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Woge der Begierde

Woge der Begierde

Titel: Woge der Begierde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Shirlee Busbee
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einzumischen.«
    Roter Nebel legte sich vor Charles’ Augen. Er packte ihre Oberarme in einem eisernen Griff und schüttelte sie
einmal unsanft. »Du kleine Närrin! Ich mische mich nicht ein, ich versuche dich zu beschützen!«
    Daphne wehrte sich gegen seinen Griff, und weil sie genauso wütend war wie er, versetzte sie sie beide in Erstaunen, als sie ausholte und Charles auf die Wange schlug. Erschreckt schauten sie sich an, beide reglos.
    Es war ein spannungsgeladener Moment, aber so rasch, wie er gekommen war, verflog auch Charles’ Zorn. »Ich nehme an«, sagte er trocken und rieb sich die gerötete Wange, »ich habe das verdient.«
    Auch ihre Wut verrauchte, als sei sie nie da gewesen, und ließ Daphne mit einer leichten Übelkeit zurück. Sie war kein gewalttätiger Mensch, aber dennoch hatte sie einen Mann nur deswegen geschlagen, weil er ihr helfen wollte. Beschämt wandte sie den Kopf ab und erklärte betrübt: »Ich entschuldige mich. Und du irrst - das hattest du nicht verdient. Du bist immer nur gut und freundlich zu mir gewesen, seit dem Moment, in dem du zu mir in diese schreckliche Höhle gekommen bist, aber ich habe dich schlecht behandelt.«
    Er hasste es, sie so kleinlaut zu sehen, und erklärte: »Keiner trägt daran Schuld. Ich hätte dich nicht so packen dürfen, ich habe angefangen. Du hast dich nur verteidigt.«
    »Es ist sehr freundlich, dass du das sagst.«
    »Wieder falsch. Ich bin kein freundlicher Mensch, wenigstens«, verbesserte er sich, »gewöhnlich nicht.« Müde fügte er hinzu: »Verflixt, Liebste, du steckst da in etwas Hässlichem drin, etwas, das ich nicht begreife, und ich möchte dir helfen.« Er fuhr sich abgelenkt mit einer Hand durchs Haar, sah ihr in die Augen. »Ich weiß nicht, was vorgeht, aber da ist etwas, und ich kann dir nicht helfen, wenn du mich auf Abstand hältst.«

    Es lag vielleicht daran, dass sie sich schuldig fühlte wegen der Ohrfeige, aber sie vermutete eigentlich, dass es vielmehr war, weil sie ihm tief in ihrem Innern vertraute und weil sie es leid war, die Last allein zu tragen, dass seine Worte ihr die Zunge lösten. Ruhig erkundigte sie sich: »Was würdest du sagen, wenn ich erklärte, dass Sir Wesley nicht das einzige Gespenst ist, das ich innerhalb der Mauern von Beaumont Place gesehen habe?«
    Charles starrte sie einen Augenblick lang an. »Verdammte Hölle«, knurrte er schließlich und ging zur samtenen Klingelschnur in der Ecke, zog einmal kräftig daran. »Ich brauche eindeutig einen Brandy, ehe du mehr erzählst.« Er dachte kurz nach, gab der Schnur noch einen Ruck und verkündete: »Nein, nicht nur einen Brandy, sondern die ganze verfluchte Flasche.«

11
    K einer von ihnen beiden sprach, bis Goodson mit dem Gewünschten kam. Mit ausdrucksloser Miene brachte der Butler ein Tablett mit einem Glas und einer Kristallkaraffe im Bakkarat-Stil mit Brandy. Auf Daphnes Bitte hin waren auch eine Kanne Tee und ein paar Zitronentörtchen dabei.
    Charles dankte Goodson und schloss fest die Tür hinter ihm, dann begab er sich zu dem Brandy wie ein Mann, der wochenlang in der Wüste geschmachtet hatte, sich zu einer Oase begibt. Er wartete, bis Daphne sich Tee eingeschenkt hatte, und setzte sich dann neben sie und goss sich selbst eine größere Menge Brandy in sein Glas. Er nahm sich nicht die Zeit, erst das Aroma zu genießen, sondern gönnte sich gleich einen großen Schluck.
    Der Brandy wärmte ihm den Magen, und solchermaßen gestärkt schaute er ihr zu, wie sie an ihrem Tee nippte und dann von dem Gebäck abbiss. »Gut. Und jetzt erzähl mir alles der Reihe nach.«
    Das tat sie, überrascht, dass es leichter ging, als sie gedacht hatte. Als sie geendet hatte, war Charles’ Miene unergründlich, aber wenigstens nahm er sie ernst und versuchte nicht, ihr einzureden, dass sie sich alles nur eingebildet hatte. Oder dass sie ein Kandidat für Bedlam sei.
    »Das ist in der ersten Nacht gewesen, die du hier in diesem Haus verbracht hast?«, fragte Charles.
    Daphne schüttelte den Kopf. »Nicht in der allerersten
Nacht - ich glaube, es war in der zweiten.« Sie runzelte die Stirn, rechnete zurück. »Ja, in der zweiten Nacht. An dem Nachmittag hatten wir das erste Gespräch mit Mr. Vinton. Und in der folgenden Nacht ist sie mir erschienen.«
    »Und du bist dir sicher, dass es weiblich war?«
    Daphne verzog das Gesicht. »Ich glaube es wenigstens, aber da es weder vollständig zu sehen war noch gesprochen hat, hatte ich lediglich den Eindruck, es sei

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