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Wogen der Leidenschaft - Roman

Wogen der Leidenschaft - Roman

Titel: Wogen der Leidenschaft - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Janet Chapman
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Kellys Briefe nicht finden konnte, würde sie sehen, welches Briefpapier Wayne verwendete. Dann würde sie Ben fragen, wie sein Brief ausgesehen hatte. Vielleicht war Wayne derjenige, der Ben hergelockt hatte. Emma traute es ihm durchaus zu; er war so verbittert, dass er gewillt war, ihnen so viel Ärger und Verdruss wie nur möglich zu bereiten. Vielleicht glaubte er sogar, Kelly würde auch kommen, wenn sie entdeckte, dass Ben gekommen war.
    Ja, das ergab einen Sinn. Wayne war über Kellys Verschwinden nie hinweggekommen. Zuerst hatte es ihm mitleidige Blicke der Leute eingetragen, im Laufe der Jahre war man dazu übergegangen, über ihn zu lachen. Nach zehn Jahren wirkte er eher wie ein armer Narr und nicht wie ein von Sehnsucht verzehrter Liebhaber.
    Wayne gab Ben die Schuld an der ganzen Katastrophe. Und es war Wayne gewesen, der angedeutet hatte, dass Ben und seine Gruppe von Umweltschützern den Damm gesprengt und ihren Dad getötet hatten.
    Der alte Schreibtisch ächzte, als sie das Rolltop hochschob. Das Innere war viel ordentlicher als das ganze Zimmer, richtig aufgeräumt. Es sah aus, als wäre Wayne nur an dieser Stelle professionell vorgegangen. Seine Lohnschecks steckten feinsäuberlich geordnet in einem der kleinen Fächer.
    Sie entdeckte Briefpapier und Umschläge und stibitzte je ein Exemplar. Dann suchte sie alle Schubfächer ab, bis in den hintersten Winkel, konnte jedoch keinen Brief von Kelly finden. Aber unter dem Löschpapier erspähte sie in hastiger, grober Schrift ein paar Ziffern. Emma studierte sie und kam zu der Erkenntnis, dass es Längen- und Breitengrad-Koordinaten waren. Keine Planskizze mit parallelen Linien und genauen Angaben wie für einen Abholzungsplan für Waynes Firma, sondern eine einzige, ganz spezielle Stelle.
    Diese Angaben konnten alles Mögliche bedeuten. Mit einem GPS konnte Wayne jeden Punkt für späteren Gebrauch markieren, den er im Wald ausgewählt hatte. Die Koordinaten konnten der Ausgangspunkt für Holzvermessungen sein. Es konnte ein Holzfällercamp sein. Oder eine Quelle, die er entdeckt hatte. Sie steckte das Papier wieder unter den Löschbogen und blickte sich seufzend in dem Raum nach einer Stelle um, die für ein Versteck der Briefe in Frage kam.
    Emma wollte eben den Rolldeckel schließen, als sie die Ecke des Papierbogens unter dem Löschpapier hervorlugen sah. Sie schob sie hinein, um keine Spur ihrer Schnüffelei zu hinterlassen, konnte aber aus irgendeinem Grund ihre Aufmerksamkeit davon nicht losreißen. Die Koordinaten hatten ihre Neugierde geweckt. Sie hatte ein GPS in der Cessna, daneben auch noch ein Handgerät, und sie kannte die genauen Koordinaten von Medicine Creek Camps. Diese Angaben hier zeigten einen Punkt nordwestlich ihres Camps, keinen Tagesmarsch entfernt.
    Sie wusste auch, dass es in dieser Richtung nichts gab. Dort war seit fast vierzig Jahren kein Holz mehr gefällt worden.
    Sie zog das gestohlene Blatt Briefpapier heraus und notierte rasch die Koordinaten. Dann schob sie den Zettel wieder unter das Löschpapier, schloss den Deckel und versperrte ihn. Sie nahm die Wäsche aus dem Korb und legte die Sachen auf Waynes Bett, anstatt sie in seiner Kommode zu verstauen. Sollte doch der Kerl seine Socken selbst sortieren.
    Sie wollte nach Hause, sich ein langes, entspanntes Bad gönnen und sich für einen Abend mit sicherem katastrophalem Ausgang anziehen.
    » Was machst du da? Wir kommen zu spät.«
    Emma blickte mit gerunzelter Stirn zu Ben auf.
    » Ich beschaffe Sprengstoff für den bevorstehenden Kampf mit Mikey. Das hier ist ein Wild-Zeitnehmer. Hier. Nimm diese Schnur und mach sie dort drüben an dem Verandapfosten fest.«
    » Was zum Teufel ist ein Wild-Zeitnehmer?«
    Emma richtete sich auf und achtete darauf, dass ihr Mantel bis zum Kinn zugeknöpft war.
    » Eine Uhr mit einer Schnur daran. Diese Schnur spannt man über einen Wildwechsel und schaltet die Uhr ein. Kommt ein Stück Wild des Weges, berührt es die Schnur und stoppt die Uhr. Auf diese Weise stellt man fest, wann das Wild dieses spezielle Gebiet aufsucht. Die meisten Tiere sind Gewohnheitstiere.«
    » Und wir stellen die Vorrichtung auf deiner Veranda auf… warum?«
    » Damit ich genau weiß, wann dein Sohn nach Hause kommt. Das liefert mir die Munition, um ihn einer Lüge zu überführen.«
    » Warum sollte Mike dich anlügen?«
    » Eine neue Angewohnheit, seitdem sein Vater ihm geraten hat, auszugehen und sich ein wenig zu amüsieren.«
    » Aber Em, du weißt doch,

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