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Wölfe und Kojoten

Wölfe und Kojoten

Titel: Wölfe und Kojoten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marcia Muller
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Kochnische mit der
kleinen Kaffeemaschine einen Kaffee aufgebrüht. Dann kroch ich ins Bett zurück,
um über meine Möglichkeiten nachzudenken. Aber schon im nächsten Moment war ich
wieder auf den Beinen und suchte im Telefonbuch nach zwei Namen. Den einen fand
ich, den anderen nicht.
    Was mir gestern abend beim Anblick der
Sea-World-Werbung im Fernsehen in den Sinn gekommen war, schien mir jetzt, bei
Tage betrachtet, weit hergeholt. Vielleicht hatte auch der Wein eine gewisse
Rolle dabei gespielt. Ich sagte mir, es wäre wohl sinnvoller, wenn ich
versuchte, Hys letzten Aktivitäten auf die Spur zu kommen. Leider brauchte ich
Kate Malloys Hilfe, um an eventuelle Bewegungen des American-Express-Kontos
heranzukommen. Und selbst wenn ich sie erreichte, das Abrechnungsbüro von
Amexco wäre am Wochenende geschlossen. Doch möglicherweise könnte Ron Chan von
Pacific Bell herausfinden, ob die Telefonkarte der Stiftung benutzt worden war.
Ich sah auf die Uhr. Halb neun an einem Samstagmorgen war einfach zu früh, um
ihn mit der Bitte um einen Gefallen zu belästigen. Dafür war unsere
weihnachtliche Begegnung doch zu oberflächlich gewesen.
    Ich trank den Kaffee aus, duschte und
sah mit einer gewissen Beklommenheit der Aufgabe entgegen, mein frisch
geschnittenes Haar wieder in Form zu bringen. Doch die Vorhersage der Friseuse
erwies sich als zutreffend: Mit einem Minimum an Nachhilfe fiel es so perfekt,
als habe es schon seit Jahren nur darauf gewartet. Erleichtert zog ich ein
frisches T-Shirt und andere Jeans aus dem Besitz meiner ehemaligen Schwägerin
an und machte mich auf den Weg nach Imperial Beach, um den Leihwagen zu
Clunkers ‘n’ Junkers zurückzubringen. Ich wußte zwar nicht, ob ich überhaupt
noch nach Baja California mußte, aber es schien mir unsinnig, in einem Wagen
unterwegs zu sein, mit dem ich nicht über die Grenze durfte.
    Von Clunkers ‘n’ Junkers ging ich die
fünf Blocks auf der Palm Avenue zu Fuß zum Holiday Market. Trotz der Nähe des
Meeres schien die Sonne unbarmherzig heiß — wieder einmal ein für die
Jahreszeit viel zu warmer Tag. Das gehörte wohl zu dem verrückten Wetterschema,
das sich im ganzen Land herausbildete. Sicher, in meiner alten Heimatstadt war
das Wetter immer wechselhaft gewesen. Die täglichen vier Wetterberichte wiesen
meistens die ganze Skala von Feuchtigkeit und Nebel über Kälte und Wind bis hin
zu Trockenheit und Hitze auf. Meine Jugend in San Diego hatte mich bestens auf
das Leben in San Francisco mit seinem ähnlich schizoiden Klima vorbereitet.
    Heute morgen lungerten nur wenige
Männer vor der Arbeitsvermittlung herum. Sie vertrieben sich dort die Zeit und
holten schon früh ihre Flaschen aus den Papiertüten. Im Laden stand Vic hinter
seiner Kasse und rollte sich eine kalte Pepsi-Dose über die schweißnasse Stirn.
Er zögerte kurz, dann erkannte er mich und schenkte mir ein von Zahnlücken
gezeichnetes Lächeln.
    »Noch immer no tengas inglés ?«
fragte ich und lächelte zurück. »Ach was, tengo. Tut mir leid wegen
neulich, aber Sie wissen ja, wie das ist. La migra hat ihre Leute
überall, und die sehen aus wie Sie oder sonstwer.«
    »Ist schon okay. Haben Sie irgendwem
von mir und meinen Fragen erzählt, nachdem ich an dem Morgen hier war?«
    »Ja, sicher, einigen von den Burschen
da draußen. Ich habe sie gewarnt, daß Sie Ärger machen könnten. Aber machen Sie
sich über die keine Gedanken. Diese Burschen heißen nicht umsonst pollos, wissen
Sie? Hühner. Sie haben Angst und wollen keinen Wirbel. Man will ihnen helfen.
Und sie sind so verdammt dankbar, daß man ihnen nach einer Weile am liebsten
eine knallen würde.«
    Ein Matrose mit einer Tüte Chips kam an
die Theke. Ich trat zurück und wartete, bis Vic die Transaktion beendet hatte.
Dann fragte ich: »Kennen SieMarty Salazar?«
    Er kniff die Augen zusammen, kleine
harte Lichter blitzten darin auf. »Ja.«
    »Ist er jemals hier aufgetaucht?«
    »Allein schon bei dem Versuch würde ich
ihm die cojones abschneiden, und das weiß er. Salazar bleibt auf
Distanz.«
    »Und die Männer, die auf dem Parkplatz
herumhängen — würden die sich mit ihm abgeben?«
    »Wenn sie hungrig genug sind — und das
sind die meisten. Warum?«
    »Es ist mir jemand gefolgt,
wahrscheinlich seit dem Morgen, als ich hier war. Wenn einer von den Männern
bei Salazar über mich geredet hat...«
    Vic schüttelte den Kopf. »Macht keinen
Sinn. Ich habe sie vor Ihnen gewarnt, als Sie schon weg waren. Keiner kann
Ihnen

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