Wogen der Leidenschaft - Roman
was du hier draußen treibst? Als ich dich verließ, hast du mit einem Buch vor dem lodernden Kamin gesessen.«
Sie senkte den Blick und zupfte an einem seiner Hemdenknöpfe.
» Kelly hat mich angerufen«, flüsterte sie.
Er erstarrte, dann hob er ihr Gesicht an.
» Kelly ist tot, Emma.«
» Das weiß ich jetzt. Wayne hat mich hereingelegt. Ich glaube, dass er sie getötet hat. Wieso… wieso weißt du, dass Kelly tot ist?«
Ben umfasste ihren Kopf und zog ihr Gesicht an seine Brust. Er konnte es nicht ertragen, ihren Schmerz zu sehen.
» Atwood und ich sind zu der Überzeugung gelangt, dass Waynes Koordinaten ihr Grab bezeichnen.«
Sie legte den Kopf in den Nacken, um zu ihm aufzublicken.
» Wann?«
» Vor ein paar Tagen, nachdem wir uns hier selbst umgesehen hatten. Die Ermittlungen, die ich in New York in die Wege geleitet habe, haben keine Spur von ihr geliefert; Kelly ist vor zehn Jahren praktisch vom Erdboden verschluckt worden. Und als ich hier an die bewusste Stelle gekommen bin, war es… als wenn sich nun alles zusammenfügen würde.«
Er strich durch ihr Haar, von dem Wunsch erfüllt, ihren Kummer lindern zu können.
» Wäre deine Schwester noch am Leben, hätte sie sich irgendwann bei dir gemeldet. Nie hätte sie dich und Mike für immer verlassen. Menschen werden mit der Zeit reifer, bereuen ihre Entscheidungen und stellen sich Fragen. Kelly wäre nicht für immer weggeblieben, also bleibt nur eine Möglichkeit übrig: Sie muss tot sein.«
Emma begrub schluchzend ihr Gesicht an seiner Brust.
» Und ich habe zehn Jahre lang meine Schwester gehasst, während sie schon die ganze Zeit über tot war!« Sie blickte zu ihm auf und fasste mit verzweifeltem Griff in sein Hemd.
» Sie hat uns nie verlassen. Sie hat Mikey nie verlassen. Aber… sie hat eine Nachricht hinterlassen. Sie hat geschrieben, dass sie gehen wollte und sich melden würde.«
» Gut möglich, dass Kelly tatsächlich fortgegangen ist. Ich denke, dass sie Angst vor Wayne hatte und geglaubt hat, es wäre für Mikes Sicherheit am besten, wenn sie ginge. Ich glaube auch, dass sie Verbindung mit dir aufnehmen wollte, sobald sie sich in Sicherheit gebracht hatte. Nur hat sie es niemals aus Medicine Gore herausgeschafft– Poulin hat sie vorher in seine Gewalt bekommen.«
Wieder suchte sie Deckung in seinem Hemd, und Ben drückte sie so fest an sich, wie er es wagen konnte, und wiegte sie in seinen Armen.
» Er hat auch meinen Vater auf dem Gewissen.« Wieder blickte Emma auf. Ben sah durch die Tränen ihre Empörung.
» Dann hat er es so eingerichtet, dass er dich als Schuldigen hinstellen konnte.«
Nicht wirklich erstaunt seufzte er, als er ihr die Tränen fortwischte.
» Ja. Und es hat funktioniert.«
» Bis Kelly es herausgefunden hat.«
» Und du in seinem Zimmer geschnüffelt hast.«
» Er ist es auch, der die Umweltschützer in die Sache hineingezogen hat. Er weiß, dass dieser Abschnitt hier nächsten Sommer abgeholzt werden soll. Während er scheinbar auf Seiten der Sägewerke steht, hetzt er heimlich die Öko-Freaks auf.«
» Bei Holzfällerarbeiten musste er damit rechnen, dass man auf Kellys Leichnam stoßen würde. Und Poulin wusste, dass er in diesem Fall als Hauptverdächtiger dastehen würde.«
» Wir müssen ihn aufhalten, ehe er flüchten kann«, sagte sie und versuchte, sich aufzusetzen.
Er drückte sie nieder.
» Erst müssen wir hier herauskommen. Poulin weiß nicht, dass ich da bin. Er glaubt, er hätte es mit einer verletzten, halb ertrunkenen Frau zu tun, deshalb wird er viel Zeit mit seiner Suche unten am Bach vertan haben. Kennt er diese Höhle?«
Sie lehnte sich an ihn.
» Er muss sie kennen. Im Auftrag der Sägewerke durchstreift er hier das ganze Gebiet, um geeignete Bestände zum Fällen zu suchen. Hier agiert er auf seinem ureigenen Terrain.«
Ben setzte sich auf und zog Emma mit sich.
» Dann müssen wir uns leider wieder in Bewegung setzen. Glaubst du, dass du dazu imstande bist?«
Sie starrte ihn erstaunt an.
» Wozu?«
Ganz plötzlich warf sie sich in seine Arme und küsste ihn auf sein Kinn.
» Ich liebe dich, Ben.«
» Ich bin so gut wie sicher, dass wir diese Tatsache vergangene Nacht geklärt haben«, sagte er auflachend. Er spürte, dass ihr Körper wieder eigene Wärme produzierte.
Sie hob den Kopf so jäh, dass sie gegen sein Kinn stieß.
» War es vergangene Nacht?«
Ben küsste sie leidenschaftlich und kostete ihre süße Lebendigkeit. Mit seiner Zunge drängte er
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