Wogen der Leidenschaft - Roman
Tür zu, und sie war zwischen ihr und einer harten, unnachgiebigen Brust eingeklemmt.
Es sah aus, als wäre Benjamin Sinclair gar nicht amüsiert.
» Ich bin eben um zehn Jahre gealtert, und Sie finden das komisch?«
Emma schüttelte heftig den Kopf und blickte nicht von seiner Brust auf, die wie eine tiefwurzelnde Eiche unter einem Sturm erbebte. Zwei große Hände legten sich auf ihre Schultern. Die Daumen berührten sich fast an ihrer Kehle.
» Das ist gut. Weil ich nichts Komisches daran finde, von einem übergeschnappten Elch fast umgebracht zu werden.« Er benutzte seine Daumen, um ihr Kinn anzuheben.
» Sie etwa?«
Emma nahm ihren Mut zusammen und hob ihren Blick. Sofort wünschte sie, sie hätte es unterlassen. Benjamin Sinclair befand sich nun ganz sicher nicht mehr im Schockzustand. Seine Augen waren zusammengekniffen, seine Kinnlinie steinhart.
Das Geräusch krachender Äste und ein jämmerliches Röhren drangen aus dem Wald.
Ein lauter, ungeduldiger Seufzer wehte über ihren Kopf, so heftig, dass ihr Haar davon berührt wurde.
» Sehen Sie mich an.«
Sie wollte es nicht, aber die zwei Daumen wurden dringlicher. Emma blickte wieder auf… in die Augen eines Mannes, dessen Prioritäten sich plötzlich geändert hatten.
» Nicht, Mr Jenkins.«
Sein Mund senkte sich, als hätte sie nichts gesagt. Seine Lippen, die eben noch so hart gewirkt hatten, berührten sanft die ihren. Seine Hände umfassten ihren Kopf und hielten sie gerade so fest, dass er den Kuss vertiefen konnte. Dann neigte er ihren Kopf zurück und benutzte seine so praktischen Daumen, um ihren Mund zu öffnen und mit seiner Zunge einzudringen.
Wärme. Unheilige Hitze. Emmas Knie wurden weich, sie fasste nach seinem Hemd, um unter seinem wollüstigen Angriff Halt zu finden. Die Welt drehte sich um sie, die Hütte war plötzlich von einer Ladung sinnlicher Energie erfüllt. Verdammt, der Mann konnte küssen. Jeder Nerv, den er berührte, alles, von den Knien bis zu ihrem Haar, erwachte knisternd zum Leben, als Emma darum kämpfte, die Leidenschaft, die sich in ihr aufbaute, zu zügeln.
Er kam, um mir meinen Neffen wegzunehmen.
Er ist groß und beängstigend und gar nicht nett.
Sie legte ihre Arme um seine Mitte und stellte sich auf die Zehenspitzen, wandte den Kopf und berührte mit ihrer Zunge die seine.
Wieder ertönte Pitifuls Röhren. Es war dieser melancholische Laut, der Emma wieder in die Realität versetzte. Sie befreite ihren Mund und lehnte die Stirn an Bens Kehle. Ihre Augen waren geschlossen, und ihr Herz schlug so heftig, dass ihre Rippen schmerzten.
» Nicht, Ben«, bat sie.
In seinem Körper erstarrten alle Muskeln. Er hielt den Atem an, und Emma spürte sein Herz mit so großer Kraft schlagen, dass sie es mit der Angst zu tun bekam.
» Wie haben Sie mich eben genannt?«
Sie blickte auf und begegnete seinem graublauen Blick.
» Ben, Michaels Vater. Der Mann, der gekommen ist, um mir meinen Neffen zu nehmen.«
Plötzlich wurde sie wieder gegen die Wand gedrückt, alle Anzeichen von Leidenschaft waren erloschen.
» Seit wann wissen Sie es?«
» Seit ich Sie auf dem Forstweg gefunden habe.«
Seine Hände legten sich wieder auf ihre Schultern, und seine verdammten Daumen hoben ihr Kinn wieder an.
» Weiß Michael es?«
» Vermutlich.«
Er rammte eine Faust in die Wand über ihrem Kopf, so dass der ganze Schuppen erbebte. Sie schloss die Augen, als sie diese Hand wieder spürte, die sich um ihre Kehle legte.
» Mein Sohn wurde mir vor fünfzehn Jahren gestohlen– und Sie, Miss Sands, sind für die letzten zehn Jahre direkt verantwortlich. Sagen Sie mir, warum ich Sie nicht hassen sollte.«
» Weil Sie damit Ihren Sohn für immer verlieren würden, Mr Sinclair.«
Er stieß sich ab und rückte ab, versetzte dem Wassertank einen Tritt und drehte sich wieder zu ihr um.
» Warum haben Sie nie versucht, mich zu finden, nachdem Kelly verschwunden ist?«
» Weil Michael noch nicht bereit war, Sie kennenzulernen. Er war ja erst fünf. Hätten Sie von mir erwartet, ein Kind mit einem Vater zusammenzubringen, der es vor der Geburt verlassen hatte, wenn das Kind eben von seiner Mutter im Stich gelassen wurde? Michael brauchte vor allem Stabilität. Er brauchte mich.«
» Ich habe ihn nicht verlassen. Ich wusste nichts von seiner Existenz! Ich wusste nicht, dass Kelly schwanger war! Warum haben Sie mich nicht später kontaktiert?«
Emma starrte ihn nur an.
» Verdammt! Wofür halten Sie sich eigentlich? Für den
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