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Wofuer die Worte fehlen

Wofuer die Worte fehlen

Titel: Wofuer die Worte fehlen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carolin Philipps
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ausdrückte.
    Eine Schachtel mit fünfzehn verschiedenen Farben der megateuren Manga-Stifte hat der Vater ihm finanziert. Niemand sonst in seinem Zeichenkurs besitzt auch nur einen von ihnen. Den gelben und den hellblauen hat er Sakura geschenkt, die ihm vor lauter Freude um den Hals gefallen ist, was Kristian sehr peinlich, die anderen dagegen sehr lustig fanden.
    Sakura liebt alle strahlenden Farben, gelb und hellblau besonders. Die Kleidung der Magical Girls in ihren Geschichten ist eine einzige gelb-blaue Farbexplosion.
    Kristian bevorzugt Schwarz, und so ist der schwarze Stift auch der wichtigste in seiner Sammlung. Und ausgerechnet der ist nun durch die Gans zerstört worden.
    Noch vier Tage bis zur Rückfahrt.
    Achtzig Jahre wird Oma Herta morgen. Die Familie ist aus ganz Europa angereist. Denn es wird ein Mehrfachfest: der Geburtstag, dann die Hochzeit von seiner Schwester Katarina mit ihrem Freund Janusch und die Taufe von Tobias. Früher hätte die Familie daraus drei große Feste gemacht, aber jetzt, wo sie in ganz Europa verstreut sind, werden die Feste gebündelt.
    Oma Herta findet, dass das mit Katarina nicht in Ordnung ist. »Der Apfel fällt nicht weit vom Stamm!«, hat sie seufzend gesagt und ihre Tochter dabei vorwurfsvoll angeschaut. »Zu meiner Zeit hat man erst geheiratet und dann an Kinder gedacht.« Aber es ist nun mal nicht zu ändern. Der kleine Tobias ist seit fast einem Jahr auf der Welt und seine Eltern heiraten erst morgen.
    Kristian wird sein Patenonkel. Auch wenn er es nie zugeben würde, er ist schon mächtig stolz, dass Katarina ihn ausgewählt hat. Onkel Vladimir und Tante Irina, die gehofft haben, dass Eva Patentante wird, sind entsetzt. Schon auf der Zugfahrt hierher hat es deswegen Streit gegeben.
    Â»Hast du schon vergessen, was dein Bruder angestellt hat?«, hat Tante Irina Katarina gefragt. »Ich sage nur ›Pornovideo‹! Ein Pate muss Vorbild sein!«
    Â»Und dumm ist er auch!«, hat Eva ergänzt. »Ein Pate muss klug sein, damit das Kind von ihm lernen kann.«
    Â»Ein Pate muss das Kind vor allem sehr lieb haben«, hat Katarina gesagt. »Beim nächsten Kind kannst du Patentante werden. Für Tobias kann ich mir keinen besseren Patenonkel als Kristian vorstellen.«
    Und dann hat sie einen Satz gesagt, der jede weitere Diskussion überflüssig machte und für den Rest der Fahrt beleidigtes Schweigen über die Familie von Eva legte: »Schließlich ist Tobias mein Sohn, und wer Pate wird, bestimme immer noch ich.«
    Drei Tage lang wird gefeiert, alle helfen mit, das Schwein ist schon geschlachtet und liegt grillbereit im Kühlhaus. Bänke und Tische sind neben dem Grill aufgebaut. Zwischen allen wuselt eine glückliche Oma Herta herum: »Wie früher!«, murmelt sie vor sich hin. »So wie früher, als alle noch zu Hause waren.« Sie strahlt über das ganze Gesicht.
    Kristian freut sich mit ihr. Er mag seine Oma sehr und erinnert sich gut an die Zeit, als der Großvater noch lebte und die Familienfeiern nicht nur an besonderen Geburtstagen stattfanden.
    Wenn er nur nicht gestorben wäre! Dann würde die Mutter nicht so oft und lange hierherfahren. Alle befürchten, dass Oma Herta den nächsten Infarkt nicht übersteht. Sie muss geschont werden und eigentlich müsste sie in ein Altenheim. Aber sie weigert sich mit Händen und Füßen. »Dann könnt ihr mich gleich ins Grab legen!«, sagt sie.
    Und so wird sich wohl Kristians Mutter weiterhin beim ersten Anruf der Nachbarin, dass es Oma wieder schlechter geht, in den Zug setzen.
    Kristian legt beruhigend die Hand auf seinen Bauch. Vielleicht ist es gut so, dass der schwarze Stift zerstört ist und er die nächste Szene nicht zeichnen kann. Wer weiß, ob er sonst nicht das ganze Familienfest über mit Bauchschmerzen im Bett legen würde.
    Es sind fröhliche Tage, wie ein Ausflug auf einen anderen Planeten; jeder zeigt nur seine süße Schokoladenseite, bemüht sich, ein freundlicher Teil im großen Familienpuzzle zu sein. Selbst Eva, die von ihren Eltern klare Anweisungen bekommen hat, schießt nicht eine einzige spitze Bemerkung in Kristians Richtung.
    Drei Tage später befindet er sich mit seinem Vater im Zug auf dem Rückweg. Eva und ihre Familie sind schon am Vortaggefahren. Das ist aber auch das Einzige, was Kristian fröhlich stimmen könnte. Seine Mutter, Katarina, Janusch

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