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Wofuer die Worte fehlen

Wofuer die Worte fehlen

Titel: Wofuer die Worte fehlen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carolin Philipps
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Handys gebeugt die Bilder studierten. Bei den Mädchen überwog natürlich die Empörung, und alle Jungen, die sich jemals über ein Mädchen lustig gemacht hatten, gerieten in Verdacht. Über Wochen war die Stimmung in den Klassen und auf dem Schulhof gereizt. Wut, Ohnmacht und Misstrauen. Jeder beschuldigte jeden, es gab Schlägereien und Drohbriefe. Den Täter sucht man immer noch.
    In der Schule gibt es seitdem ein Handyverbot. Selbst ausgeschaltete Handys werden, sobald ein Lehrer sie sichtet, konfisziert und müssen von den Eltern abgeholt werden.
    Ein besonderes Problem sind seitdem die Klassenfahrten. Hier gibt es noch mehr Möglichkeiten, auf der Toilette oder im Duschraum peinliche Fotos zu machen. Und damit so etwas wie auf der Mädchentoilette nicht noch einmal passiert, dürfen keine Fotoapparate mitgenommen werden und alle Handys müssen zu Beginn der Reise abgegeben werden. Ein Konferenzbeschluss der Lehrer.
    Auch Kristian hat brav sein Handy in den Korb gelegt, den der Lehrer am ersten Tag herumgegeben hat. Dass er ein zweites besitzt, hat er verschwiegen, schließlich hat der Lehrer danach nicht gefragt. Er benutzt dieses Handy auch nur zum Musikhören, denn er braucht seine Songs zum Einschlafen. Er hat Angst vor den Träumen, Angst vor der Nacht. Manchmal liegt er stundenlang wach und horcht in die Dunkelheit hinein, wartet auf die vertrauten verhassten Geräusche. Nur wenn er seine Kopfhörer in die Ohren steckt und den Songsseiner Lieblingsband
An Cafe
lauscht, deren harter Rhythmus alle Gedanken aus dem Kopf bläst, kann er einschlafen.
    Seine Freunde auf dem Zimmer sind begeistert, dass Kristian ein Handy hereingeschmuggelt hat, und freuen sich über die Musik, die über den eingebauten Lautsprecher abgespielt werden kann.
    Vier Tage dauert die Freude, bis zum Morgen vor der Abreise. Kristian, Juri, Boris und Nils liegen gemütlich und nichts Böses ahnend auf ihren Betten, als plötzlich die Tür aufgerissen wird und Beate ins Zimmer stürmt, natürlich ohne vorher anzuklopfen.
    Â»Versammlung im Gemeinschaftraum. In einer halben Stunde! Herr Malert sagt …« Sie erstarrt mitten im Satz. Ihr Blick fällt auf das Handy, das auf dem kleinen Tisch vor dem Fenster liegt. »Wow, ihr habt ein Handy? Wieso habt ihr das nicht abgegeben? Wem gehört das? Das sag ich Herrn Malert!«
    Kristian versucht sein Handy zu retten, aber Beate ist schneller. Mit einem Satz ist sie bei dem kleinen Tisch, packt das Handy und rennt davon, ehe sich die Jungen von ihrem Schreck erholt haben.
    Ausgerechnet Beate! Die verdächtigt inzwischen jeden, der mit einem Handy herumläuft, die Fotos von ihr auf dem Klo gemacht zu haben.
    Kristian sieht Nils an, der einen roten Kopf bekommt.
    Â»Scheiße! Scheiße! Scheiße!«, murmelt Kristian. »Das gibt Ärger!«
    Und genauso ist es auch. Eine halbe Stunde später werden alle vier Jungen zum Lehrer gerufen.
    Â»Einer von euch hatte wohl Bohnen in den Ohren!« Herr Malert ist so verärgert, wie sie ihn schon lange nicht gesehen haben.« Ihr wisst doch, warum die Schule ein Handyverbot verhängt hat! Also, wem gehört es?«
    Mit hochrotem Kopf hebt Kristian den Finger. »Aber es war nur zum Musikhören …«
    Herr Malert schickt die anderen nach draußen. Dann schaut er Kristian sehr lange und sehr ernst an. »Das hätte ich nicht von dir gedacht, Kristian. Ich bin enttäuscht!«
    Kristian legt die Hand auf seinen Bauch, der sich bei den verhassten Worten schmerzhaft meldet. Beate hat offenbar nicht nur das Handy abgegeben, sie hat auch vorher alle Dateien durchstöbert und dabei Dinge gesehen, die nicht für sie bestimmt waren. Er hätte die Fotos löschen müssen! Warum hat er sie bloß nicht gelöscht?
    Â»Du hast also die Fotos von den Mädchen auf der Toilette gemacht!«
    Kristian schüttelt entsetzt den Kopf. »Ich war das nicht! Ich hab sie nicht gemacht. Ich hab sie nur runtergeladen aus dem Internet. Aber das haben viele gemacht. Jeder Junge aus der Schule hat sie auf dem Handy.«
    Der Lehrer schüttelt angeekelt den Kopf. »Auch das ist schlimm genug! Was seid ihr für Perverslinge! Wir werden das untersuchen. Wenn du der Täter sein solltest, dann wirst du wohl mit einer Anzeige von Beates Eltern rechnen müssen. Mal abgesehen von der Strafe, die die Schule verhängen wird!« Herr Malert holt tief Luft. Er

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