Wogen der Leidenschaft - Roman
Knöchel war verstaucht und bandagiert, dazu zahlreiche blaue Flecken und Schürfwunden, die sie mit Sicherheit morgen spüren würde.
Der Arzt hatte gesagt, dass sie an diesem Abend entlassen werden konnte.
Und was Beaker betraf, war er mehr als bereit, seinen neuen Job als ihr Leibwächter anzutreten. Es war Ben, der am Rande eines Nervenzusammenbruchs stand.
» Das ist es ja, was mir Angst macht, Nem. Er hat kein Wort über den Absturz oder deinen Arm verloren. Er hat nicht mal gefragt, wie es passiert ist. Er ist einfach aufgetaucht und wollte den behandelnden Arzt sprechen. Dann hat er mich lange und innig umarmt und gesagt, ich solle zu dir ins Zimmer gehen, während er das Gespräch mit dem Arzt geführt hat.«
» Ich… ich glaube, ich sollte ein paar Tage bei Greta bleiben«, sagte Emma.
» Du auch, wenn du möchtest.«
» Unter einem Dach mit Wayne?
Dieser Mistkerl Poulin war also irgendwie in die Sache verwickelt? Mit neu entfachtem Zorn und mit einem Ziel, auf das er ihn richten konnte, verließ Ben das Krankenhaus.
Emma hatte eine Strafpredigt erwartet und hätte diese dem kurzen Kuss und einem lebenden Geschenk mit Zähnen wie Elefantenstoßzähnen vorgezogen.
Sie war schuld, dass sein Sohn fast ums Leben gekommen war, sie hatte eine Situation herbeigeführt, die ihr eine höllisch schmerzende Wunde eingebracht hatte, ihr Neffe war verletzt und stark mitgenommen, und ihr Flugzeug war jetzt ein Schrotthaufen.
Und sie hatte einen Hund.
Emma schenkte dem Tier, das neben ihnen ging, keine Beachtung, als Ben sie hinauf zum Haus trug. Mikey, der noch immer ein wenig verloren wirkte, folgte ihnen mit seinen Blumen, die er ihr ins Krankenhaus gebracht hatte.
Emma blickte über Bens Schulter zur Bucht, wo sonst immer ihre geliebte Cessna geparkt hatte. Sie hatte geknausert und gespart und sich viele Dinge versagt, bis sie sich vor fünf Jahren die Maschine hatte kaufen können. Die Cessna war das Arbeitspferd ihres Unternehmens. Und jetzt gab es die Maschine nicht mehr, und sie selbst war für mindestens einen Monat nicht einsatzfähig. Sie würde alle Gäste, die für den Monat gebucht hatten, anrufen müssen und die Reservierungen stornieren.
Die Jagdsaison war für sie die lukrativste Zeit. Nun würde sie sämtliche Anzahlungen zurückzahlen müssen. Diesen Verlust musste sie verkraften und dazu auch noch eine Menge Leute enttäuschen.
» Soll ich dich ins Schlafzimmer bringen, oder möchtest du lieber noch eine Weile sitzen?«, fragte Ben, als sie die Küche betraten.
Die bereits besetzt war.
Emma, deren Neugierde über ihre Mattigkeit siegte, sagte, sie wolle sich an den Tisch setzen.
» Mikey, könntest du mir eine Tasse Tee machen?«, bat sie und beäugte die zwei Männer, die an der Theke standen.
Scheinbar wenig erstaunt, fremde Männer im Haus anzutreffen, stellte Mikey mit einer Bereitwilligkeit, die verriet, dass er froh ist, etwas zu tun zu haben, Teewasser auf.
Emma studierte die zwei Männer mit offener Neugierde.
Ben räusperte sich.
» Emma, ich möchte dir Atwood vorstellen.« Er deutete auf einen der Männer.
» Er ist in New York mein Sekretär.«
Der Mann lächelte.
» Nett, Sie kennenzulernen, Miss Sands.«
Emma unterdrückte ein Schnauben, als sie ihm die Hand schüttelte. Sekretär, man höre und staune. Atwood sah aus, als verspeise er Babys schon zum Frühstück. Unmöglich, dass diese fleischigen Pranken den ganzen Tag eine Tastatur betätigten– ebenso wenig konnte sie sich ihn vorstellen, wie er Anrufe entgegennahm und Kunden Kaffee servierte. Seine harten, durchdringenden blauen Augen waren ständig in Bewegung, als erwarte er, aus einem der Küchenschränke würde jemand mit einer Maschinenpistole hervorkriechen.
Dem anderen Mann, der in seiner Aufmachung wie ein vorsintflutlicher Holzfäller aussah, war zuzutrauen, dass er Jagd auf die Babys für Atwoods Frühstück machte.
» Das ist Skyler, mein Schwager«, sagte Atwood, der an die Theke zurücktrat.
» Mr Sinclair hat netterweise erlaubt, dass er mich auf diesem Trip begleiten darf. Er hat gerade eine Auszeit.«
Nach irgendeinem Kampfgeschehen, dachte Emma bei sich.
Ben war aus New York mit einem Wachhund und zwei Leibwächtern und wer weiß wie vielen anderen im Schatten lauernden Fußsoldaten zurückgekehrt. Sie hätte Medicine Creek Camps verwettet, dass für jeden Mann, der in ihrer Küche stand, sich mindestens drei in der Stadt herumtrieben.
Wenn Benjamin Sinclair unter Druck geriet, übte
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