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Wölfe und Schafe - Ein Alex-Delaware-Roman 11

Titel: Wölfe und Schafe - Ein Alex-Delaware-Roman 11 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonathan Kellerman
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Bürgern unterhalten. Allerdings mussten wir feststellen, vor zehn Jahren wurden sämtliche Unterlagen nach Sacramento geschafft, und die Schulen haben etwa um dieselbe Zeit dichtgemacht.<
    »Gab es damals irgendwas Besonderes?«
    »Kann man wohl sagen. Da ist die Stadt nämlich gestorben«, sagte Judy. »Wie man unschwer sehen kann. Früher wurden hier Zitronen angebaut. Es gab wenig Einheimische, aber viele Wanderarbeiter und die Zitrusfrucht-Gesellschaften, denen die großen Lagerhäuser gehörten. Vor zehn Jahren sind die Zitronenbäume während einer Frostperiode erfroren, und den paar Überlebenden haben dann irgendwelche Käfer oder Milben den Rest gegeben. Daraufhin sind die Wanderarbeiter weitergezogen, und die großen Gesellschaften haben keine neuen gepflanzt, sondern anderswo Land gekauft. Ein Großteil der Einheimischen hatte von den Wanderarbeitern gelebt, also sind auch von denen viele weggezogen.«
    »Auf dem Schild am Ortseingang steht, hier würden zwölfhundert Menschen leben«, sagte ich.
    »Ein frommer Wunsch«, antwortete sie. »Das Schild ist
vorsintflutlich. Unserer Schätzung nach müssten es rund dreihundert sein, und davon sind ein Großteil nur im Sommer hier, um am See zu angeln. Die hier wohnen, arbeiten überwiegend außerhalb, bis auf ein paar Frauen, die die Geschäfte am Boulevard betreiben. Die wenigen Kinder gehen in Ford City auf die Grundschule und besuchen dann die weiterführenden Schulen in Bakersfield.«
    Auch Hope war in Bakersfield auf die High-School gegangen, also war es vermutlich schon damals ein verschlafenes Nest gewesen.
    »Die meisten älteren Leute aus der Zeit, als Ihr Opfer noch ein Kind war, sind mittlerweile gestorben, aber wir haben eine alte Dame ausfindig machen können, die sie vielleicht unterrichtet hat. Zumindest vom Alter her könnte es stimmen.«
    »Vielleicht?«, fragte ich.
    Botula sagte: »Sie ist der Polizei nicht gerade freundlich gesinnt.« Er fasste sich an die Schläfe. »Vielleicht ganz gut, dass Sie Psychologe sind.«
    Judy warf ein: »Wir könnten mit Ihnen hinfahren, aber das würde vermutlich mehr schaden als nützen.«
    »Hatten Sie Probleme mit ihr?«
    »Wir waren gestern bei ihr«, sagte Botula. »Aber viel hat es nicht gebracht.«
    Mit gerunzelter Stirn fügte Judy hinzu: »Und das ist ziemlich vorsichtig ausgedrückt. Sie wohnt Blossom Lane, Nummer acht, aber die Hausnummer brauchen Sie eigentlich nicht. Sie werden schon merken, warum.«
     
    Die Blossom Lane hatte keine Bürgersteige, bloß braune Seitenstreifen voller Unkraut. Ein paar kümmerliche Zitronenbäumchen fristeten am Straßenrand neben riesigen Eukalyptusbäumen ein Schattendasein.

    Das Haus von Elsa Campos war ein zweistöckiger Holzbau mit Veranda, flankiert von zwei wuchtigen Zedern. Die Erde ringsum war festgetreten, hart und zeigte keinerlei Spuren gärtnerischen Bemühens. Das kleine Grundstück war von einem zwei Meter hohen Maschendraht umgeben. Das Schild VORSICHT HUND war eigentlich überflüssig, denn hinter dem Zaun drängelte sich ein Rudel von bellenden, springenden, jaulenden Vierbeinern.
    Terrier, Spaniels, ein schlanker rotbrauner Dobermann, Mischlinge aller Formen und Größen und ein riesiges, schwarzes Monster, das sich im Hintergrund hielt und am Boden schnüffelte.
    Der Lärm war ohrenbetäubend, aber keines derTiere wirkte bösartig - im Gegenteil: Sie wedelten mit dem Schwanz, leckten sich die Nasen, und die Kleinen hüpften auf und ab und kratzten am Zaun.
    Ich stieg aus dem Wagen. Der Radau wurde noch wilder, und einige Hunde rannten vor und zurück und sprangen am Zaun hoch. Es waren mindestens zwei Dutzend, alle gepflegt und bei bester Gesundheit.
    Keine Klingel, kein Vorhängeschloss, lediglich ein schlichter Schnappriegel. Ich sah die zahllosen Hundehaufen auf der festgestampften Erde, doch rund ums Haus war ein Radius von vier Metern gesäubert worden. Die Kratzspuren der Harke waren noch zu sehen.
    Ich hielt einem der Spaniels die flache Hand hin, und er leckte sie ab. Dann streckte ein Retrievermischling die Zunge durch den Zaun und schleckte mein Handgelenk ab. Der Dobermann kam herbeigetrabt, starrte mich an und zog von dannen. Andere Hunde drängelten sich an den Zaun, und das Gartentor klapperte. Das große schwarze Monster hielt sich noch immer zurück.
    Ich überlegte noch, ob ich den Hof betreten sollte, als
sich die Haustür öffnete und eine alte Frau in rosafarbenem Sweatshirt und Stretchjeans mit einem Besen in der Hand

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