Woge der Begierde
sie von sich und drehte sich zurück zur Treppe, wobei er ihr über seine Schulter hinweg zuwarf: »Ich habe nur daran gedacht, wie wenige junge Ehefrauen so nachsichtig und verständnisvoll ihrem Ehemann gegenüber wären wie du. Ich bin in der Tat ein glücklicher Mann.«
Verwundert und zutiefst durcheinander, folgte Daphne ihm, während er nach unten zu gehen begann. Seine Worte hätten sie freuen müssen, aber das taten sie nicht. Wie auch, wenn sie aus seinem Mund wie ein Fluch klangen?
17
C harles und Daphne kehrten unverzüglich zu ihren Räumen zurück. Im Licht der Kerze stiegen sie vorsichtig die gewundene Treppe hinab. Die steilen Stufen verhinderten ein schnelles Vorankommen, aber bald genug erreichten sie die Tür in der Wand von Daphnes Schlafzimmer.
Während sie sich umschaute und die Zerstörung betrachtete, die sie angerichtet hatten, den Haufen aus Steinbrocken und gesplitterten Holzstückchen, Mörtel- und Putzresten, an denen immer noch Tapetenfetzen hingen, bemerkte Daphne: »Spätestens jetzt ist es schlicht ausgeschlossen, die Sache geheim zu halten. Selbst wenn wir alle Spuren unseres Tuns beseitigen könnten, wäre da immer noch die freigelegte Eichentäfelung. Schlimmer noch, ich bin sicher, dass in der Zwischenzeit Goodson Mrs. Hutton alles brühwarm erzählt hat. Und es würde mich auch nicht überraschen, wenn innerhalb weniger Minuten danach die gesamte Dienerschaft Bescheid wüsste.« Sie verzog das Gesicht. »Da Goodson und Mrs. Hutton sich so ausgezeichnet mit Ketty verstehen, ist es unausweichlich, dass auch sie davon erfährt. Und wenn Ketty es weiß …«
Charles schob ein Stück Stuck mit der Stiefelspitze zur Seite, nickte. »Wenn Ketty davon weiß, dann werden auch April und Adrian bald davon hören.« Ihre Blicke trafen sich. »Also, wie viel wollen wir verraten? Und wann?«
»Schwer zu sagen«, erwiderte sie und ging zu der Geheimtür.
Sie versuchte sie zu schließen und erklärte dabei: »Es ist alles nicht so leicht zu glauben, und was den Punkt angeht, was die anderen denken werden …« Sie schüttelte den Kopf. »Es ist unmöglich.« Obwohl sie drückte, schob und zerrte, die Tür bewegte sich keinen Zoll, aber mit Charles’ Hilfe gelang es schließlich doch, sie in die Wand zurückzuschieben. Daphne schaute auf die verkratzte und mit Dellen übersäte Holztäfelung. »Ich dachte, ich würde mich besser fühlen, wenn die Tür erst einmal zu ist«, beklagte sie sich, »aber das ist nicht der Fall.«
»Vielleicht scheint es uns nach einem Bad und dann dem Dinner einfacher«, antwortete Charles lächelnd.
Sie drehte sich zu ihm um. »Du genießt das alles, nicht wahr?«
Charles zuckte die Achseln. »Nun, es ist jedenfalls fast ein Abenteuer, oder? Ich wette ein hübsches Sümmchen, dass es dir schwerfallen wird, Adrian davon abzuhalten, die Treppe sofort, nachdem er davon gehört hat, zu erkunden.«
Daphne legte den Kopf schief. »Und deine Cousins und Nell? Was werden sie denken?«
Charles musste grinsen. »Oh, Marcus und Julian werden nicht weit hinter Adrian sein … dicht gefolgt von Nell.«
»Werden sie es nicht für seltsam halten? Besonders wenn wir verraten, weshalb wir uns genötigt sahen, eine vollkommen gewöhnliche Wand mit einem Vorschlaghammer und einer Brechstange zu bearbeiten.«
»Julian, Marcus und Nell würden ein Gespenst sicher leichter schlucken - unter Berücksichtigung dessen, was sie erlebt haben. Adrian dagegen wird es für einen Heidenspaß halten.« Er wirkte nachdenklich. »Obwohl ich nicht glaube, dass April so zerbrechlich ist, wie du meinst, könnten sie und Miss Kettle ein Problem darstellen.«
»Miss Kettle wird sicherlich ein Problem sein, und ich muss dir wegen April widersprechen. Wenn sie hört, dass auf Beaumont Place tatsächlich ein Gespenst sein Unwesen treibt, wäre das gewiss nicht gut für ihre seelische Verfassung.« Daphne runzelte die Stirn. »Ich nehme an, wir könnten den Geist verschweigen - wir denken uns einfach etwas aus, weshalb wir die Wand an genau dieser Stelle näher untersuchen wollten.«
Charles schien interessiert. »Vielleicht. Was schlägst du vor? Dass einer von uns beiden Umrisse einer Tür entdeckt hat und wir von Neugier überwältigt nachgesehen haben?«
»Ja, so etwas. Allerdings scheint unser Vorgehen etwas übertrieben für bloße Neugier.«
»Stimmt. Adrian, April und Ketty würden es vermutlich schlucken, aber meine Cousins eher nicht.«
»Aber würden sie auch deine Erklärung
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