auf Diane zu; sie hatte abwehrend die Arme
ausgestreckt, und Angst verzerrte ihre Züge.
    Renshaw kniff die Augen zusammen. Er
nahm das Foto in die Hand und betrachtete es eingehend. Dann prüfte er das
Datum auf der Rückseite. »Wir haben uns schon gewundert, warum Diane nicht zu
erreichen war.«
    »Sie hat sich seit Freitag abend in
Baja im Haus eines gewissen Gilbert Fontes aufgehalten. Dasselbe gilt für eine
der Kidnapperinnen, Ann Navarro. Zusätzlich war noch ein übler Typ namens Marty
Salazar dort. Er hatte Ripinsky das Akkreditiv abgenommen und den anderen
Kidnapper, Stanley Brockowitz, erschossen. Brockowitz war der Mann der
Navarro.«
    »Wann ist das gewesen? Sonntag abend?«
    Ich nickte.
    »Er war die ganze Zeit im Besitz des
Akkreditivs und hat nicht versucht, es einzulösen?« Seine Stimme klang ein
wenig ungläubig. »Anfangs wußte Salazar nicht, was das war oder was er damit
anfangen sollte. Dann ging er damit bei Fontes hausieren, der der Bruder des
Besitzers von Colores Internacional ist. Die beiden sind zerstritten, und der
Bruder weiß nichts von der Entführung, also kann auch Gilbert es nicht
einlösen. Aber Ann Navarro könnte es. Sie hat eine Verbindung zu Colores, glaube
ich. Aber sie ist eine harte Verhandlungspartnerin.«
    Renshaw sah sich das zweite Foto noch
einmal an. »Und Diane?«
    »Diane ist nicht so unschuldig, wie wir
dachten.« Ich berichtete ihm, daß sie die Entführung geplant hatte, daß

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