Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Wogen der Leidenschaft - Roman

Wogen der Leidenschaft - Roman

Titel: Wogen der Leidenschaft - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Janet Chapman
Vom Netzwerk:
Nein, ich sage nichts dergleichen. Michael hat sich abgesondert, weil er seine Altersgenossen in der Entwicklung weit überflügelt hat.«
    Er richtete sich auf und sah seinen Sohn an.
    » Es kümmert mich nicht, wenn du klüger als Einstein bist. Du wirst frühzeitig verbraucht sein, wenn du nicht endlich lernst, ein wenig zurückzuschalten. Es wird Zeit, dass du fünfzehn wirst und nicht fünfzig.«
    Ben merkte, dass Mike etwas sagen wollte, doch ließ seine Klugheit ihn schweigen. Vielleicht auch der Schock.
    » Und was wirst du machen, während Mike sich Ärger einhandelt und ich meine Ferienanlage nicht verkaufe?«, fragte Emma.
    » Ich werde mich um mein Unternehmen kümmern und mit dir ausgehen.«
    » Was!« Sie stand mit rotem Gesicht und geballten Fäusten auf.
    » Und den Anfang mache ich nächsten Samstag, wenn wir tanzen gehen«, fuhr er fort.
    Ben wich dem plötzlich durch die Luft fliegenden Eisbeutel aus und zwinkerte Mike zu, während er in die Küche lief.
    » Während ich das Frühstück mache, kannst du dich waschen, Em. Mike und ich haben Hunger. Wir waren die ganze Nacht mit unserer Arbeit beschäftigt.«
    » He, Dad?«
    Ben blieb stehen und drehte sich um.
    » Was ist?«
    » Ist das ein Stückchen Moos, das an deinem Hemd klebt?«, fragte der Junge keck.
    Emma schnappte so heftig nach Luft, dass sie einen Hustenanfall bekam.
    Ben blickte an seinem Hemd hinunter, konnte aber nichts entdecken.
    » Keine Angst, Dad. Ein bisschen Moos hat noch niemandem geschadet.«

8
    A n den letzten vier Abenden war Mikey erst nach neun nach Hause gekommen. Gott allein mochte wissen, was der Junge im Schilde führte. Emma hatte sich nach Bens Enthüllung, ihr Neffe hätte keine gleichaltrigen Freunde, Vorwürfe gemacht. Aber Fünfzehnjährige hatten meist mehr Hormone als Verstand, und sie befürchtete, Mikey würde erwachen, ehe sie das » Gespräch« mit ihm führte.
    » Hier drinnen riecht es richtig gut. Gibt es genug für einen zusätzlichen Esser, Nem?«
    Als hätten ihre Gedanken ihn heraufbeschworen, kam Mikey durch die Küchentür mit– du lieber Gott– einem Mädchen im Schlepptau.
    » Ja, sicher doch. Es ist genug da.«
    » Nem, das ist Jasmine. Jass, das ist meine Tante Nemmy.«
    » Hallo, Jasmine.«
    » Hi.«
    » Komm, Jass. Ich zeige dir meinen Computer«, drängte Mikey und führte das Mädchen durch die Küche weiter.
    Emmas Löffel blieb über dem Schmorgericht schweben, als sie den zwei Halbwüchsigen nachstarrte. Sollte sie erlauben, dass Mikey ein Mädchen auf sein Zimmer mitnahm?
    Das war allein Bens Schuld! Also sollte er präsent sein und das von ihm geschaffene Problem bewältigen. Emma lief aus dem Haus und auf die Veranda von Hütte sechs. Sie klopfte mit dem Holzlöffel an und benutzte ihn sodann, um auf Ben zu deuten.
    » Dein Sohn brachte etwas nach Hause, das er dir zeigen möchte. Er ist auf seinem Zimmer.«
    Ben nahm ihr den Löffel aus der Hand und roch daran.
    » Das ist kein Elch, den du kochst, oder?«
    » Beeilung, bitte. Du musst Mikey sehen, ehe… also, los.«
    » Ich bin mitten in einer Konferenzschaltung mit Singapur, Em. Hat es nicht Zeit?«
    Emma drängte sich an ihm vorüber und sah das Telefon auf einem Schreibtisch, der den gesamten Hauptraum der kleinen Hütte einnahm. Sie drückte auf den rot aufleuchtenden Knopf.
    » He!«
    » Vaterschaft hat Priorität, Ben. Geh und sieh nach Mikey. Jetzt gleich.«
    » Das war ein wichtiger Kunde, den du eben abgehängt hast, Emma. Was hat Mike denn, das nicht ein paar Minuten Zeit hätte?«
    » Ein Mädchen. Und die Bluse, die sie trägt, ist wahrscheinlich in allen fünfzig Bundesstaaten verboten. Das sagt wohl alles!«
    Mit einem gemurmelten Fluch war Ben aus der Tür und auf halbem Weg zum Haus, ehe sie zu Ende gesprochen hatte.
    Da sie schon mal da war und er fort und das Dinner wohl etwas später stattfinden würde, wollte Emma ein wenig schnüffeln. Ihre gemütliche kleine Hütte sah aus wie die Kommandozentrale der Vereinten Nationen. Eine Weltkarte war an die hintere Wand geheftet über einem Tisch voller Büromaschinen, die von einem Raumschiff unterwegs zum Mars hätten stammen können. Eine von ihnen spuckte surrend Papiere schneller aus, als Emma sie lesen konnte. Sie sah sich die Wandkarte näher an.
    Kleine Nadeln steckten darin, über die ganze Welt verteilt, meist im Wasser. Manche in Küstenstädten, andere weit draußen auf See. Einige waren rot, andere grün, und alle befanden sich auf dünnen schwarzen

Weitere Kostenlose Bücher