Wofuer die Worte fehlen
wurscht, womit man sein Geld verdient. Meinen Segen hast du. Was deine Mutter dazu sagen wird, ist was anderes. Die sieht dich immer noch als Arzt oder Ingenieur.«
Kristian schaut aus dem Fenster. Es gibt Momente wie diesen hier, da kann er sich keinen besseren Vater vorstellen.
»Und auf dieser Cos⦠Wie-heiÃt-das-noch? ⦠lauft ihr alle so verkleidet herum?«
Kristian nickt.
»Scheint mir ungefährlich zu sein. Also, von mir aus!« Kristian schaut den Vater ungläubig an. »Ich darf gehen? Und Mutter?«
»Der müssen wir das ja nicht erzählen. Männergeheimnis.« Der Vater schlägt Kristian lachend auf die Schulter. »Auf ein Geheimnis mehr kommt es doch auch nicht mehr an.«
Das Wort löst bei Kristian einen kurzen schmerzhaften Stich im Bauch aus, aber das ist schnell vorbei, genauso wie die Wut über die Mutter und der Gedanke an kommende Bauchschmerzen und feuchte Bettlaken. Er darf zur Cosplay-Convention!
»Als was verkleidest du dich? Warum nicht als Schwarzer Ritter? Der Typ gefällt mir.«
Kristian hat gar nicht vorgehabt, sich als Schwarzer Ritter zu verkleiden, aber nun, wo der Vater es erwähnt, gefällt ihm die Idee. Es wäre gut, einmal in seine Rolle zu schlüpfen, einmal die Lederrüstung auf der eigenen Haut zu spüren, einmal zu merken, wie es sich anfühlt, wenn man die Gesetze, nach denen andere leben müssen, selber macht.
»Ich hab keine Rüstung. Ich weià nicht mal, ob es eine zu kaufen gibt. Und wenn, dann ist sie verdammt teuer. «
Kristian kann sein Glück nicht fassen, als der Vater verspricht, die Kosten für eine Rüstung zu übernehmen, falls man eine kaufen kann.
Der Vater legt den Arm um ihn. »Das wäre doch gelacht, wenn wir uns nicht auch ohne Mutter amüsieren können, oder?«
Kristian nickt und überhört das Grummeln in seinem Bauch, der genau wie er weiÃ, dass es die Rüstung des Schwarzen Ritters nicht ohne Gegenleistung gibt.
Die dumpfen Schläge der Wohnzimmeruhr dröhnen durch die stille Wohnung. 23 Uhr. Zeit zum Schlafengehen
.
Geräuschlos betritt der Schwarze Ritter den Raum. Er verharrt einen Moment bewegungslos, seine rot glühenden Augen durchschneiden den nachtschwarzen Raum
.
Dann nähert er sich der schlafenden Gestalt auf dem Bett und streckt eine Hand nach ihr aus. Mit der anderen Hand öffnet er die schwarze Schnalle, die seinen Umhang zusammenhält. Mit einem kaum hörbaren Knistern fällt er zu Boden
.
Eine schwarze, lederne Rüstung bedeckt den ganzen Körper des Ritters. Sechs Ãffnungen gibt es an ihr: eine für den Kopf, zwei für die FüÃe, zwei für die Hände und eine für den Penis, der wie ein rot glühender Stab die schwarze Nacht durchdringt
.
Die Hand des Ritters erstickt Masarus entsetzten Schrei, als sich der glühende Stab in seinen Körper bohrt â¦
Die nächste Stunde des Manga-Kurses steht ganz im Zeichen der Convention, denn Frau Bartsch will mit allen, die Lust haben, hingehen, als Anschauungsunterricht für kommende Malstunden.
Die ganze Aufregung ist umsonst gewesen, denkt Kristian. Unter der Aufsicht von Frau Bartsch hätte er auch mit dem Segen der Mutter gehen können.
»Ihr könnt euch Anregungen für Kostüme holen, mit den anderen Teilnehmern reden und alles rund um die Mangas tauschen«, erklärt Frau Bartsch.
»Und Musik hören!« Sakura hat das Programm aus dem Internet ausgedruckt. »Ratet mal, wer kommt?«
»An Cafe!«
Kristian hat sich noch am Abend nach der Rückkehr aus der Slowakei mit der Kreditkarte seines Vaters eine Eintrittskarte für die Cosplay Convention gekauft und natürlich das Programm studiert. Einige Texte der japanischen Rockband kann er sogar schon mithilfe von Sakura auf Japanisch mitsingen: »Kagami ni utsuru sugata niramitsuketemo kekkyoku nigete shimau n da.«
Der harte Rhythmus bläst ihm alle bösen Gedanken aus dem Kopf. Sobald er sein Zimmer betritt, drückt er auf den Einschaltknopf seiner Musikanlage. Zwei riesige Lautsprecher, auch die ein Geschenk seines Vaters, erfüllen nicht nur sein Zimmer mit Musik, sondern auch den Rest der Wohnung und manchmal die Etagen darüber und darunter, was immer wieder zu Ãrger mit den Nachbarn führt.
Auch die anderen Kursteilnehmer sind begeistert. Neben dem Konzert von
An Cafe
gibt es einen Karaokewettbewerb,eine
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