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Wofuer die Worte fehlen

Wofuer die Worte fehlen

Titel: Wofuer die Worte fehlen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carolin Philipps
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Tauschbörse für Mangas und Cosplay-Kleidung, einen Japanisch-Grundkurs und einen Kostümwettbewerb.
    Das Wichtigste sind natürlich die Kostüme. Die meisten Mädchen aus dem Manga-Zeichenkurs können sehr gut mit der Nähmaschine umgehen. Man kann die Kostüme der Figuren aus den bekanntesten Mangas natürlich auch im Internet kaufen, aber sie kosten zwischen hundert und zweihundert Euro, und das ist entschieden zu viel für die meisten. Nicht alle werden von ihren Eltern so unterstützt wie Kristian, der inzwischen stolzer Besitzer einer schwarzen Lederrüstung ist.
    Bei Sakura zu Hause treffen sie sich in den Tagen vor der Convention und schneidern und nähen die abenteuerlichsten Kostüme. Kristian hat sich schwarzen Seidenstoff gekauft und lernt unter viel Gelächter und nach dem Motto: »Jede Naht muss mindestens einmal wieder aufgetrennt werden«, aus dem Stoff einen Umhang zu nähen. Auch seine schwarze Gesichtsmaske entsteht auf diese Weise.
    Abschließend gibt es eine Kostümprobe.
    Da stehen japanische Schulmädchen neben Hatake Kakashi aus dem Manga Naruto; Sakura geht als Inu-Yasha in einem roten Kimono und mit einer blonden Perücke. Sie ist kaum wiederzuerkennen.
    Und natürlich Kristian ganz in Schwarz: Lederrüstung, Umhang und Gesichtsmaske. Auf seinem Kopf sitzt eine Perücke mit schneeweißen Haaren. Alle sind begeistert.
    Als er sich im Ganzkörperspiegel im Flur von Sakuras Wohnung betrachtet, erschrickt er. Der Ritter aus seiner Geschichte ist lebendiger geworden, als Kristian es gewollt hat.
    Sakura begutachtet ihn mit leisem Schaudern: »Du siehst unheimlich aus. Unheimlich und … gefährlich.«
    Kristian lacht, aber es ist ein Lachen mit einem so merkwürdig traurigen Unterton, dass Sakura ihn erschrocken ansieht.
    Â»Der Schwarze Ritter ist unheimlich. Und gefährlich«, erklärt Kristian.
    Â»Willst du nicht wenigstens einen Zauberstab mit …«
    Â»Glitzersteinen?« Kristian schüttelt den Kopf. »Der Schwarze Ritter ist keine gute Fee. Er ist der Herrscher der Nacht. Er braucht keinen Zauberstab. Er ist auch so unbesiegbar.«
    Â»Ich habe dir doch schon mal gesagt, niemand ist unbesiegbar!«
    Â»Du hast ja keine Ahnung. ER ist es! Nichts und niemand kann ihn bezwingen!«
    Â»Jeder ist besiegbar!«, wiederholt Sakura. »Du musst nur seine verletzliche Stelle finden.«
    Â»In deiner Welt der Magie!«, sagt Kristian ein wenig verächtlich. »Deine Magical Girls mit ihren glitzernden Zauberstäben sind ja ganz niedlich! Jede hat ein Schoßhündchen bei sich mit übernatürlichen Kräften. Aber das ist doch reine Fantasie und hat mit der richtigen Welt nichts zu tun. Da gibt es keine Zauberstäbe und niemand, der einen rettet!«
    Â»Und dein Schwarzer Ritter? Der ist doch auch Fantasie! Der hat mit der richtigen Welt genauso wenig zu tun.«
    Kristian zupft an seiner Lederrüstung herum, obwohl es da eigentlich nichts zu zupfen gibt. Sie sitzt perfekt.
    Zwei Tage später treffen sie sich an der S-Bahn. Frau Bartsch ist als Einzige ohne Kostüm. Die Leute gucken, schütteln den Kopf, wundern sich, machen ein ängstliches Gesicht, lachen.
    Â»Ist heute Karneval?«, fragt ein älterer Herr. »Habt ihr euch nicht im Datum geirrt?«
    Â»Das Leben ist ein einziger Karneval«, antwortet ihm Sakura, die solche Fragen schon kennt.
    Auch die anderen waren schon öfter auf Cosplays und finden es einfach nur lustig, wie sie von den Menschen angestarrt werden.
    Â»Wir sind verrückt, aber harmlos«, sagt Mandy, die als braves japanisches Schulmädchen im blauen Matrosenanzug daherkommt. »Auf den Cosplays wird nicht geraucht und nicht getrunken. Wir haben einfach nur Spaß am Verkleiden. Alles total friedlich.«
    Â»Na, dann wünsche ich euch viel Vergnügen«, sagt der ältere Herr, als er aussteigt. Sie winken ihm fröhlich zu.
    Achthundert Mangafans haben sich zur Cosplay Convention angesagt. Die meisten sind schon da, als Kristian mit seiner Truppe ankommt. Am Eingang müssen Schwerter und andere Waffen, die zum Kostüm gehören, an der Garderobe abgegeben werden. Es herrscht qualvolle Enge, als sie sich durch die schmalen Gänge nach oben schieben, wo im großen Saal die Hauptbühne aufgebaut ist.
    Anfangs gefällt sich Kristian in der Rüstung des Schwarzen Ritters. Wie eine zweite Haut schmiegt sie sich an

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