Wogen der Leidenschaft - Roman
aber erwartungsvoll. Emma wusste, dass sein hyperintelligentes Gehirn sich etwas ausgedacht hatte und er nun sehen wollte, was bis jetzt aus seinen Planungen geworden war.
» Mikey, es ist sehr gut möglich, dass Benjamin Sinclair wirklich nichts von Kellys Schwangerschaft geahnt hat. Und ich bin überzeugt, dass er mit dem Tod deines Großvaters nichts zu tun hatte. Würde es sich anders verhalten, wäre er jetzt nicht hier. Aber auch wenn du ihn noch so sehr bewunderst, ändert das nichts an dem, was er ist.«
» Und was ist er?«
» Ein rastloser Mensch…«, wiederholte sie und machte mit dem Packen weiter.
» Überlege doch mal. Der Mann ist vierunddreißig und war nie verheiratet. Außer dir hat er keine Kinder, von denen man wüsste, und keine Verpflichtungen.«
» Er leitet seit fünf Monaten Tidewater International.«
» Na großartig. Aber er hat nicht mal ein eigenes Haus. Er wohnt mit seinen zwei unverheirateten Brüdern und seinem Großvater zusammen.«
» Abram Sinclair ist vor fünf Monaten gestorben«, sagte Michael, worauf Emma in ihrer Tätigkeit innehielt und wieder aufblickte.
» Und sein älterer Bruder Sam hat vor kurzem mit sechsunddreißig geheiratet.« Er grinste.
» Wenn er die Richtige gefunden hat, wird auch Ben sesshaft werden.«
Emma quittierte dies mit einem finsteren Blick.
» Woher weißt du das alles?«
» Die New Yorker Presse hat groß von Abram Sinclairs Tod berichtet. Mein Urgroßvater hat sein gesamtes Vermögen samt seinen Anteilen an Tidewater International einer Frau hinterlassen, die er nur Wochen vor seinem Tod an der Küste von Maine kennengelernt hat. Sie ist die Frau, die Sam Sinclair geheiratet hat.«
Emma schnaubte.
» Eine feine Möglichkeit, an sein Erbe wieder heranzukommen. Was nur beweist, dass man Benjamin Sinclair nicht trauen kann, auch wenn er dein biologischer Vater ist.«
» Worauf willst du hinaus, Nem?«
Emma warf ihren Rucksack auf das Bett und packte ihren Neffen an den Armen.
» Du bist nicht der Einzige hier in der Gegend, der sich aus dem Internet Informationen holt. Ich habe selbst ein paar Artikel über die Sinclairs gelesen.« Sie seufzte.
» Ich möchte ja nur, dass du dir keine Träume um uns drei zusammenspinnst, Mikey. Da wäre einmal die Beziehung zwischen dir und mir, und dann gibt es die zwischen dir und deinem Vater. Aber es wird nie eine zwischen uns dreien geben. Verstanden?«
» Er gefällt dir nicht? Auch nicht ein ganz klein wenig?«
» Darum geht es hier nicht. Es spielt keine Rolle, ob er mir gefällt oder nicht.«
Es war hoffnungslos, es ihm beizubringen. Sie drehte sich um, nahm ihren Rucksack und sah dann wieder Michael an.
» Du hast ihn absichtlich auf meine Fährte gesetzt, in der Hoffnung, etwas würde… sich zwischen uns anbahnen.« Sie stieß ihm mit dem Finger in die Schulter.
» Das wird nicht passieren, Kleiner.«
Diese Feststellung brachte ihr einen Kuss auf die Stirn ein.
» Falls etwas hier passieren müsste, dann sollte es dir passieren. Ich habe dich lieb, Nem. Ich möchte dich glücklich sehen.«
» Tu… tu mir das nicht an, Mikey«, flüsterte sie.
» Bringe mich nicht zum Weinen. Ich muss mit den Gästen auf Tour gehen.« Sie berührte seine Wange.
» Michael, freunde dich mit deinem Vater an, aber beziehe mich in eure Beziehung nicht mit ein.«
Ehe er antworten konnte, riss sie sich los und lief hinaus.
6
F rauen lieben Blumen. Ruf doch in Greenville an und lass einen großen Strauß kommen.«
» Es würde ein Vermögen kosten, sich hier draußen Blumen zustellen zu lassen.«
» Du hast ein Vermögen.« Michael warf Ben einen abschätzenden Blick zu.
» Was ein wahres Glück ist. Ich schätze, dass du Nem ein paar hunderttausend Dollar schuldest.«
Ben blieb stehen– wieder auf einer Forststraße– und starrte seinen Sohn an.
» Was lässt dich glauben, ich schulde ihr auch nur einen Dime? Und woher hast du diese Zahl?«
Der Junge legte seine Flinte über die Schulter und grinste.
» Unterhalt für die letzten fünfzehn Jahre.«
» Was?!«
» Meine Erziehung war nicht billig. Nem hat dafür gesorgt, dass es mir an nichts fehlte. Mein Computer hat so viel wie ein neues Boot mit Motor gekostet. Mit acht Jahren habe ich mir das Bein gebrochen. Aus meinen Klamotten bin ich rascher herausgewachsen, als sie neue nachkaufen konnte. Dazu kommen die Schwimmer am Flieger.«
Ben ging weiter. Er hatte völlig vergessen, dass er eigentlich auf Waldhuhnjagd war, und warf dem Jungen,
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