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Wölfe und Kojoten

Wölfe und Kojoten

Titel: Wölfe und Kojoten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marcia Muller
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eingebeult wurde und ein Scheinwerfer
zu Bruch ging. Der Wagen wurde am Samstag abend in San Francisco zurückgegeben,
aber nicht von Ripinsky selbst.« Renshaws Reaktion war so unauffällig, daß ich
sie fast nicht bemerkt hätte — ein leichtes Verengen seiner Augen. »Und weiter?«
    »Ripinskys Flugzeug steht noch immer
angedockt auf dem Flughafen in Oakland. In seinem Büro hat man nichts von ihm
gehört, seit er am Tufa Lake aufgebrochen ist. Was ist passiert? Und wo ist er
jetzt?«
    »Warum suchen Sie ihn?«
    Wie ich diesen Teil meines Auftritts
spielen sollte, wußte ich noch nicht genau. Um Zeit zu gewinnen, sagte ich:
»Aus privaten Gründen, die nichts mit Ihrer Firma zu tun haben.«
    Renshaw erhob sich nun und ging hinter
dem Schreibtisch auf und ab. Er schob einen Stapel Aktenordner exakt in die
Mitte des Tisches, sah auf die Uhr und strich die weiße Locke aus der Stirn. Er
spielte auf Zeit. Schließlich sagte er: »Bis jetzt sind Sie sehr direkt
gewesen, Miss McCone.«
    »Wie gesagt, meine Gründe sind rein
privat und haben keinerlei Bezug zu RKI.«
    »Vielleicht, vielleicht auch nicht.« Er
stützte sich mit den Handflächen auf die Tischplatte und beugte sich vor. Die
weiße Locke fiel ihm wieder in die Stirn. »Ich frage mich, was eine
Privatdetektivin, die für eine Anwaltskanzlei in San Francisco tätig ist, von
Ripinsky will.« Er sah meinen überraschten Blick und fügte hinzu: »Ja, Ihr Name
ist mir bekannt, und ich habe mich über Sie erkundigt. Das gehört zu unseren
Grundsätzen. Was dabei herauskam, machte eine ohnehin schon verworrene
Situation noch verworrener.«
    »Was für eine Situation?«
    Er schüttelte den Kopf. »Sie können von
mir keine Offenheit erwarten, solange Sie nicht bereit sind, sich mit einem
Gefallen zu revanchieren.«
    Selbst wenn ich das täte, mußte er mir
nicht die Wahrheit sagen. Ich überlegte schnell, wieviel ich ihm erzählen
sollte.
    Renshaw wartete. Während meines
Schweigens hatte er sich aufgerichtet. Wieder ging er auf und ab, die langen
Arme hinter dem Rücken verschränkt. »Miss McCone, ich habe Ihnen bereits mehr
Zeit geopfert, als beabsichtigt. Was ist der Grund Ihres Interesses an
Ripinsky?«
    Die Art, wie er Hys Namen aussprach,
warnte mich. Bezeichnenderweise war er blaß geworden und hatte die Lippen
zusammengepreßt. Dieser Mann war wütend auf Hy — sehr wütend sogar. Ich dachte
an Bob Sterns Charakterisierung der RKI-Mannschaft: »Sie sind hart, und sie
sind gefährlich.«
    »In Ordnung«, sagte ich und versuchte,
seinen Zorn zu schüren. »Ripinsky und ich hatten geschäftlich miteinander zu
tun. Einzelheiten kann ich nicht nennen. Er hat mich hereingelegt, und deshalb
suche ich ihn.«
    Renshaw sah mich scharf an. Wieder
hatte ich den Eindruck, er fotografiere mich für die Datenbank in seinem Kopf,
um mich später wieder abrufen zu können. Nach einer Weile kam er zum
Schreibtisch zurück und nahm seine alte Pose wieder ein. »Es freut mich zu
hören, daß wir auf derselben Seite stehen«, sagte er in vertraulichem Ton.
»Aber ich muß mehr über dieses Geschäft wissen.«
    »Mehr kann ich Ihnen nicht sagen. Es
sind mehrere Investoren beteiligt, die Wert auf Diskretion legen.«
    Eine Zeitlang schwieg er und zupfte am
Knoten seiner verschlissenen grünen Krawatte. Gage Renshaw glaubte mir die
Geschichte von diesem Geschäft ebensowenig, wie ich ihm die plötzliche
Vertraulichkeit abnahm. Unsere Blicke trafen sich, und ich sah den amüsierten
Ausdruck in seinen Augen. Ich spürte, wie sich meine Lippen langsam zu einem
Lächeln verzogen.
    Renshaw lächelte zurück. »Da wären wir
also, Miss McCone — zwei sture Böcke in der Sackgasse. Sie wollen Ripinsky, und
ich gebe zu, daß auch ich ihn will. Das gleiche Ziel. Und die Motive?
Vielleicht auch die gleichen, aber eher nicht. Was sollen wir tun?«
    Ich konnte nicht offen reden, nicht mit
diesem Mann. Meine Motive — Angst, Sorge, so etwas wie Liebe — waren für ihn
keine Begriffe. Sicher, er mochte von ihnen gehört, sie vielleicht sogar ein-
oder zweimal erfahren haben, aber hier gehörten sie einfach nicht hin. »Sie
sind am Zug, Miss McCone.«
    Wieder trafen sich unsere Blicke. Der
amüsierte Ausdruck war aus seinen Augen verschwunden. »Ich kann Ihnen nur eines
sagen: Wenn ich Ripinsky finde, kann er sich auf etwas gefaßt machen.«
    »Entweder sagen Sie die Wahrheit, oder
Sie sind eine sehr gute Schauspielerin. In Ihrem Interesse hoffe ich ersteres.«
    »Warum?«
    Sein Blick hinter

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