Wogen der Leidenschaft - Roman
den Michael für ihn eingepackt hatte, und zog den Reißverschluss bis zum Hals zu, um den sichtbaren Beweis seiner lüsternen Gedanken zu verbergen.
Das schwache Licht der Batterielaterne hüllte Emma in einen trügerischen Schein der Wärme. Schatten tanzten neben ihr auf der Zeltplane, die sich nun unter dem Gewicht des feuchten Schnees senkte. Im Wald herrschte geisterhafte Stille, und Ben empfand ihren kleinen Unterstand als Schutz bietenden Kokon in diesem riesigen wilden Waldgebiet, das sein Sohn Heimat nannte.
Durch halb geschlossene Augen beobachtete er die Frau, die Michael großgezogen hatte. Sie saß reglos da, in die Betrachtung der Schneeflocken versunken, die sich am Eingang ihrer provisorischen Unterkunft sammelten. Auch Emma Sands nannte diesen Ort Heimat. Sie fühlte sich hier in diesem unzulänglichen Schutzraum inmitten eines Schneesturms so heimisch wie ein Eichhörnchen in seinem weichen Fell im Laub eines Baumes. Diese schöne Frau mit den langen, lockigen Haaren und einem Gesicht, um das Engel sie beneidet hätten, war die bemerkenswerteste Frau, der Ben je begegnet war, nicht zuletzt, weil sie für ihre Überzeugungen mit aller Kraft eintrat.
Ertappte sie Männer, wie sie Stacheln in Bäume trieben, versuchte sie, diesen Waldfrevel zu verhindern. Wurde sie Zeugin einer Schlägerei, griff sie mit ihrer Waffe ein. Liebte sie einen Jungen wie einen Sohn, tat sie alles, um ihn zu behüten. Und schenkte sie sich einem Mann, dann voll und ganz.
Hätte sie heute zugelassen, dass er sie liebte, wenn er sich nicht zurückgehalten hätte?
Vielleicht. Aber warum? Wegen ihres Neffen? Weil Ben es in der Hand hatte, ihr den Jungen wegzunehmen?
Er hätte sein Unternehmen verwettet, dass Emma nicht an Michael dachte, als sie mit einer Leidenschaft explodiert war, die auch Ben für alles um ihn herum blind gemacht hatte.
Es dauerte eine Ewigkeit, bis das Objekt seiner Lust schließlich in ihren einen Meter entfernten Schlafsack kroch und die Laterne löschte. Dann legte sie die Flinte zwischen sie beide, drehte sich um und legte eine Hand auf den Stock– ganz und gar nicht besorgt, ein Zelt mit ihm zu teilen.
Der erste Fehler, den er bei Emma Sands beobachtet hatte.
Hinter ihrem stachligen Wesen, das sie der Welt zeigte, steckte eine sehr sinnliche Frau. Ein kleiner Seufzer ihrerseits genügte, und der pulsierende Schmerz in seinen Lenden ging von Erregung in Steinhärte über.
Es erstaunte Ben, wie erotisch das Warten sein konnte. Wie das Geräusch eines vorsichtig geöffneten Zippverschlusses sein Verlangen steigern konnte und leidenschaftliche Erwartung zu einer neuen Form des Vorspiels wurde.
Er musste sich in Erinnerung rufen, dass er sich auf einer Mission befand– was er hier erreichte, konnte ihm seinen Sohn verschaffen oder entfremden.
Sie war eine hingebungsvolle Schläferin, und dies weckte in ihm die Vorstellung, dass sie auch in anderer Hinsicht hingebungsvoll sein würde. Vorsichtig, da er wusste, dass sie umso manipulierbarer sein würde, je länger sie schlief, fasste er nach ihren Händen und hob sie über ihren Kopf. Sie rührte sich, murmelte etwas im Schlaf und versuchte sich umzudrehen.
Ben rückte näher, als er ihre Hände über dem Kopf festhielt, und schob sein Bein über ihre Schenkel. Sie wölbte sich ihm entgegen.
Er glaubte schon, sie wäre wach, und wolle ihn abwerfen, doch als er sich ganz auf sie schob, ließ sie einen miauenden Laut hören.
Das ist nicht fair, Sinclair.
Ben zögerte kurz, ehe er sanft seine Lippen auf ihre Wange drückte. Noch nie im Leben hatte er sich einer Frau aufgezwungen, nun aber näherte sich sein Verhalten dieser unsichtbaren Linie. Was er tat, war verwerflich. Aber es war auch höllisch erotisch, eine Herausforderung für sein Ego und ein Mittel zum Zweck.
Emma erwachte mit einem Ruck, als seine Lippen sich auf ihren Mund drückten.
» Ruhig, Em. Ich bin es. Ben.«
» Runter… von mir.«
Es war bestenfalls ein schwacher Befehl, dem es dank ihrer Verwirrung an Überzeugung mangelte. Ben strich ihr das Haar aus dem Gesicht, während er ihre Hände noch fester umfasste.
» Ich möchte dir zeigen, dass ich kein Unmensch bin. Ich möchte meinen Fehler wiedergutmachen. Komm, schöne Lady. Erwidere den Kuss.«
Da in der Finsternis ihr Gesicht nicht auszumachen war, konnte er sich nur darauf verlassen, was ihr Körper ihm verriet. Und wenn sie seufzte und ihre Muskeln entspannte, wusste er, dass er fast am Ziel war.
» Es ist keine
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