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Woge der Begierde

Woge der Begierde

Titel: Woge der Begierde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Shirlee Busbee
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erzählen? Es scheint sehr alt zu sein.«
    »Ja, das stimmt. Ursprünglich war es eine normannische Festung. Natürlich hat es im Verlauf der Jahre zahllose Anund Umbauten gegeben, aber an bestimmten Stellen kann man noch die alten Steinmauern des ursprünglichen Gebäudes sehen.« Seine Augen funkelten. »Wie bei vielen alten Gemäuern gibt es auch hier Gerüchte über Gespenster und Spuk.«
    Adrians blaue Augen leuchteten auf. »Gespenster!« Er warf Daphne einen triumphierenden Blick zu. »Bei Zeus, gestern hatte ich gar nicht so unrecht.«
    Sie unterhielten sich noch ein paar Minuten länger, dann verabschiedete Mr. Vinton sich. Nachdem er gegangen war, verdunkelte Lord Trevillyan ihnen wie ein drohender Schatten die Freude über die Nachricht, dass Adrian nun der stolze Besitzer eines Vermögens war, das ihre kühnsten Träume übertraf. Noch nicht einmal ein zweiter Besuch in den Ställen, um sich erneut die dort untergestellten Vollblüter anzusehen, die verschiedenen Gefährte, Karren, zweirädrigen Kutschen und Equipagen, die nun Adrian gehörten, konnten ihn ganz vertreiben.
    Im zunehmenden Zwielicht und fest in ihre Umhänge gehüllt, gingen sie langsam zum Haus zurück.
    »Viscount Trevillyan wird uns nichts antun, oder?«, erkundigte sich April, die von Adrian über die durchkreuzten Pläne des Viscounts informiert worden war.
    »Ich bin sicher, dass er mich am liebsten umbringen würde«, bemerkte Adrian.
    Daphne warf ihm einen scharfen Blick zu. »Lord Trevillyan mag enttäuscht sein, dass er nicht geerbt hat, aber er
ist, ohne Zweifel, ein Gentleman - und neigt gewiss nicht zu so blutrünstigen Anwandlungen. Du übertreibst.«
    Adrian zog seine Schultern hoch. »Nun, wenn du meinen blutigen Leichnam in einem Graben liegen siehst, dann sag nicht, ich hätte dich nicht gewarnt.«
    Als sie das Dinner in dem hübschen Speisesaal zu sich genommen und sich in den Salon zurückgezogen hatten, war ihre alte gute Stimmung wiederhergestellt - schließlich stand ihnen ein Vermögen zur Verfügung. Sie verbrachten einen angenehmen Abend und sprachen über verschiedene Anschaffungen - für Adrian Röcke von Stultz und einen Hut mit gerollter Krempe, Kleider aus indischem Musselin sowie einen zobelgefütterten Umhang mit Muff für April und für Daphne ein paar neue Kleider und auch einen Mohairschal sowie einen Seidenturban mit Fransen.
    Es war daher ein fröhliches Trio, das in dieser Nacht die Treppe zu den Schlafzimmern hinaufging. Ohne Sturm, der um das Haus heulte, und da sie sich nun schon viel wohler hier fühlten, zog sich jeder zuversichtlich in sein Zimmer zurück.
    Wie am Vortag auch schon war Daphne für die vorgewärmten Decken dankbar, als sie sich in ihr Bett kuschelte. Sich weniger fremd vorkommend, schlief sie sogleich ein.
    Stunden später erwachte sie, zitternd vor Kälte - trotz der dicken weichen Decken. Das Feuer im Kamin war bis auf ein Häufchen rote Glut heruntergebrannt, und die Dunkelheit schien sich wie ein lebendiges Wesen auf sie niederzusenken. Sie zog die Decken fester um sich, aber das half nichts; die Kälte war so durchdringend, dass sie am ganzen Körper heftig zitterte. Mit klappernden Zähnen setzte sie sich auf, wollte Holz nachlegen, als sie bemerkte, dass sie nicht länger allein im Zimmer war. Im selben Moment
wusste sie unwillkürlich, dass es weder April noch Adrian war, der leise in der Dunkelheit jenseits des Bettes vor sich hin summte. Entsetzen übermannte sie, als sie erkannte, dass die Laute, halb Seufzen, halb Stöhnen, von keinem lebenden Wesen stammten.
    Irgendjemand, irgendetwas war mit ihr hier in ihrem Zimmer …

3
    I hr Herz klopfte so heftig und so schnell, dass sie fürchtete, es würde ihr aus der Brust hüpfen. Daphne sprang wie ein Blitz aus dem Bett und packte den schweren Messingkerzenständer, der neben ihr auf dem Nachttischchen stand. Es war keine gefährliche Waffe, aber es war das Einzige, was sie zur Hand hatte. Sie schaute in die Richtung, aus der die Geräusche kamen, und entdeckte zu ihrem namenlosen Schrecken in den Schatten in der Mitte des Raumes einen wabernden weißen Nebel.
    Mit fester Stimme, die in krassem Gegensatz zu dem Entsetzen stand, das sie gefangen hielt, sagte sie: »Wer auch immer du bist, ich befehle dir, verschwinde - sofort. Jetzt gleich!«
    Abrupt verstummten die seltsamen Laute, und der Nebel schien vor ihrer Stimme zurückzuweichen.
    Ihr Griff um den Messingleuchter festigte sich, und Daphne machte einen Schritt vor.

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