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Woelfin des Lichts

Woelfin des Lichts

Titel: Woelfin des Lichts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christa Kuczinski
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derartigen Fall, der bisher noch nie eingetreten war, besaß jedes Cottage einen kleinen Raum, den man völlig abdunkeln konnte, so dass kein Mondlicht einfiel. Die besonders stabile Eichentür würde jeglichem Ausbruchversuch standhalten, sollte sich jemand unfreiwillig darin aufhalten. Für Außenstehende als solcher nicht zu erkennen, bot er Werwölfen Schutz vor dem Einfluss einer Vollmondnacht und kombiniert mit ihrer antrainierten Fähigkeit, bot er den Bewohnern einen Weg, die Nacht innerhalb des Cottage zu verbringen.
    Ihnen war klar, dass Jack diese Möglichkeit nicht wahrnehmen würde, zu explosiv waren seine Gefühle, die in ihm wüteten.

    Währenddessen lag Sara zusammengerollt in ihrem Sessel, wartete sehnsüchtig darauf, dass die Sonne unterging und fiel irgendwann in einen unruhigen Schlaf. Schon bald würde die hereinbrechende Nacht ihre Ängste und Sorgen für eine kurze Zeit auslöschen...
    Als sie erwachte, lag der Raum in völliger Dunkelheit, einzig ein langgezogener Lichtkegel fiel durch das Fenster und teilte das Zimmer in z wei Hälften. Mit langsamen Bewegungen entledigte sich Sara ihrer Kleidung, helles Mondlicht überflutete ihren nackte Haut und sie spürte die Veränderung, die bereits ungeduldig unter der Oberfläche brodelte, gleich einem kurz bevorstehenden Vulkanausbruch. Jede Pore ihrer Haut schien sich zu erweitern und das fahle Mondlicht wie ein leeres Gefäß in sich aufzunehmen, prickelnde Hitze überzog ihren Körper und hüllte ihn vollständig ein. Mit geschlossenen Augen spürte sie, wie sich ihre zuvor weiche Muskulatur veränderte, ausweitete, an Spannung gewann und die Lage eines jeden Knochens in ihrem Körper verschob und neu positionierte. Ein erlösendes leises Jaulen und Sara sprintete durch den dunklen Flur und durch die angelehnte Hintertür hinaus in den Garten.
    T ief sog sie die klare Nachtluft ein und lief gezielt auf den Waldrand zu. Doch dieses Mal fehlten ihr die Begeisterung und der Elan, die sie normalerweise bei Vollmond verspürte. Nur halbherzig nahm sie die vielfältigen Gerüche wahr und schob sie unwirsch beiseite. Heute Nacht hatte sie anderes vor, heute Nacht würde sie den Mond anrufen und ihm ihren tiefen, bohrenden Schmerz übergeben. Ohne auf die Umgebung zu achten, lief sie auf die Mitte der Lichtung zu, tauchte ein in den silbernen, tröstenden Glanz und hob die Schnauze. Tief aus ihrem Innersten bahnte sich ein Lied der Trauer seinen Weg die Kehle hinauf. Lange Zeit verharrte sie so, alle Gefühle der Trauer, Verzweiflung ebenso wie Liebe und Sehnsucht kamen in der Melodie zum Ausdruck.
    Von der Wölfin unbemerkt, schälte sich eine Gestalt aus dem Schatten der dicht beieinander stehenden Bäume. Ein großer, silberner Wolf mit einem markanten Streifen, der sich wie eine straff gespannte Schnur über seinen Rücken zog, schaute mit glühenden, gelben Augen direkt in ihre Richtung. Ebenso wie sie setzte er sich auf die Hinterbeine und lauschte mit aufgestellten Ohren den langgezogenen Klängen, die mit dem Wind bis zu ihm getragen wurden. Plötzlich setzte er sich in Bewegung, schlich näher und ließ sich am Rande der Lichtung erneut nieder, hob seine Kehle und fiel mit tiefem Grollen in ihren Gesang ein. Nun wurde auch der männliche Wolf vom Lichtschein des Mondes eingehüllt. Sein silbernes Fell glänzte bei jeder seiner Bewegungen von neuem auf, doch noch heller leuchteten seine goldenen Augen, in denen eine ungeheure Wut lag.
    Nur einen winzigen Moment lang setzte ihr Lied aus, um abermals in gleicher Stärke zu erklingen.
    Die Nacht schien vor der geballten Kraft der zwei Wölfe zurückzuweichen. Sara lauschte mit gespitzten Ohren, bis der letzte Laut verklang, und wandte sich zaudernd um. Jacks goldfarbene Augen zogen sie magisch in ihren Bann. Aus ihnen sprach eine Wut, die Sara frösteln ließ, sie ahnte instinktiv, dass sie nicht ihr galt, aber unmittelbar mit ihr zu tun hatte. Ihr Körper spannte sich wie eine Feder und der Blickkontakt riss ab. Als er einen Schritt in ihre Richtung tat, wich sie in Panik zurück. Sie wusste, zu was ein wütender Wolf, vor allem ein Leitwolf, fähig war und wartete erst gar nicht auf einen Angriff, sondern drehte sich blitzschnell um ihre eigene Achse, rannte auf den dunklen Waldsaum zu und tauchte zwischen den Bäumen unter. Dieses Mal konnte sie nicht darauf hoffen, dass er ihr nicht folgen würde.
    Auf di eser Seite des Waldes war sie bisher noch nie gewesen, doch der Wolf, der sie verfolgte

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