Wölfe und Kojoten
für Sie lösen. Haben Sie Fontes’ Adresse in Mexiko,
oder kennen Sie jemanden, der sie hat?«
»Ich habe sie nicht, aber vielleicht
mein Nachbar gleich nebenan. Er hat vor einem Jahr mal versucht, das Haus zu
kaufen, und hat mit Fontes korrespondiert.«
»Könnten Sie ihn wohl danach fragen?«
»Gern.« Berry zerrte an der Hundeleine.
Sie schnitt mir in die Waden. Das Tier gab einen würgenden Laut von sich,
zappelte auf den Hinterbeinen rückwärts und pellte dabei die Leine wie eine
Apfelschale von meinen Beinen. Jetzt waren meine Sympathien ganz auf der Seite
des Beagle. Wenn es eine Gerechtigkeit gab, würde er die Leine eines Tages um
den Hals seines Besitzers schlingen.
Berry zerrte seinen unglücklichen Hund
auf dem Gehsteig hinter sich her. »Kommen Sie mit?« fragte er.
Ich hatte alles von ihm erfahren, was
er mir sagen konnte. »Ich will Ihren Nachbarn nicht überfallen. Ich warte hier,
wenn es Ihnen nichts ausmacht.«
Er ging. Ich drehte mich um, sah hinaus
auf das glitzernde blaue Wasser hinter den Sandsteinklippen und versuchte, den
Schlamm von Berrys Selbstgerechtigkeit aus dem Kopf zu bekommen. Ich sagte mir,
daß er eben ein einfacher und dummer Mann sei, aber das half nicht. Owen Berry
war ein Symptom für alles, was in unserer Gesellschaft außer Kontrolle geriet —
alles, dem gegenüber ich mich machtlos fühlte.
Dennoch beruhigte mich die Bewegung der
See draußen jenseits der steinigen Küste nach einer Weile. Als Berry zurückkam,
ohne den unglücklichen Hund, dafür mit einem Zettel in der Hand, gelang es mir
schon wieder, höflich zu sein. Hastig machte ich mich auf den Rückzug zu meinem
Tercel und rief ihm ein Dankeschön nach. Ein paar Blocks weiter fuhr ich rechts
ran und sah auf den Zettel: 117 Via Pacifica, El Sueño, Baja.
Der Hof des La Encantadora empfing mich
nach der langen Fahrt von Point Loma wie eine Oase, zumal der Tercel keine
Klimaanlage hatte. Ich parkte in der Nähe des Empfangs, weil ich nach einem
kurzen Anruf und dem Zusammenpacken meiner Sachen das Motel verlassen wollte.
Es war heiß, auch von der tiefer gelegenen kleinen Bucht wehte kein Lufthauch
herauf. Allerdings spendete der Schatten der Jacarandabäume einen entfernten
Anflug von Kühle. Ich ging auf meinen Bungalow zu, verlangsamte aber meine
Schritte, als ich in der Ferne unter den herabhängenden Ästen des Baums gleich
neben meiner Eingangstür eine Gestalt stehen sah. Unvermittelt bog ich einen
Weg zwischen zwei anderen Bungalows ein.
Der Bungalow rechts von mir stand
inmitten hoher Kamelienbüsche. Ich verbarg mich hinter einem von ihnen und
schob mich an der Wand entlang bis zu einer günstigen Stelle vor, von der aus
ich eine gute Sicht durch das glänzende Blattwerk hindurch hatte. Die Gestalt
war ein paar Schritte vorgetreten und nun deutlich sichtbar: groß, sehr dünn,
den Kopf der Richtung zu gewandt, aus der ich gerade gekommen war.
Gage Renshaw.
Mit angehaltenem Atem trat ich den
Rückzug an. Ich kam gar nicht erst auf die Idee, mich zu fragen, wie er mich
gefunden hatte. Bei den zahlreichen Möglichkeiten, die RKI zur Verfügung hatte,
konnte es kaum schwierig gewesen sein. Auch seine Absicht stand angesichts der
Ausbuchtung unter seiner Jacke außer Frage. Er war bewaffnet und gefährlich.
Flach an die Bungalowwand gepreßt,
schob ich mich bis zu deren Ende vor. Und jetzt?
Renshaw hatte mich wahrscheinlich beim
Aussteigen aus dem Wagen entdeckt — er konnte mich gar nicht übersehen haben.
Aber etwas an seiner wachsamen, aber unentschlossenen Haltung sagte mir, daß er
mich nicht mit Sicherheit erkannt hatte. Die neue Frisur, der veränderte Stil
meiner Kleidung, und selbst wenn er sich in der Rezeption des Motels nach mir
erkundigt hatte, hätten sie ihm den Leihwagen von Clunkers ‘n’ Junkers
beschrieben. Dennoch konnte ihm etwas bekannt vorgekommen sein. Vielleicht
würde es nur noch Sekunden dauern, bis er die Verbindung hergestellt hatte.
Die Sachen in meinem Bungalow waren im
Moment nicht wichtig. Sie konnten dort bleiben — obwohl mir kurz die
schreckliche Vorstellung kam, daß ich damit den Beginn einer Fährte legte zu
all den Stellen, zu denen mich der Fall führen mochte. Aber der Wagen war ein
Problem. Ich mußte ein Ablenkungsmanöver inszenieren, um ihn zu erreichen.
Der Weg, in den ich eingebogen war,
führte zu einer Seitenstraße. Ich schlich durch das Gebüsch und schaute hinaus.
Da ich niemanden entdecken konnte, trat ich auf die Fahrbahn. Auf der
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