Wogen der Leidenschaft - Roman
dass ich damit richtiggelegen habe.«
» Ich weiß, dass es nicht ungefährlich ist, einen überintelligenten Halbwüchsigen auf die Gesellschaft loszulassen. Sheriff Ramsey ist gestern vorbeigekommen und hat mich darauf aufmerksam gemacht, dass Michael in der Stadt mit einer fragwürdigen Gruppe Jugendlicher gesichtet wurde.«
» Wie fragwürdig können Jugendliche in Medicine Gore werden?«
» So sehr, dass sie Umweltschützer belästigen, wenn es niemand sieht. Die Eltern der meisten Jugendlichen leben auf die eine oder andere Weise vom Holz, und dieser politische Konflikt ist bis zu den Kindern durchgedrungen.«
» Mike würde nie Dummheiten machen.«
Emma hockte sich hin, um die Zeit einzustellen, und fiel fast über die Stufen, als ihre Absätze schwankten.
» Mikey ist vermutlich ihr Anführer. Ihre letzte Aktion trägt seine Handschrift.«
Ben zog sie vom Rand der Stufen weg. Er nahm die Uhr und bückte sich, um sie am Pfosten zu befestigen.
» Welcher Streich?«
Emma setzte sich neben ihn auf die oberste Stufe, stellte die Uhr ein und prüfte die Schnur. Mikey sollte sie nicht sehen, aber berühren.
» Vorgestern hat jemand um einen Pick-up der Umweltschützer herum ein Blockhaus gebaut.«
Als Ben grinste, blitzten seine Zähne weiß, und seine Augen glänzten im Mondlicht.
» Nicht schlecht. Eigentlich brillant.«
» Sehr brillant. Schlimm war nur, dass man die Holzstämme zum Wagen hin einwärts einschneiden musste, um sie zu entfernen. Und genau das ist dann auch passiert.«
» Hier in der Gegend haben viele Jugendliche Zugang zu einer Ladung Holz und einem Laster. Was lässt dich glauben, dass es Mike war?«
» Weil nur Mike klar sein konnte, wie man etwas in dieser Art anstellt, ohne gegen ein Gesetz zu verstoßen. Schließlich haben sie nicht Hand an fremdes Eigentum gelegt, sie haben nur ein Blockhaus gebaut. Es war ja nicht ihre Schuld, dass der Lastwagen beschädigt wurde. Das haben die Umweltschützer selbst gemacht, als sie versucht haben, den Pick-up zu befreien. Welches Vergehen könnte man den Jungen denn vorwerfen?«
Ben setzte sich auf der Veranda auf den Boden.
» Ja, du hast recht.« Er legte den Arm um ihre Schulter.
» Mike ist ein Genie.«
» Jagt er dir nicht zuweilen Angst ein?«
» Er ängstigt mich zu Tode«, sagte er.
Emma stützte ihr Kinn auf die Fäuste.
» Mich auch.«
» Na, du hast es recht gut überlebt.«
» Nur dank Mikeys Umsicht.«
» Ich liebe deine Beine.«
» Wie bitte?«
» Und dein Haar. Du hast es gerade richtig aufgesteckt, dass man deinen schönen Nacken und deine niedlichen kleinen Ohren sieht. Miss Sands, Sie sehen heute ganz besonders reizend aus.«
Emma schoss unter seinem Arm hervor und war schon auf halbem Weg zum Wagen, ehe er sie einholte.
» Habe ich etwas Falsches gesagt?«
» Danke.«
» Wofür?«
» Für das Kompliment.«
» Hmm. Ich glaube nicht, dass du schon viele bekommen hast. Also noch eines: Ich danke dir, dass du Mike so großartig erzogen hast. Kein Vater könnte sich einen besseren Sohn wünschen.«
Emma blieb stehen und starrte vor sich hin. Hatte sie richtig gehört? Hatte Ben ihr gedankt, weil sie Michael großgezogen hatte?
» Sag jetzt › gern geschehen‹, Em.«
» Aber du hasst mich doch.«
Er schüttelte den Kopf.
» Nein, das tue ich nicht.« Er schob die Hände in die Hosentaschen und wippte auf den Fersen.
» Nicht mehr.«
Emma trat einen Schritt zurück. Seine Worte ließen ihr Herz ein wenig schneller schlagen.
» Ich habe Kelly gehasst, als ich den Brief gelesen hatte. Dann habe ich erfahren, dass Mike bei dir aufgewachsen war, deshalb hat sich meinen Zorn auf dich gerichtet. Aber ich kann dich nicht hassen. Du liebst ihn, Em. Und das kann ich verstehen.«
Er trat zwei Schritte näher und legte seine Hände auf ihre Schultern. Trotz Emmas Befürchtung, er würde ihr Zittern spüren, entzog sie sich ihm nicht.
» Das ist es doch, was du glaubst getan zu haben, ist es nicht so, Em? Du denkst, du hättest deine Seele verkauft, indem du mir Mike vorenthalten hast, eineSünde, die weder ich noch Gott dir vergeben können.«
Als er die Hand hob und sanft eine Träne von ihrer Wange wischte, merkte Emma, dass sie weinte. Noch immer konnte sie sich nicht rühren.
» Ich verzeihe dir, Emma Sands, weil ich wohl ebenso gehandelt hätte.« Er hob ihr Kinn an.
» Mach dir bitte keine Sorgen, ich könnte dir Mike wegnehmen. Wirst du mir glauben, wenn ich sage, dass ich gewillt bin, ihn zu
Weitere Kostenlose Bücher