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Wogen der Leidenschaft - Roman

Wogen der Leidenschaft - Roman

Titel: Wogen der Leidenschaft - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Janet Chapman
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teilen?«
    » Ben, ich hätte vor zehn Jahren etwas tun sollen. Ich hätte vor fünfzehn Jahren etwas tun sollen. Sogar damals war ich alt genug, um zu wissen, dass es nicht richtig ist, einem Vater zu verschweigen, dass er ein Kind hat. Ich würde niemandem verzeihen, der mir das angetan hätte.«
    Tränen flossen über ihre Wangen.
    » Ach was, Em«, brummte Ben. Er nahm sie in die Arme und wiegte sie– im dunklen Schatten der Föhren, in der Stille des kalten Herbstabends.
    » Das ist unser Problem. Du kannst nicht glauben, dass ich verstehe, warum du Michael all die Jahre für dich behalten hast.«
    » Das solltest du nicht.«
    » Aber ich tue es. Weil ich deine Liebe zu ihm fühlen kann.«
    Emma blickte auf.
    » Ich kann nicht mal sagen, ich würde anders handeln, wenn ich noch eine Chance hätte. Ich weiß ehrlich nicht, ob ich die Kraft dazu hätte.«
    » Du hattest die Kraft, vor einem Monat den Brief an mich abzuschicken. Warum damals?«
    Emma machte sich los und ging zu Bens Wagen.
    » Ich habe dir den Brief nicht geschickt. Das muss Mikey gewesen sein. Er ist zwar erst fünfzehn, aber nächsten Januar betritt er die riesige Welt des Colleges. Er braucht außer mir noch jemanden, der ihn führt, einen Vater, der ihm den Weg weist. Er braucht dich.«
    » Und dich auch.«
    » Nicht wirklich. Alle Küken verlassen einmal ihr Nest. Michael wird vielleicht eher flügge als die anderen, aber ich werde für ihn schon Vergangenheit. Und er möchte dich als seine Zukunft.«
    » Er hatte nie die Absicht, dich hinter sich zu lassen. Weißt du das nicht auch inzwischen?«
    » Ich werde immer seine Tante sein, das steht fest. Aber er braucht mehr.«
    Ben öffnete die Beifahrertür und hob sie auf den Sitz. Die Hände um ihre Taille, sah er ihr in die Augen.
    » Er kann uns beide haben.«
    » Ich muss mein eigenes Leben überdenken. Ich beabsichtige dieses Nest gleich nach Mikey zu verlassen.«
    » Du kannst uns beide haben, Em.«
    Sie schüttelte den Kopf, drehte sich um und sah geradeaus. Der Hauch eines Seufzers erreichte sie, ehe er leise die Tür schloss. Emma starrte seinen Rücken an, als er über den See blickte und die breite, starke Silhouette seiner Schultern wie aus schwarzem Marmor gemeißelt schien.

10
    G ib mir deinen Mantel. Ich hänge ihn auf und hole uns Pappbecher. Möchtest du etwas vom Büfett?«
    Emma befingerte den obersten Knopf ihres Mantels. Der Tanzabend fand im Feuerwehrhaus statt. Die Fahrzeuge hatte man herausgefahren und das ganze Gebäude dekoriert– Tische standen an den Wänden, die Beleuchtung war gedämpft, eine Band saß an der Seitenwand. Emma hatte einen Tisch weiter hinten in der Ecke gewählt, wo es hoffentlich so dunkel war, dass weder sie noch Ben erkannt wurden.
    » Ich behalte ihn noch eine Weile an. Ich bin fast erfroren.«
    Ihr Begleiter zog eine Braue in die Höhe.
    » Was verbirgst du darunter, Emma?« Er spähte zu ihren hellroten Schuhen und den in einer hauchdünnen Strumpfhose steckenden Beinen hinunter.
    » Langsam werde ich neugierig.«
    Sie öffnete die mitgebrachte Kühltasche und winkte ihn weg.
    » Hol lieber Becher und Eis. Ich bin noch nicht hungrig.«
    Als Ben sich entfernt hatte, knöpfte sie ihren Mantel auf und warf ihn über einen Stuhl. Rasch drapierte sie Gretas Schal um ihre Schultern und vergewisserte sich, dass sie vom Hals bis zur Taille bedeckt war.
    Was war nur in sie gefahren, dass sie dieses Kleid angezogen hatte?
    Sie besaß zwei andere, viel züchtigere Kleider, doch hatte sie den Einflüsterungen der sündigen Teufelsfee heute Nachmittag wieder nachgegeben.
    » Ich möchte mit dir reden.«
    Emma blickte auf.
    Vor ihr ragte Wayne Poulin auf, und seine Haltung deutete an, dass er nicht gekommen war, um sie um einen Tanz zu bitten.
    » Hi, Wayne, was gibt es?«
    Um einschüchternder zu wirken, beugte er sich vor und stützte die Hände auf den Tisch. Aber sie hatte sich vor Wayne Poulin nie gefürchtet und würde sich auch jetzt nicht von ihm Angst einjagen lassen.
    » Du sollst mir den Jungen vom Leib halten.«
    Sie staunte nicht schlecht.
    » Ich kann mir nicht denken, dass Mikey deine Nähe sucht. Wo ist das Problem?«
    » Er war heute in meinem Zimmer. Als ich heute von der Arbeit kam, ist der Junge aus Gretas Haus gekommen. In meinem Zimmer habe ich dann gemerkt, dass jemand sich darin aufgehalten hatte. Und geschnüffelt hat.«
    » Ich war in deinem Zimmer.« Emma stand auf und zwang ihn, sich aufzurichten, um ihr auf Augenhöhe ins

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