Wogen der Leidenschaft - Roman
Gesicht sehen zu können.
» Ich habe für Greta deine Wäsche hinaufgebracht und Staub gewischt.«
Er kniff die Augen zu schmalen Schlitzen zusammen.
» Du hast nicht nur Staub gewischt.«
Emma zuckte mit den Schultern.
» Vielleicht habe ich ein paar Dinge verschoben, als ich saubergemacht habe. Tut mir leid.«
» Was hast du gesucht?« Wayne verschränkte die Arme. Sein Blick glitt an ihr hinauf und hinunter, und seine Augen glänzten.
» Heute siehst du deiner Schwester sehr ähnlich, Emma Jean. Wieso das? Hast du heute ein heißes Date?«
» Die Lady hat heute ein besitzergreifendes Date, Poulin. Deshalb schlage ich vor, Sie trollen sich unverzüglich.«
Wayne Poulin fuhr mit einem Ruck herum. Emma sah, dass er verblüfft die Augen aufriss, als er den Sprecher erkannte. Er musste den Kopf schräg legen, als er einen Schritt zurückwich.«Sinclair !«, stieß Poulin hervor.
Ben stellte einen Sektkühler und einen Plastikbecher auf den Tisch. Er überragte Wayne um ein beträchtliches Stück. Als Emma die beiden gemeinsam von Angesicht zu Angesicht sah, wurde ihr klar, was sie immer schon gespürt hatte.
Benjamin Sinclair war nicht nur groß, er war auch solide. Ein Typ Mann, der nie vor einem Problem Reißaus nehmen würde. Als er vor sechzehn Jahren Medicine Gore verlassen hatte, hatte er kein schwangeres Mädchen zurückgelassen– er hatte nur eine verunglückte Liebesaffäre beendet. Nichts hätte Ben damals von seinem Kind wegzureißen vermocht, und eine ganze Stadt voller Feindseligkeit würde es jetzt auch nicht können.
Wayne hatte Bens Namen so laut genannt, dass es an den Tischen in der Nähe zu hören gewesen war. Leute drehten sich nach ihnen um. Gespräche verstummten, leises Raunen setzte ein.
Mit dem Gefühl nahenden Unheils beobachtete Emma die Männer, die einander feindselig anstarrten. Wayne stand in Abwehrhaltung da, mit geballten Fäusten, starren Schultern und kaltem Blick. Ben wirkte entspannt, doch Emma wusste, dass er für einen Angriff bereit war, verbal oder physisch.
» Wayne hat sich dafür bedankt, dass ich seine Wäsche hinaufgebracht habe«, sagte sie in die Stille hinein.
» Ich habe Greta ausgeholfen.«
» Wer ist Greta?«, fragte Ben. Er sah sie an, aber Emma wusste, dass seine Aufmerksamkeit uneingeschränkt Wayne galt.
» Ihr gehört die Pension in der Stadt. Sie hat Kelly und mich praktisch aufgezogen.«
» Greta LaVoie«, sagte er und nickte.
» Jetzt erinnere ich mich. Kelly hat mich einige Male zu ihr auf einen Kuchen mitgenommen.«
Emma sah Ben unwirsch an, der ihr zuzwinkerte und in die Kühlbox griff. Er holte eine Whiskeyflasche heraus und goss Whiskey in ein Glas mit Eiswürfeln. Dann tat er die Flasche wieder in die Box und griff nach einem Bier für sich. Er blickte Wayne an.
» Poulin, ich würde Sie ja einladen, sich zu uns zu setzen, aber die Zeiten haben sich geändert. Ich teile meine Dates nicht mehr.«
Wayne entfernte sich steifbeinig.
Emma pfiff leise zwischen den Zähnen.
» Legst du es heute auf Krach an, oder willst du mich in den Wahnsinn treiben?«
Ben, der sein Bier öffnete, blickte auf. Sein Blick erfasste ihren Schal, glitt dann zum roten Kleid darunter. Am Saum blieb sein Blick hängen. Emma sah, dass seine Augen sich weiteten, ehe er den Blick zu ihrem Gesicht hob.
» Hast du vergessen, die Hose anzuziehen, die zu dieser Bluse passt?«, fragte er leise. Sie zog den Schal fester über ihre Brust. Ben ging um den Tisch herum und fasste nach der Rückenlehne ihres Stuhles.
» Setz dich«, befahl er leise.
» Und lass mich nicht vergessen, den Rücken des Kleides beim Tanzen nicht hochzuschieben.«
» So kurz ist es auch wieder nicht.«
Er zog den Stuhl neben ihr hervor und setzte sich so, dass er ihr, die nun höchst wirksam an die Wand gedrängt wurde, den Weg versperrte und sich praktisch als Hüter seines Reviers positionierte.
Emma schnaubte, ehe sie einen Schluck von ihrem Drink nahm. Als er sich umdrehte und sie ansah, ertappte er sie dabei, wie sie ihn anstarrte.
» Was soll das?«
» Du bist wirklich besitzergreifend. Und entweder sehr mutig oder sehr unklug. Ben, wenn du von diesen Menschen akzeptiert werden willst, musst du den längsten Weg gehen. Hier bist du der Schurke– nicht Wayne oder Durham oder irgendwer aus der Zeit vor sechzehn Jahren.«
» Ich habe nichts Unrechtes getan. Ich war ein Junge in den Sommerferien, und ich habe für etwas gearbeitet, an das ich geglaubt habe. Kelly ist… sie ist
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