Wogen der Leidenschaft - Roman
das Brausen des Wasserfalls übertönte.
Er bettete sie zwischen zwei große Steine und stellte den Rucksack vor sie hin. Ihre Augen wurden groß, als er sich die Flinte über die Schulter hängte, doch war dies ihre einzige Reaktion darauf. Ihre Kraft war verbraucht, vom kalten Wasser aufgesogen. Prellungen auf ihrer Stirn färbten sich bereits purpurn, eine Platzwunde im Haar blutete.
Ben fehlten noch immer die Worte. Bei ihrem Anblick hatte es ihm die Rede verschlagen. Er zügelte seine Gefühle und sprang tief geduckt über die Steine auf die Baumstammbrücke zu. Oben angelangt, legt er mit der Flinte an und ließ den Blick über den Wald auf der anderen Seite der Klamm wandern.
Poulin suchte vermutlich flussabwärts nach Beweisen, dass Emma ihren Sturz nicht überlebt hatte. Da er nicht wusste, dass Ben zur Stelle war, hatte sich die Lage zu ihren Gunsten gewendet. Wayne erwartete nicht, dass sein Zielobjekt zurückschoss.
Schon im Begriff, den Baumstamm in den Wasserfall zu stoßen, fiel ihm etwas ein, und er hielt inne. Mit ein paar Handgriffen ließ sich die Notbrücke in eine Falle verwandeln– für den Fall, dass Poulin versuchen würde, die Klamm zu überqueren.
Unter Zuhilfenahme seines Messers hackte er an der Unterseite des verrottenden Baumes einen Keil heraus und stützte die Stelle mit einem kleinen Stein ab. Er testete den Stamm auf seine Stabilität hin, überzeugt, dass Poulin, von der Suche nach Emma völlig in Anspruch genommen, nicht bemerken würde, dass der improvisierte Steg präpariert war. Dann widmete er sich wieder der Beobachtung des Waldes flussabwärts.
Ein kurzer Blick auf eine Bewegung, und Ben nahm Wayne ins Visier, den Finger am Abzug, aber er kam nicht in Schussposition. Wayne sprang von Stein zu Stein, wobei er ständig seine Position wechselte. Ben wollte es nicht riskieren, länger zu warten. Wayne befand sich noch immer auf der anderen Seite des Gebirgsbaches, und Ben wollte seine Anwesenheit nicht verraten.
Er kletterte hinunter zu Emma, die noch immer dort saß, wo er sie verlassen hatte, die Arme um sich geschlungen und nicht mehr zitternd. So sanft wie möglich zog er ihr die nasse Jacke aus und seinen Parka an, dann nahm er ihr Gesicht zwischen beide Hände, damit sie ihn ansehen musste.
» Emma, hör zu. Wir müssen weiter. Kannst du laufen?«
Sie nickte und umfasste seine Hände. Ben küsste sie auf die Stirn.
» Braves Mädchen. Welche Richtung schlägst du vor?«
» Nach Norden. Wir müssen nach Norden, bevor wir uns nach Osten wenden können.«
Ben blickte nordwärts und sah, dass es in diese Richtung nur bergauf ging.
» Gibt es unterwegs ein Versteck? Wir müssen rasten, bis dir wieder wärmer wird.«
» Da wären die Quellen des Medicine Creek und ein paar Höhlen genau darüber, auf der anderen Seite des Berges.«
Das bedeutete, dass sie keine andere Wahl hatten, als bergauf zu gehen. Sie sah nicht so aus, als ob sie abwärtsgehen konnte, geschweige denn aufwärts.
Er wollte sie stützen, bis sie sich erwärmt hatte.
» Komm, mein Schatz. Wir müssen uns bewegen«, sagte er und zog sie sanft hoch.
Er hob den Rucksack auf den Rücken, hängte die Flinte über die Schulter und schlang einen Arm um ihre Taille, um ihr Halt zu geben. So machten sie sich an den mühsamen Aufstieg, und Ben war verdammt stolz, dass sie sich so sehr bemühte, Schritt zu halten.
Es dauerte jedoch nicht lange, bis ihr ständiges Stolpern ein Weitergehen unmöglich machte. Er griff unter seinen Parka und stellte fest, dass ihre Haut trocken, aber kalt war. Sie produzierte zu wenig Körperwärme, um ihre Kerntemperatur aufrechtzuerhalten. Was sie an Energie noch besaß, verbrauchte sie nun für die Fortbewegung.
» Wie weit noch?«, fragte er und blieb stehen, damit sie zu Atem kommen konnte.
Sie blickte um sich und versuchte, sich im Wald zu orientieren.
» Noch ein paar hundert Meter, glaube ich.« Ihr Atem kam angestrengt, ihre Worte waren kaum hörbar.
Ben warf einen Blick zurück, ehe er nach unten fasste, seine Schulter in Höhe ihres Magens positionierte und sie über seinen Rücken legte wie ein Feuerwehrmann.
» Wenn wir es schaffen sollen, muss ich dich tragen.«
Als er seiner Schätzung nach weit genug gegangen war, stellte er Emma auf die Füße und hielt sie fest.
» Wo?«, fragte er.
» Dort«, sagte sie mit einem taumelnden Schritt.
» Noch ein Stückchen weiter oben.«
Großartig. Also weiter bergauf. Er leitete ihre Schritte mit einer Hand an
Weitere Kostenlose Bücher