Wogen der Leidenschaft - Roman
er Gegendruck aus, mit so viel Einsatz, dass es für einen echten Krieg gereicht hätte.
Mikey hatte offenbar tags zuvor, als er seinen Vater angerufen hatte, um zu gestehen, was passiert war, sein Herz ausgeschüttet. Und Ben hatte sofort eine ganze Armee um sich geschart.
» War einer von Ihnen schon zuvor in Maine?«, fragte sie, obwohl sie die Antwort im Voraus wusste. Der Wildnis waren sie höchstens bei der Wahl ihrer Freizeitklamotten nahegekommen.
» Nein, Ma’am. Wir sind eher an wärmere Gefilde gewöhnt«, sagte Skyler mit einem Lächeln, das eher raubtierhaft als freundlich war.
Emma rieb sich seufzend die Stirn.
» Na, dann machen Sie es sich in Hütte fünf gemütlich. Die ist nämlich frei geworden.« Sie sah Mikey an, als er ihren Tee auf den Tisch stellte– und dazu eine Schüssel, so voll mit Schoko-Cookies, dass sie herausfielen.
» Wir müssen allen Gäste, die für den Rest des Monats gebucht haben, absagen. Morgen kannst du mir helfen, die Anzahlungen zurückzuüberweisen.«
» O Gott, Nem. Daran habe ich gar nicht gedacht. Du kannst keine Führungen machen, und wir haben keinen Flieger mehr.«
» Das ist nur ein vorübergehendes Problem. Die Cessna war versichert. Schon morgen begebe ich mich auf die Jagd nach einer neuen.«
» Morgen wirst du beschäftigt sein«, sagte Ben, der ihr gegenübersaß und sich eine Hand voll Cookies schnappte.
» Womit?«
» Mit Erholung.« Er steckte ein Cookie in den Mund.
Sie würde ihm beibringen müssen, wie man das Zeug richtig aß, entschied sie, ohne auf seine alles andere als subtile Andeutung, sie solle sich zurücklehnen und nichts tun, einzugehen. Sie versuchte, die zwei Hälften ihres Cookies auseinanderzuziehen, doch ihre linke Hand ließ sie im Stich, und das Cookie segelte durch die Luft. Beaker schnappte es sich, ehe es auf dem Boden auftraf.
» Sehr gut, Em«, sagte Ben lächelnd, wohl wissend, dass sie den Leckerbissen nicht dem Hund zugedacht hatte.
» Du musst ihn mit Leckerlis verwöhnen. Das festigt die Bindung.«
Sie sah den Hund unwillig an, der sie mit großen, erwartungsvollen Augen anblickte. Ihr Herz schmolz dahin– ansatzweise.
Ein so ruhiger Hund. Und unaufdringlich. Er lief neben ihnen her wie ein stummer Schatten. Außerdem schien er wohlerzogen zu sein. Auf der Heimfahrt vom Krankenhaus hatte Beaker stillvergnügt hinten gesessen und aus dem Fenster den vorüberziehenden Wald beobachtet.
» Schokolade ist nicht gut für Hunde«, sagte sie, nahm noch ein Cookie und schaffte es, dieses zu teilen.
Sie entfernte die Schokolade aus dem Inneren mit ihren Zähnen und reichte den Vanilleteil mit vorsichtig ausgestreckter Hand dem Hund.
Ebenso vorsichtig nahm Beaker die Köstlichkeit in Empfang, wobei seine weiche Schnauze ihre Finger streifte. Er rückte näher, lehnte sich an ihr Bein und stützte sein Kinn auf ihr Knie.
Ein Hund. Ein großer, ruhiger, erholungsbedürftiger Hund, zum Töten ausgebildet.
Und er gehörte ihr.
» Wo soll er schlafen?«, fragte sie.
» Bei dir«, gab Ben zurück.
» Und wenn ich mich nachts umdrehe und ihn bedränge? Er könnte wütend werden.«
» Wir können ihm ein Lager auf dem Boden zurechtmachen.«
Emma sah wieder den Hund an.
» Nicht sehr bequem. Hast du nicht gesagt, er brauche Ruhe und Frieden, weil seine Nerven zu stark beansprucht wurden?«
Atwood bekam einen Hustenanfall.
» Mikey, kümmere dich um Tee für Mr Atwood. Und auch für Mr Skyler. Gentlemen, nehmen Sie doch Platz und greifen Sie bei den Süßigkeiten zu.«
Die Männer sahen Ben an, als warteten sie auf sein Einverständnis.
» Bei uns geht es ganz lässig zu«, äußerte Emma mit der Autorität einer Gastgeberin, die ihren Heimvorteil nutzt.
» Holen Sie sich einfach eine Tasse aus dem Schrank, und Mikey wird Ihnen Tee eingießen. Haben Sie schon gegessen?«
» Ja, Ma’am«, sagte Skyler und kam der Aufforderung nach.
» Bitte, lassen Sie das › Mister‹«, bat sein Schwager, der sich zu ihnen an den Tisch setzte.
» Einfach Atwood und Skyler.«
» Sehr gern, wenn Sie mich nicht › Ma’am‹ nennen«, entgegnete sie und lächelte der Testosteron-Tischrunde zu. Sie wurde das Gefühl nicht los, in ihrer Küche hätten sich Feldherren zu einer Lagebesprechung zusammengefunden.
» Na, fühlst du dich so weit in Ordnung, dass du uns berichten könntest, was gestern passiert ist?«, fragte Ben, als alle saßen und ihren Tee schlürften.
Die Waffenruhe war beendet, das Verhör begann. Emma zog
Weitere Kostenlose Bücher