Wogen der Leidenschaft - Roman
Tisch.
» Schlimm genug, dass ich den ganzen Tag zu Hause hocken muss. Ich brauche keine Armee von Bewachern, die jeden meiner Schritte belauern.«
Seine ernste Miene kehrte wieder.
» Wenn du dir etwas in den Kopf setzt, hältst du stur daran fest und gehst so weit, einfach abzuhauen.«
» Ben, ein Mensch bekommt auch verwöhnt werden mal satt.«
Seine Züge waren wie gemeißelt, als er sie anstarrte. Wieder spürte Emma, wie es ihr kalt über den Rücken lief. Ben hatte kein Wort darüber verloren, dass sie vor sechs Tagen fast den Tod seines Sohnes verschuldet hätte. Und kein einziges Mal hatte er den Schrotthaufen erwähnt, der nun hinter der Garage lagerte. Er sprach auch nicht von Wayne Poulin und den Koordinaten oder vom Drogenhandel und den Schüssen, die auf sie abgegeben worden waren.
Ben blickte auf Beaker hinunter, der sich zu ihr gesellt und sein Kinn auf ihr Knie gelegt hatte.
» Du könntest eine Pause gebrauchen«, sagte er, und seine Miene wurde weich.
» Du bist zu unabhängig für diese umfassende Aufmerksamkeit, und Beaker und mir wird ein bisschen Zweisamkeit nicht schaden.«
Höchst erfreut über ihren kleinen Sieg tätschelte sie Beakers Kopf, während sie ein Stück Toast von ihrem Teller nahm und an ihren neuen Freund verfütterte.
Ben stieß seinen Stuhl zurück und ging zur Küchentheke, um die Schüssel mit den Cookies zu holen. Er kam wieder an den Tisch und ging daran, die leckeren Stückchen entzweizubrechen und mit einem Tischmesser die Schokolade aus dem Inneren auf seinen Teller zu schaben.
Beaker, der sofort den Kopf hob, sah ihm gespannt zu.
So verfuhr Ben mit etwa zwei Dutzend Cookies und schuf auf diese Weise einen Haufen kleiner Vanillewaffeln. Die schob er zusammen und stopfte sie in seine Tasche.
» Bestechung, Ben?«, fragte Emma mit einem Lachen.
» Selbstverteidigung«, gab er zurück und stand auf.
» Los, Beaker. Wir machen eine Spazierfahrt.« Der Hund stand auf und starrte schweifwedelnd auf Bens Tasche.
Ben ging zur Tür und öffnete sie.
» Komm, Beaker. Hinaus.«
Ihr getreuer Hüter trottete gehorsam zur Tür, blieb dort stehen und warf ihr einen unsicheren Blick zu. Emma nickte.«Los, Junge. Hinaus mit dir.«
Der Hund sprang hinaus.
Ben ließ die Fliegengittertür zuschnappen, als er zurück an den Tisch ging und ihr unters Kinn fasste.
» Jetzt ist er aus dem Weg…«, flüsterte er und nahm ihren Mund in Besitz.
Emmas Zehen krümmten sich, sie musste am Tisch Halt suchen. Verdammt, er brachte ihr Herz in höchste Gefahr, doch war sie nicht gewillt, sich von ihren Ängsten diese Freuden rauben zu lassen. Sie schlang ihren gesunden Arm um seinen Hals und erwiderte seinen Kuss.
Es bedurfte keiner weiteren Aufforderung. Vorsichtig zog er sie auf die Füße und in seine Arme und hüllte sie in seine Wärme und Stärke und seine süß duftende Männlichkeit. Ihre entfesselte Leidenschaft bewirkte, dass sich alles in ihrem Kopf drehte. Der Boden unter ihnen schwankte. Geschirr klirrte. Ein Topf polterte von der Küchentheke auf den Boden.
Emma zog sich zurück und schaute zu ihm auf.
» Wie machst du das bloß?«, flüsterte sie voller Scheu.
Sein Stirnrunzeln ließ sie laut auflachen.
» Herrgott, Nem! Das war jetzt ziemlich heftig«, rief Mikey aus, der in die Küche stürzte und jäh innehielt, als er seine Tante in den Armen seines Vaters sah.
Emma, die nun erst erfasste, dass sie eng an Ben geschmiegt dastand, löste sich von ihm.
Die Tür wurde aufgerissen, Atwood und Skyler stürmten herein, dicht gefolgt von Beaker. Den zwei Männern sprangen fast die Augen aus dem Kopf. Beaker suchte winselnd nach einem Plätzchen zum Verkriechen.
Emma lachte laut auf.
» Was war das?«, fragte Atwood atemlos.
» In Maine gibt es doch keine Erdbeben, oder?«
Sie schüttelte den Kopf.
» Normalerweise nicht, aber ein bisschen Grollen gibt es schon hin und wieder. Gerade so viel, dass das Geschirr klirrt.«
» Das war mehr als ein Klirren«, warf Skyler ein.
» Das ist die Gegenreaktion der Erde, die vor Tausenden von Jahren von schweren Gletschern belastet wurde«, erklärte Mikey.
» Oder es könnten die heißen Quellen sein«, fuhr er fort und sah Emma an, » vielleicht erwachen sie wieder grollend zum Leben.«
Viel besser gefiel Emma das Bild von Benjamin Sinclairs erhobenen Armen, die der Natur seinen Willen aufzwangen. Sie schüttelte es energisch ab.
» Also, Gentlemen, da wir jetzt alle hier zusammen sind, möchte Ben Ihnen etwas
Weitere Kostenlose Bücher