Woelfin des Lichts
sein, schließlich ist Jack Marcs Bruder, der mit dem Wissen um Werwölfe au s erster Hand aufwuchs.“
Bevor Mina fortfahren konnte, sprach Sara ihren Gedanken laut aus: „Es ist schwer zu glauben, dass sie Brüder sind. Sie sind so unterschiedlich...“
„Ihr Vater heiratete nach dem Tod von Marcs Mutter eine Frau, die nicht wusste, dass es in ihrer Familie Vorfahren gab, die das Wolfsgen in sich trugen. Als Jack zur Welt kam und sich herauskristallisierte, dass sie vermutlich ihr Erbe, das Generationen übersprungen hatte, auf ihn übertragen hatte, zerstörte das ihre Ehe. Sie konnte nicht akzeptieren, dass ihr Sohn ein solches Wesen sein sollte. Abscheu und auch Angst brachten sie dazu, ihre Familie und ihr Kind zu verlassen. Nachdem sich Jack zum ersten Mal verwandelt und es Schwierigkeiten gegeben hatte, beschloss sein Vater Roseend zu gründen. Insbesondere ging es ihm damals vor allem um seinen Sohn, ihn wollte er vor der Außenwelt und anderen Rudeln, die weniger tolerant waren, schützen. Und wir alle profitieren von seiner Weitsicht.“
Sara brauchte einen Moment, um die entscheidende F rage zu stellen: „Wer ist der Leitwolf?“
Stille trat ein, Mina sah ihr in die Augen und schwieg. Sie brauchte keine Antwort zu geben. Sara wusste, dass der Name Jack lauten würde. Gänsehaut überzog ihre Arme und ließ sie fröstelten. Tiefe Traurigkeit überr ollte sie wie eine mörderische Welle.
Jack ist der Leitwolf und damit eine Beziehung mit ihm unmöglich geworden. Mina kann sagen was sie will, Werwolf bleibt letztendlich Werwolf und für diese ist die Hierarchie im Rudel überaus wichtig. Nur der Stärkste unter ihnen wird zum Leitwolf ernannt. Würde mein Geheimnis jemals nach außen dringen, sähen sie in mir eine potenzielle Gefahr und das könnte niemand so einfach hinnehmen, vor allem nicht der Ranghöchste innerhalb eines Rudels. Diese Erfahrung musste ich schon einmal bei jemandem machen, den ich geliebt und dem ich vertraut habe.
Ihre schlimmste Befürchtung war wahr geworden.
Mina, die erkannte, dass etwas Schwerwiegendes in Sara vorging, das mit dem Umstand, dass Jack der hiesige Rudelführer war, zusammenhing, sprach leise weiter auf sie ein: „Ein Leitwolf zu sein, bedeutet nicht, anderen seinen Willen aufzuzwingen: Wir alle entscheiden gemeinsam und niemals, Sara, niemals nutzt ein Leitwolf seine Macht aus, zumindest nicht hier bei uns“, fügte sie hinzu.
Ihre Nachbarin erkannte auf Anhieb, dass sie ins Schwarze getroffen hatte. Saras wechselnder Gesichtsausdruck sprach Bände.
Obwohl Mina spüren konnte, dass sie sich auf dünnem Eis bewegte, stellte sie Sara eine Frage: „Ich kann dir ansehen, dass du schlimme Erfahrungen gemacht haben musst. War dieser Mann ein Werwolf, der dir etwas bedeutet hat?“
Einen kurzen Moment sah Sara sie ausdruckslos an, sodass Mina schon glaubte, zu weit gegangen zu sein. Immerhin berührte die Frage deren Intimsphäre und diese ging sie im Grunde nichts an.
Schließlich nickte Sara und sagte mit fester Stimme: „Ja.“
Dieses eine Wort reichte aus und Mina erkannte an ihrem Tonfall, dass sich Sara nicht weiter dazu äußern würde.
Kurz darauf verabschiedeten sie sich voneinander. Wa s Mina Sara allerdings verschwieg, war, dass Jack bei Jafa wartete und fragen würde, wie das Gespräch verlaufen war. Er hätte auch selber kommen können, befürchtete jedoch, dass Sara ihm nicht zuhören würde.
Wie Mina es vorausgesehen hatte, schäumte Jack vor Wut. Er hatte zu Anfang überraschend gelassen auf ihre Erzählung reagiert, doch schon bald registrierte Mina an seiner Körperhaltung und seinen geballten Fäusten, dass er sich kaum noch beherrschen konnte. Es war offensichtlich, dass er nicht auf Sara wütend war, sondern auf den Werwolf, der ihr in der Vergangenheit so viel Angst gemacht haben musste, dass sie auch Jack nicht zu trauen wagte.
Als er sie kurz darauf verließ und nach Hause stapfte, tauschten Jafa und Mina besorgte Blicke. Ein weiterer Blick in Richtung des langsam aufgehenden Mondes verstärkte ihre Bedenken: Jack war unendlich wütend. Sara indes furchtbar unglücklich. Zwei Werwölfe in diesem Zustand, noch dazu in einer Vollmondnacht, erzeugten eine Mischung, die ausgesprochen gefährlich war.
Das Ehepaar nickte sich kaum merklich zu: Heute Nacht würden sie auf einen Ausflug verzichten. Ein kurzes Telefongespräch mit Michael bestätigte ihre Bedenken. Auch er und Sophie würden in dieser Nacht zu Hause bleiben. Für einen
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