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Wofuer es sich zu sterben lohnt

Titel: Wofuer es sich zu sterben lohnt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Åsa Nilsonne
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von ihnen, offenbar ein ziemlich großer Mann, verschwin det rückwärts, die beiden anderen bleiben stehen.«
    »Rückwärts?« Tigist hob die Hände. »Warum ist er nicht einfach an eine andere Stelle vor der Bühne gegangen? Wa rum kann das nicht einer von denen sein, deren Namen ich mit so großer Mühe herausbekommen habe? Zum Beispiel An Cho Tsi aus Vancouver, Kanada? Oder Mikkel Asbjörn sen aus Pisa, Italien? Oder Mohammed Khaled aus Göte borg, Schweden?«
    »Weil die Welt gegen die Polizei ist«, sagte Monika tief ernst. »Und es ein Riesenkomplott gibt, und das sorgt da für, dass wir nur Pech haben.«
    »Oder weil die Verbrecher klüger sind als wir«, schlug Tigist mit ebenso tiefem Ernst vor. »Weil sie mehr zu ge winnen haben, wenn sie uns entgehen, als wir, wenn wir sie festnehmen. Niemand ist doch so blöd, einfach in die Kamera zu glotzen, wenn er gerade jemanden erschossen hat.«
    »Wenn er nicht versucht zu bluffen«, sagte Monika. »Und wir wissen noch immer nicht, ob unser Unbekannter Salo mon erschossen hat.«
    Tigist nickte langsam. »Angenommen, das war einfach je mand vom Hotelpersonal. Jemand, der die schönen Mäd chen oder Salomon sehen wollte - der war doch ungeheuer populär. Als Salomon erschossen wurde, stürzte der Mann, wer immer er gewesen sein mag, dahin zurück, wo er die ganze Zeit hätte sein sollen. Danach hat er bei der Verneh mung vielleicht nichts gesagt, weil er nicht zugeben woll te, dass er seinem Job ferngeblieben war. Und dann war es eben doch Mariam, die Salomon erschossen hat.«
    Sie überlegte.
    »Hinten, in der Richtung, in die er verschwunden ist, gibt es zwei Banken, etliche kleine Läden, die Büros von zwei Fluggesellschaften, ein Reisebüro. Die meisten davon hat ten geöffnet. Wir haben mit allen Angestellten gesprochen. Niemand hat etwas gehört oder gesehen.«
    »Dafür gibt es sicher eine Erklärung. Unser Techniker hat auch den Ton überprüft. Er glaubt, dass einige Sekunden nach dem Schuss ein Fahrstuhl zu hören war.«
    »Wie kann er das hören? Da war doch solcher Lärm.«
    »Ich weiß es nicht genau, aber er hat etwas auf dem Com puter eingestellt … war da ein Fahrstuhl in der Nähe?«
    »Es gibt zwei. Genau hinter Theo und Mariam. Ich hatte schon daran gedacht, aber wir hätten auf dem Video gese hen, wenn jemand sie benutzt hätte - sie sind doch innen beleuchtet.«
    »Falls nicht jemand die Lampen manipuliert hat.«
    »Das habe ich noch am selben Abend überprüft. Das Licht in beiden Fahrstühlen funktionierte.«
    »Wenn nicht jemand ein oder zwei Glühbirnen heraus gedreht, Salomon erschossen und sie dann wieder einge dreht hat.«
    Tigist ballte entschlossen die Fäuste.
    »Das wäre möglich gewesen. Er steigt aus dem dunklen Fahrstuhl, tritt vor, erschießt Salomon, lässt die Waffe fal len, geht zurück in den Fahrstuhl und verschwindet oben im Hotel.«
    »Aber wie hätte er wissen können, dass im Foyer kein Licht brennen würde?«
    »Die Techniker waren schon den ganzen Nachmittag da und testeten Licht und Ton. Wenn er im Foyer war, muss er das fast zwangsläufig mitbekommen haben.«
    Als sie Monikas skeptischen Blick sah, fügte sie hinzu:
    »Ich weiß, man sollte das nicht meinen, nach dem, was wir gesehen haben. Aber jeder, der an dem Nachmittag im Foyer war, muss begriffen haben, was sie vorhatten. Und dass Salomon moderieren sollte, hatte großes Aufsehen er regt, es war also kein Geheimnis, dass er dort war.«
    Sie tauschten einen stummen Blick.
    Wenn nun eine gut vorbereitete Person aus dem dunk len Fahrstuhl gestiegen war, einen Schuss abgegeben hatte, dann wieder in den Fahrstuhl gegangen und oben im Ho tel verschwunden war.
    Wenn dieser Mann seine vor Ort besorgte Einwegwaffe einfach hatte fallen lassen.
    Wenn Theo und Mariam die Pistole gesehen hatten, als die Lichter wieder angingen.
    Wenn Theo davon ausgegangen war, dass Mariam Salo mon erschossen hatte. Wenn Mariam davon ausgegangen war, dass Theo Salomon erschossen hatte.
    Dann wirkte vieles verständlich. Die Flucht. Das Schwei gen. Die Lügen.
    Eine Mutter, die ihren Sohn beschützte, ein Sohn, der sei ne Mutter beschützte. Tigist ließ sich in einen Sessel sinken und sah ungewöhnlich resigniert aus.
    »Wenn wir Computer und Techniker zur Hilfe gehabt hätten, dann wären wir ebenso effektiv wie ihr. Dann wäre dieser Fall bereits aufgeklärt.«
    Monika sah Tigist überrascht an.
    »Glaubst du?«
    »Ja. Für euch muss das doch leicht sein.«
    Sie sah so niedergeschlagen

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