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Woge der Begierde

Woge der Begierde

Titel: Woge der Begierde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Shirlee Busbee
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Mistress Weston. Ich schätze mich glücklich, Sie als erstes Mitglied der Dienerschaft auf Stonegate begrüßen zu dürfen.«
    »Vielen Dank«, erwiderte Daphne mit einem Lächeln. »Das ist sehr freundlich von Ihnen.«
    »Ist das ein Versuch, sich gleich von Anfang an bei Ihrer Herrin lieb Kind zu machen?«, erkundigte sich Charles mit belustigt funkelnden Augen, als er an Garthwaite vorbei Daphne in ihr neues Zuhause geleitete.
    Garthwaites Nasenflügel bebten kurz, aber ansonsten ignorierte er Charles’ Bemerkung, verkündete nur in erhabenem Ton: »Es wird eine wahre Freude sein, wenn die Zügel der Haushaltsführung wieder in den Händen einer Frau liegen.«
    Das geräumige Foyer, in dem Daphne nun stand, war prächtig eingerichtet, die Wände zierte eine Bespannung aus dunkelgrün gemusterter Seide, französische Spiegel mit Rahmen aus geschnitztem und vergoldetem Blattwerk hingen an einer Wand und eine elegante Treppe aus grüngemasertem Marmor führte in die oberen Regionen des Hauses. Auf der anderen Seite des Foyers stand ein Lyratisch mit einer kostbaren Einlegearbeit und darüber befand sich das Gemälde eines Mannes und eines Jungen, beide altmodisch
gekleidet. Neben dem Porträt gab es einen breiten Durchgang zu einem Korridor, über den man vermutlich den Rest des Hauses erreichte.
    Nachdem man ihr aus ihrer Pelisse aus saphirblauer Seide geholfen und ihr die gelben Handschuhe abgenommen hatte und während Charles mit Garthwaite besprach, dass ihnen eine Erfrischung im Ostsalon serviert werde, ging Daphne umher und blieb vor dem Gemälde stehen, betrachtete es. Es war nicht schwer zu erkennen, dass es sich um Verwandte von Charles handelte, da die Ähnlichkeit ausgeprägt war. Oder war das Charles, der neben dem Knie seines Vaters stand? Sie runzelte die Stirn, weil ihr wieder bewusst wurde, wie wenig sie über seine Familie wusste. Er war sehr verschwiegen gewesen bezüglich seiner Verwandten, und sie begann sich langsam zu fragen, weshalb wohl. Natürlich musste sie auch zugeben, dass sie nicht weiter nachgefragt hatte, gestand sie sich leicht verlegen ein. Schuldbewusst räumte sie ein, dass sie bis auf den Earl, Marcus Sherbrook und Stacy Bannister keine Vorstellung von seiner Familie hatte. Sein Verweis auf seine Stiefmutter eben bewies nur, wie viel sie noch über ihren neuen Ehemann lernen musste und die Verwandtschaft, in die sie eingeheiratet hatte.
    Charles kam zu ihr und stellte sich hinter sie, legte ihr seine Hände auf die Schultern, und sie schaute ihn über die Schulter an, lächelte. Seine Miene war irgendwie seltsam, aber sie fragte trotzdem: »Bist du der kleine Junge?«
    Charles schüttelte den Kopf. »Nein. Das ist mein älterer Bruder John und sein Sohn Daniel.« Betrübt fügte er hinzu: »Sie sind beide tot, erst John und dann zehn Jahre später Daniel - das mit ihm ist erst vier oder fünf Jahre her.«
    »Oh, das tut mir so leid«, sagte sie leise, und ihr Herz wurde schwer vor Mitgefühl. »Du musst am Boden zerstört
gewesen sein«, fügte sie hinzu und musste daran denken, wie schrecklich es für sie wäre, sollte sie April oder Adrian verlieren.
    »Als John … starb«, erwiderte er langsam, »konnte ich mir nicht vorstellen, dass es etwas Schlimmeres geben könnte.« Seine Miene war wie versteinert, und seine Augen blickten so kalt und eisig wie die Nordsee. »Ich habe leider entdecken müssen, dass ich mich geirrt hatte.« In Gedanken war Charles weit weg, starrte eine lange Minute auf das Porträt, dann gelang es ihm, seine Nachdenklichkeit abzuschütteln und seine Aufmerksamkeit wieder der Gegenwart zuzuwenden. Er zwang sich zu einem Lächeln und erklärte: »Komm jetzt. Lass uns nicht länger über längst vergangene Tragödien grübeln. Wir sind frisch verheiratet und beginnen gerade erst unser gemeinsames Leben. Wir wollen die Vergangenheit ruhen lassen.«
    Daphne wusste, dass vieles ungesagt geblieben war, nickte aber und ließ sich von ihm zu dem breiten Flur führen. Dennoch war sie aber in Gedanken noch bei dem, was sie eben erfahren hatte. Ist das Thema des Todes seines älteren Bruders immer noch so schmerzlich, dass er nicht darüber sprechen kann? , überlegte sie. Und was war mit seinem Neffen Daniel? Sein Tod lag noch nicht so lange zurück. War die Wunde noch empfindlich? Was war geschehen? Eine Krankheit? Oder etwas anderes? Sie vermutete Letzteres. Und da war ein Unterton in seiner Stimme gewesen …
    »Das hier ist der Ostsalon«, sagte Charles in

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