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Wofuer es sich zu sterben lohnt

Titel: Wofuer es sich zu sterben lohnt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Åsa Nilsonne
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Figuren. Und auch nicht, wie der Test ergeben hatte, zu jungen Männern mit schwellendem Bi zeps und einladendem Blick. Was er am liebsten moch te, waren realistische Bilder von Menschen, Menschen, die echten Sex hatten, weil sie das wollten. Er wurde erregt von faltigen Frauenbäuchen, von Männern mit Krampfadern. Er fuhr auf das ab, was er sah und was real war.
    Jetzt hatte er geduscht. Er war gern sauber, auch wenn er nur Sex mit sich selbst haben wollte.
    Zum ersten Mal seit langer Zeit schien die Sonne durch die Balkontür. Er breitete eine weiche Decke auf dem son nigen Boden aus und legte sich auf den Rücken.
    Er ließ die warme Berührung der Sonne zur Einladung werden. Er zog den Bademantel ein wenig hoch, spürte die Wärme an den Waden. Er schloss die Augen und zog den Bademantel noch ein wenig weiter hoch. Er öffnete die Bei ne ein wenig, damit die Wärme die Innenseite seiner Ober schenkel berühren konnte, dann schob er langsam den Ba demantel noch höher, bis der seinen immer steifer werden den Penis gerade noch bedeckte.
    Das fing gut an.
    Er griff zu der Zeitschrift und machte sich auf die Suche nach einem Bild, einer Person, die zu seiner Stimmung passte. Langsam und sinnlich, das war die Melodie dieses Tages. Eine kleine schmächtige Frau vielleicht, die mit Raf finesse lieben könnte.
    Er blätterte, fand nicht so recht, was er suchte, strich sich langsam über die Hoden, so behutsam, dass er die Haut kaum berührte.
    Plötzlich kollidierten die Welten, die er mit solcher An strengung auseinandergehalten hatte.
    Hier, in Odas Wohnung, sah er Matilda.
    Seine Matilda. Matilda, die in die andere Welt gehörte, die die andere Welt ausmachte.
    Matilda war in seiner Hand, auf einem Bild, das eine hal be Seite bedeckte. Sie beugte sich über die Armlehne eines Sofas, und ein nicht sehr großer, untersetzter junger Mann, der sein Hemd nicht ausgezogen hatte, drang von hinten in sie ein. Eine weiche schwarze Hose hatte sich um seine Waden gewickelt.
    Ein Junge mit üppiger roter Mähne, den er aus Matildas Klasse kannte, stand grinsend daneben.
    Matilda grinste nicht. Ihr vager Blick schien nirgendwo zu haften, ihr Gesicht war ausdruckslos, als sei sie nicht da bei, wie im Halbschlaf. Auf dem Boden neben dem Sofa lag ihre kleine Unterhose mit rosa Pailletten und weißer Spitze, die Hose, die er samstags nach dem Waschen noch immer zusammenfaltete.
    Die Überschrift war: »Meine besten Sexerinnerungen«, und der Bildtext lautete: »Fest, Fest, Fest!«
    Er warf die Zeitschrift weg, und sie traf klatschend die Wand. Sie war der widerlichste Gegenstand auf der Welt, im Universum.
    Er sprang auf und zog den Bademantel um sich zusam men, als habe Matilda selbst das Zimmer betreten. Er hob die Decke auf, auch die war widerlich. Dann überwältigte ihn der Ekel, und er rannte zur Toilette und kotzte, seinet wegen, wegen der ganzen Welt.
    Danach blieb er auf dem Boden sitzen. Er hatte zu nichts anderem Kraft. Und während sein Körper unbeweglich da saß, wirbelten seine Gedanken durcheinander.
    Vermutlich hatte er jetzt die Übelkeit erregende Antwort auf die ängstlichen Fragen der vergangenen Monate erhal ten - was war mit Matilda los?
    Mit der fröhlichen Matilda, die schweigsam und ab wesend geworden war. Sie hatte sich immer häufiger in Schwarz gekleidet. Ihre Haare waren eines Tages lila gewe sen, am nächsten Tag dann ebenfalls schwarz. Sie fing an, selbst zu kochen und zu seltsamen Zeiten zu essen. Sie hat te zugenommen.
    Und die Jungen - wie war das möglich? Er kannte diese Kinder doch. Der Rothaarige war schon auf der Grundschu le in Matildas Klasse gegangen. Da war er ein fröhlicher kleiner Wicht gewesen, der die anderen immer wieder zum Lachen gebracht hatte. Sebastian, so hieß er doch? Was war mit ihm passiert? Warum hatte er Matilda nicht beschützt, wo er sie doch fast sein ganzes Leben lang kannte?
    Der Junge mit der heruntergelassenen Hose ging nicht in Matildas Klasse, aber vielleicht eine Klasse höher? Ro bert war ganz sicher, dass er ihn auf dem Schulhof gese hen hatte.
    Was Matilda widerfahren war, durfte einfach nicht pas sieren.
    Nach und nach konnte er sich aufrappeln und anziehen. Er hob die Zeitschrift mit einer Plastiktüte auf, so, wie man Hundekacke aufsammelt, verknotete die Tüte und warf sie in den Müllschacht.
    Als er ging, steckte er den Schlüssel in einen Briefum schlag.
    »Oda! Vielen Dank für die Überlassung deiner Woh nung. Ich werde sie nicht wieder

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