Woge der Begierde
ich dir beipflichte? Soll ich dir sagen, dass das, was du in deinem Schlafzimmer beobachtet hast, einfach das Produkt deiner Einbildung war?«, erkundigte er sich mit ironisch hochgezogenen Brauen. »Sollen wir so tun, als ob wir gestern auf einen geschickten Trick hereingefallen wären? Dass Mrs. Darby uns mit einem Kunstgriff, der selbst die berühmtesten Scharlatane in London in den Schatten stellt, getäuscht hat? Dass wir übers Ohr gehauen wurden? Willst du das?«
Daphne schüttelte betrübt den Kopf. »Nein. Wenn ich etwas anderes behauptete, dann würde mich das verrückt machen.«
Er stellte sein Glas ab und ging zu ihr. Er hob ihr Kinn mit seinem Zeigefinger und blickte ihr fest in die Augen, sagte leise: »Ob es uns gefällt oder nicht, wir stecken gemeinsam darin, meine Liebste, und es ist zwecklos, wenn wir so tun, als ob es letzte Nacht nicht gegeben hätte. Etwas treibt sein Unwesen in diesem Haus. Und unseligerweise sieht es so aus, als sei es an uns, herauszufinden, was es ist - und zwar, ohne dass jemand denken könnte, dass wir komplett übergeschnappt sind.«
Daphne holte tief Luft. Sie lächelte zitternd, erklärte:
»Danke, dass du mir glaubst mit … mit ihr. Seit der Nacht verfolgt mich die Angst, dass ich langsam wahnsinnig würde, und ich habe mir Sorgen gemacht, was aus Adrian und April werden würde, wenn jemand dahinterkäme, dass ich in meinem Schlafzimmer Gespenster gesehen habe.« Sie hob die Hand, berührte ihn an der Wange, zart wie der Flügelschlag eines Schmetterlings. »Du bist so gut zu uns gewesen. Erst, indem du mit mir in der Höhle geblieben bist, den Tod in Kauf genommen hast, dann, indem du um meine Hand angehalten hast und jetzt, indem du mir glaubst, dass ich ein Gespenst gesehen habe. Du bist ein guter, freundlicher Mann, Charles Weston, und ich schulde dir mehr, als ich dir je zurückzahlen kann. Ich bin dir unendlich dankbar.«
Charles fluchte leise, dann riss er sie an sich und küsste sie gründlich. Seine Lenden wurden schwer, und er spürte, wie sich das Biest in ihm regte, daher löste er sich von ihr und erklärte scharf: »Es wird jetzt nicht mehr von Schuld zwischen uns geredet, verstanden? Dankbarkeit ist das Letzte, was ich von dir will.«
Daphne starrte ihn verwirrt an. Er war wütend, erkannte sie, und aus seinem Mund klang Dankbarkeit wie etwas, das er verabscheute.
»D-das verstehe ich nicht«, stammelte sie und fragte sich, was sie getan hatte, um ihn so zornig zu machen.
»Nein, das kannst du nicht«, pflichtete er ihr bei, »und ich werde es dir auch nicht sagen.« Er fuhr sich mit einer Hand durchs Haar, brummte: »Und jetzt, ehe ich wieder der Versuchung erliege, möchte ich dein Schlafzimmer sehen.«
Daphne sprang auf, als sei sie gestochen worden. »Mein Schlafzimmer?«, wiederholte sie verwundert. »Ganz bestimmt nicht.«
Er lächelte ironisch. »Keine Angst, mir schwebt keine Verführung vor - ich möchte mir nur die Stelle anschauen, wo du meinst, die Umrisse einer Tür gesehen zu haben.«
Sie bewegte sich nicht, sondern starrte ihn nur weiter an, als seien ihm zwei Köpfe gewachsen.
»Was ist?«, wollte er ungeduldig wissen.
»Du kannst nicht einfach in mein Schlafzimmer marschieren«, erklärte sie atemlos. »Alle werden denken … dem Klatsch werden wir nie entkommen.«
Charles stieß einen Fluch aus. Er hob die Hände, als wollte er sich ergeben. »Gut, ich kann nicht einfach in dein Schlafzimmer gehen, aber ich muss die Wand untersuchen. Und wenn ich es nicht jetzt sehen kann, was schlägst du vor? Soll ich in dein Zimmer schleichen, nachdem alle zu Bett sind?«
»Gütiger Himmel, nein!«
»Dann denk dir einen Grund aus, weshalb ich dein Schlafzimmer besichtigen könnte, jetzt gleich.«
Einen Augenblick wollte ihr nichts einfallen, das harmlos genug war, dann aber erkannte sie, dass die perfekte Erklärung für einen solchen Wunsch praktisch auf der Hand lag. Zögernd begann sie: »Ich denke nicht, dass ich dir mein Zimmer zeigen kann, aber ich kann dir sagen, wo genau du suchen musst, und Goodson kann dich begleiten.«
Charles schaute sie verständnislos an, sodass sie lächeln musste. »Da wir heiraten werden, könnten meine derzeitigen Räume nicht geeignet dafür sein, von uns nach der Hochzeit weiter benutzt zu werden. Du schaust dir einfach an«, erklärte sie, »ob mein gegenwärtiges Zimmer dir zusagt, solange wir hier sind. Es ist gewiss nicht der beste Vorwand, aber ich glaube, er reicht.«
»Das ist wirklich
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