Wogen der Leidenschaft - Roman
Kummer zerfurchte ihr altes Gesicht.
» Nein, Kind. Ich weiß, dass er gesagt hat, Kelly hätte ihm geschrieben, aber ich habe keinen Brief gesehen.«
Emma zog die Schultern hoch.
» Ich dachte ja nur.«
Greta trat zu Emma und legte ihr eine Hand auf die Schulter.
» Kelly hätte dir geschrieben und nicht Wayne. Ich glaube nichts von dem, was er von ihr gesagt hat. Er war außer sich, als sie gegangen ist, und er erzählt noch immer herum, sie würde zu ihm zurückkehren. Es ist sein Stolz, der ihn so reden lässt, Emma Jean.«
Emma nickte zustimmend.
» Das habe ich mir gedacht. Aber ich habe ja nur gefragt.«
» Ach, Einkäufe, wie ich sehe«, sagte Greta, als sie mit dem Fuß an eine von Emmas Tüten stieß.
» Was hast du Schönes gefunden?«
Mit großer Geste nahm Emma eine der Tüten und stellte sie auf den Tisch.
» Wann war ich je in Bangor und habe dir nichts mitgebracht?« Sie griff in die Tüte und ließ ihre Hand dort.
» Spaß beiseite, Emma Jean. Für Foppereien bin ich zu alt.«
Emma zog ihre Hand mit betrübter Miene heraus.
» Dann bist du vermutlich auch zu alt für mein Geschenk. Ich muss es wohl Mikey geben.«
Greta setzte sich und griff nach der Tüte.
» Dieser ausgewachsene Junge bekommt mein Geschenk nicht«, schalt sie und griff hinein. Mit einem Freudenschrei zog sie ihre Hand mit einem Buch wieder heraus.
» Der neueste Stephen King! Junge, Junge. Heute Nacht werde ich mich zu Tode fürchten!«
Emma schüttelte den Kopf.
» Ich weiß nicht, wie du in diesem knarrenden alten Haus schlafen kannst, nachdem du dieses Zeug gelesen hast.«
Das Buch an die Brust gedrückt, grinste Greta von einem Ohr zum anderen.
» Weißt du, ich bin ihm einmal begegnet.«
Sie hatte diese Geschichte schon unzählige Male zu hören bekommen, aber Emma antwortete pflichtgemäß:
» Wirklich?«
» Sable und ich haben in dem Buchladen im Zentrum von Bangor gestöbert. Du weißt ja, in dem, der alle seine Bücher führt. Und er war da! Er hat eines für mich und eines für Sable signiert.« Greta glühte richtig, und ihre Augen glänzten, als sie Emma wichtigtuerisch anvertraute:
» Ein ganz normaler Mensch. Keine Allüren. Er ist durch den Ort spaziert wie alle anderen.«
Emma griff nach der Teekanne, um einen gottergebenen Blick zur Decke zu vermeiden.
» Ich konnte eine Woche lang nicht schlafen, nachdem ich das Buch gelesen habe, das du mir geborgt hattest.«
Greta griff zurück in ihre Tasche und stieß auf den Rest ihrer Überraschung – Leinentücher mit Elchmuster.
» Ach, Emma Jean, das war doch nicht nötig.«
Emma hatte die Tücher eigentlich behalten wollen, doch auf dem Heimflug hatte sie sich energisch ermahnt und sich gesagt, dass man alte Träume lieber für immer ruhen lassen sollte.
» Ach, Em, sie sind wunderschön. Aber viel zu hübsch, um verwendet zu werden.«
» Du könntest deine Hefeteige damit abdecken«, schlug Emma vor, » oder sie einfach in der Küche als Dekoration aufhängen.«
Greta legte die Tücher auf den Tisch und schlug leicht darauf, als sie sich vorbeugte und die zweite Tüte auf dem Boden ins Auge fasste.
» Und was ist da drinnen?«, fragte sie mit hochgezogenen Brauen.
Emma hob die glänzende schwarze Plastiktüte hoch und stellte sie auf ihren Schoß.
» Ach ja, ich habe mir ein Kleid besorgt. Für den Tanz heute Abend.«
Stille breitete sich in dem Raum aus, und Emma blickte schließlich auf und sah, dass Greta sie völlig verblüfft anstarrte.
Dann forderte die alte Frau Emma mit einer Handbewegung auf, ihr das Kleid zu zeigen.
» Nach deiner Gesichtsfarbe zu schließen, Missy, würde ich sagen, dass dieses Kleid nicht deinem üblichen Stil entspricht.« Sie legte den Kopf schräg.
» Oder ist es dein Date, das dich erröten lässt?«
Nun erst verdrehte Emma die Augen. Es war Verlass darauf, dass Greta immer ins Schwarze traf.
» Mikey hat dich besucht.«
» Mit einer erstaunlichen Geschichte von einem lange verlorenen Vater«, bestätigte Greta mit einem Nicken.
» Er ist aufgeregter als eine Katze, die in einem Mauseloch steckt.« Sie griff nach der Teekanne und goss sich eine Tasse ein.
» Los, Emma Jean «, fuhr sie fort, » zeig mir das Kleid .«
» Ich… ich werde es nicht tragen. Ich weiß gar nicht, was in mich gefahren ist, als ich es gekauft habe.«
» Ein gut aussehender Mann ist in dich gefahren, wenn mir Benjamin Sinclair richtig in Erinnerung geblieben ist.« Sie bedeckte ihre Wangen mit zerbrechlichen
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