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Woelfin des Lichts

Woelfin des Lichts

Titel: Woelfin des Lichts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christa Kuczinski
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und ihr dicht auf den Fersen war, ließ ihr keine andere Wahl. Die Jagd verlief mit atemberaubender Geschwindigkeit quer durch das Dickicht. Immer wieder musste Sara dicken Baumstämmen ausweichen, die unerwartet vor ihr auftauchten, so lief sie einmal im Zickzack und ein andermal im gestreckten Lauf. Bereits jetzt spürte sie, wie ihre Kräfte nachließen, doch das Brechen der Äste hinter ihr hallte in ihren Ohren wider und trieb sie weiter voran.
    Die Bäume rückten enger zusammen, das dichte, wild wuchernde Dickicht und die zahlreichen ineinander verwachsenen Hecken unter denen sie hindurchsauste und, wenn es nicht anders möglich war, hindurchzwängte, rissen schmerzhaft an i hrem Fell, sodass sie die Augen zu Schlitzen verengte, um diese vor Schaden zu bewahren. Feuchtigkeit stieg vom Waldboden auf, der intensive Geruch nach fortgeschrittener Zersetzung verstärkte sich zunehmend. Dies und die kaum zu durchdringende Dunkelheit ließen Sara schon bald die Orientierung verlieren, was ihre Panik zusätzlich verstärkte. Mehrmals hatte sie den Eindruck im Kreis gelaufen zu sein und ihre Flucht schien kein Ende zu nehmen. Irgendwann kam sie nur noch taumelnd vorwärts. Ihre Energie war restlos aufgebraucht, als ihr klar wurde, dass sie ihm nicht entkommen konnte, blieb sie erschöpft stehen und spürte Jacks heißen Atem in ihrem Nacken, bevor er sie auch schon zu Fall brachte.
    Mit bis zum Bauch eingeklemmtem Schwanz lag sie unter seinem mäc htigen Wolfskörper und wartete bebend auf eine aggressive Reaktion von ihm. Doch nichts dergleichen geschah. Der silberne Wolf ließ von ihr ab, das einzige, was ihr signalisierte, nicht zu flüchten, war der leichte Biss in ihr Nackenfell. Sein erhitzter Körper drückte sich an ihre Flanke. Sie winselte leise auf und spürte wie sich der Druck in ihrem Nacken löste und sich die Schnauze stattdessen in ihr Fell grub. Sein beruhigendes Grollen überraschte sie ebenso, wie die plötzliche Gewissheit, dass er seine Wut nicht an ihr auslassen würde. Geraume Zeit lagen sie regungslos, ein mächtiger silberner Wolf neben einer zierlichen schwarzen Wölfin.
    Als der Morgen anbrach und ein grauer Schleier am Horizont erschien, hatten sich beide Wölfe beruhigt. Gemächlich ri chteten sie sich auf und liefen nebeneinander her in Richtung Roseend. Kurz bevor sie die unsichtbare Grenze, die das Dorf umgab, übertraten, trennten sie sich.

    Erschöpft fiel Sara nach ihrer Rückverwandlung in ihr Bett. Vielleicht wird ja doch noch alles gut , dachte sie und war auch schon eingeschlafen.

    Im Gegensatz zu Sara hatte Jack Mina bemerkt, die an der Hintertür ihres Cottages nach ihnen Ausschau gehalten hatte und kurz darauf, mit einem feinen Lächeln auf den Lippen die Tür schloss.
    Jack war sic h darüber im Klaren, dass er in der vergangenen Nacht zwar einen Punkt hatte für sich verbuchen können, es jedoch noch ein langer Weg sein würde, bis Sara ihm absolut und ohne Vorbehalte vertrauen würde.

    Sie verschlief den halben Vormittag, das Erlebnis der letzten Nacht forderte ihren Tribut. Als sie unter der Dusche stand, huschte ein feines Lächeln über ihr Gesicht. Die vergangene Nacht hatte ihr eines klar werden lassen: Wenn es ein Werwolf unter dem Einfluss des Mondes schaffte, Wut und Aggressivität zu unterdrücken, so wie Jack es getan hatte, wäre es möglich, dass Mina mit ihrer Behauptung, dass ihr Jack nichts aufzwingen würde, Recht haben könnte. Das löste zwar nicht das eigentliche Problem, von dem weder Jack noch sonst jemand in Roseend etwas ahnte, doch warum sollte sie sich ausgerechnet jetzt darüber Gedanken machen. Sara spürte, wie mit dem Wasser, das ihr über den Körper rieselte, auch der Schmerz in ihren Muskeln nachließ.
    Gut gelaunt rief sie am Nachmittag bei ihrer Nachbarin an und fragte M ina, ob sie Lust auf eine selbstgemachte Limonade und einige frischgebackene Muffins hätte. Mit dieser Geste wollte sie ihr danken, dass sie an ihren Sorgen Anteil genommen hatte. Ihr offenes Gespräch über Roseend und dessen Bewohner zeugte von großem Vertrauen und der Hoffnung, dass Sara bleiben würde.
    Sie war überzeugt, würde sie auf Dauer an diesem Ort, der ihr inzwischen zu einem zweiten Zuhause geworden war, bleiben, könnte sich eine wunderbare Freundschaft zwischen ihnen entwickeln.
    Sara saß in der Hängematte und baumelte mit den Beinen, während Mina auf einem der Rattansessel im Schatten der Apfelbäume Platz genommen hatte.
    Einvernehmlich schwiegen

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