Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Wölfe und Kojoten

Wölfe und Kojoten

Titel: Wölfe und Kojoten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marcia Muller
Vom Netzwerk:
worden. Und Sie haben Hys Bericht über die Nacht, in der er erschossen
wurde, ja gehört: Salazar hatte das Gespräch zwischen Hy und Stan in der
Lehmhütte von draußen belauscht. So erfuhr Fontes von der Entführung — und
konnte sich die entsprechende Geschichte für Sie zurechtlegen.«
    »In Ordnung, ich habe mich für dumm
verkaufen lassen! Aber Sie kennen Fontes nicht. Er kann so überzeugend sein.
Außerdem wollte ich ihm einfach glauben. Andererseits hätte es bedeutet, daß
Stan...«
    »Genau das wollte ich sagen.«
    »Hören Sie auf!« Sie hielt sich die
Ohren zu.
    Ich hörte auf. Was diese Frau auch
getan haben mochte, sie zu quälen wäre überflüssig und billig. In dieser
Hinsicht würde von der Polizei, der Staatsanwaltschaft und ihrem eigenen
Gewissen — falls sie eines hatte — noch genügend auf sie zukommen.
    Aber ich wollte noch ein paar andere
Dinge wissen. »Ann, warum hat sich Diane Mourning wegen der Entführung ihres
Mannes an Sie und Stan gewandt?«
    Sie rang die Hände in ihrem Schoß und
versuchte, die Fassung wiederzugewinnen. Die Frage zwang sie, sich zu
konzentrieren. »Sie hat sich an Stan gewandt. Er kannte die Mournings seit
einigen Jahren recht gut. Sie hatten eine Menge Geld für eine Aktion gespendet,
die Stan für die Fischindustrie organisiert hatte. Sie brauchten eine Quelle
für Delphinknorpel für die Entwicklung ihres Medikaments. Also verschafften sie
sich durch entsprechende Spenden die richtigen Kontakte.«
    »Stan hat sie also als Organisator von
Spendensammlungen kennengelernt?«
    Sie nickte. »Das war noch, bevor wir
uns kennenlernten. Stan hatte sich mit ihnen angefreundet. Sie haben viel Zeit
miteinander verbracht. Die Mournings lebten damals auf ziemlich großem Fuße.
Auf zu großem, meine ich, denn ein paar Jahre später mußten sie ihr Boot und
ihr Ferienhaus in Laguna Beach verkaufen und auch ihre Eigentumswohnung in San
Francisco. Danach hörte Stan nicht mehr viel von ihnen. So geht das, wenn
Freunde finanziell abrutschen.«
    »Und wann hat Diane den Kontakt mit
Stan wiederaufgenommen?«
    Ann ließ die Mundwinkel hängen. »Vor
ein paar Monaten — etwa im März. Sie tauchte in seinem Büro auf und erzählte
ihm, daß Phoenix Labs in Schwierigkeiten steckten und Tim die Lust an seiner
Arbeit und auch an ihr verloren habe. Sie hatte herausbekommen, daß er eine
ernsthafte Beziehung zu einer anderen Frau hatte, und fürchtete, er plane, sie
zu verlassen. Sie nutzte Stans Mitleid aus.«
    Ann sah auf ihre ineinander
verschlungenen Hände hinunter, löste die Finger und rieb sie an den
Oberschenkeln. Dann legte sie sie wieder locker zusammen. »Seitdem haben Stan
und Diane miteinander geschlafen. Das habe ich von seiner Sekretärin erfahren.
Und als nächstes hörte ich dann von dem fertigen Entführungsplan.«
    »Warum haben Sie mitgemacht?«
    Sie zuckte mit den Schultern.
    »Sie müssen doch einen Grund gehabt
haben.«
    »Na ja, zum Teil war es das Geld. Diane
wollte halbe-halbe mit uns teilen.«
    »Hat es Ihnen denn nichts ausgemacht,
jemanden zu kidnappen und zu töten?«
    »Wir wollten ihn nicht töten!«
    »Kommen Sie, Ann. Tim Mourning mag Sie
vielleicht nicht gekannt haben, aber mit Stan war er befreundet.«
    »Stan trug eine Maske. Und ich habe
dann Tim versorgt. Ich habe sogar eine Perücke getragen.«
    »Ach, Ann, Ripinsky hat Stan trotz
seiner Verkleidung sofort erkannt, und das schon von ferne. Natürlich wollte
Stan Tim töten. Und im Grunde wußten Sie das auch.«
    Sie ließ einen tiefen Seufzer hören.
    »Wie konnten Sie glauben, was Stan
Ihnen erzählte, nachdem Sie wußten, daß er mit Tims Frau schlief?«
    »...Ich weiß nicht. Vielleicht glaubte
ich, wenn ich ihm helfe, könnte ich ihn halten. Stan ist oft fremdgegangen. Ich
konnte mir nicht vorstellen, daß Diane so wichtig für ihn war. Vor Stan habe
ich in meinem ganzen Leben keinem Mann getraut, keinem nachgegeben. Ich wollte
nicht wie meine Mutter werden — immer für andere Leute da sein, dauernd Kinder
kriegen, dauernd ja, ja, ja sagen. Aber als ich Stan heiratete... Er war
stärker als ich, und ich wurde schwächer. Das schlimmste daran ist, daß ich
nicht weiß, warum. Und jetzt ist es zu spät.«
    Darüber ließ sich nicht streiten.
    Hy kam eilig auf unseren Wagen zu. Ich
öffnete das Fenster, und er lehnte sich gegen die Karosserie. »Wir müssen die
Sache jetzt in Angriff nehmen. Salazar ist draußen herumgeschlichen, aber jetzt
ist er wieder im Haus. Als ich ihn zuletzt sah,

Weitere Kostenlose Bücher